Theo Waigel:Minister Augenbraue

Zum 70.Geburtstag von Theo Waigel: ein Rückblick auf eine Karriere, die geprägt war von Haushaltslöchern und Rivalitäten mit Edmund Stoiber. Theo Waigel im Spiegel der Karikaturisten.

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Als hartgesottener, kraftvoller und kämpferischer Politprofi wird Waigel gerne beschrieben. Als "leidenschaftlichen Parlamentarier" bezeichnet er sich anlässlich seines 70. Geburtstags (am 22. April) selbst. Dabei blickt er zurück auf ein "erfülltes politisches Leben mit Höhepunkten und Enttäuschungen".

Die Hanns-Seidel-Stiftung zeichnet in einer Ausstellung sein politisches Leben aus Sicht von Karikaturisten nach.* sueddeutsche.de zeigt vorab eine Auswahl.

Sein CSU-Parteibuch hat er sich schon 1960 zugelegt. Die politische Karriere startet er nicht in Bayern, sondern im Bundestag, wo er es bis zum CSU-Landesgruppenchef bringt. Im Herbst 1988 ist er dann auch in Bayern in der ersten Reihe der CSU gefragt ist.

Nach dem Tod von Franz Josef Strauß am 3. Oktober 1988 braucht die Partei eine neue Führung. Während Max Streibl neuer bayerischer Ministerpräsident wird, wählt die Partei Waigel zum Parteichef. Rasch entwickelt sich in der CSU das sogenannte "Nase-vorn-Spiel", um die Frage: Wer ist die Nummer eins? Streibl oder Waigel?

Den damaligen Innenminister Edmund Stoiber beauftragt Waigel mit der Neufassung des CSU-Grundsatzprogrammes - ausgerechnet den Mann, der später einer seiner ärgsten Konkurrenten innerhalb der CSU sein wird.

Karikatur: Ernst Maria Lang, 1988 ("Erster Geiger Streibl: Also, spielen wir jetzt den Strauß - oder schreibst uns was Neues...")

(*Ausstellung: Vom 25.4. - 29.11.2009 in Kloster Roggenburg, Klosterstraße 3, 89297 Roggenburg; Öffnungszeiten: Do - Sa 14 - 17 Uhr, Sonn- und Feiertags 10.30 - 12 Uhr, 14 - 17 Uhr; Eintrittspreise: Erwachsene 2,50 Euro, · ermäßigt 1,50 Euro, Kinder bis 6 Jahre frei, 7 bis 12 Jahre 0,50 Euro)

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Auch als CSU-Chef denkt Waigel nicht daran, seine bundespolitischen Ambitionen aufzugeben. Im Zuge einer Kabinettsumbildung ernennt Bundeskanzler Helmut Kohl den Schwaben 1989 zu seinem Finanzminister.

Bereits ein Jahr später ist Waigel im Fadenkreuz der Kritik: Trotz glänzender Konjunktur treibt Waigel die Neuverschuldung des Bundes im Wahljahr 1990 auf 33,7 Milliarden Euro hinauf. Als "Stimmenfang auf Pump" geißelt die sozialdemokratische Opposition das Finanzgebaren des Ministers.

Karikatur: Horst Haitzinger, 1990 ("So, Knecht Rupprecht, jetzt können wir ganz ungestört einsacken!")

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Das Wahlversprechen der Union, "keine Steuererhöhung zu Zwecken der deutschen Einheit", erweist sich schnell als unhaltbar. Die Neuverschuldung des Bundes steigt mit dem dritten Nachtragshaushalt 1990 auf besorgniserregende 67 Milliarden Euro. Im Parlament kursiert schon bald der Spitzename "Herr der Löcher". Und für Waigel geht es ums politische Überleben. Die Folge: Steuererhöhungen.

Karikatur: Haitzinger, 1997

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Die nachlassende Weltkonjunktur macht auch vor Deutschland nicht halt. In Folge der Rezession und den Kosten der Wiedervereinigung steigt die Arbeitslosigkeit, Firmen gehen pleite und Steuerausfälle reißen immer größere Milliardenlöcher in den Bundeshaushalt.

1993 erreicht der Anteil der Steuer- und Sozialbeiträge am Bruttosozialprodukt einen Höchststand von 44 Prozent - und Waigel wird immer wieder als "größter Schuldenmacher aller Zeiten" bezeichnet.

Karikatur: Dieter Hanitzsch, 1992 (Mehrkämpfer Waigel, auch olympiareif: "Ja, das alles, auf Ehr', das kann ich - und noch mehr...")

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Nicht nur in Bonn muss Waigel gegen zahlreiche Widerstände ankämpfen. Sein ärgster Widersacher sitzt in Bayern: Edmund Stoiber.

Nach dem erzwungenen Rücktritt von Max Streibl entbrennt 1993 ein Machtkampf zwischen Waigel und Stoiber um den Stuhl des Ministerpräsidenten. Obwohl Waigel Parteichef ist, unterliegt er dem machtbewussten Oberbayern Stoiber, der auf einen überraschenden Rückhalt in der Partei bauen kann.

Auch noch Jahre später trauten sich beide nicht über den Weg.

Karikatur: Dieter Hanitzsch, 1997 ("Gemeinsamkeit in Bayern")

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Geschwächt zieht die CSU 1994 in den Bundestagswahlkampf: Verschiedene Affären, der Rücktritt von Ministerpräsident Max Streibl sowie ein schlechtes Ergebnis bei der Europawahl kratzen am Ansehen der Partei. Ihren Einfluss in Bonn in der Bundesregierung schmälert das jedoch nicht. Das schwache Abschneiden der FDP verhilft der CSU sogar noch zu einem weiteren Parlamentarischen Staatssekretär.

Kariaktur: Dieter Hanitzsch, 1994 (Man ist wieder wer: "Mit den Bayern werden in der nächsten Zeit Verhandlungen etwas schwieriger sein...")

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Die Kritik an Finanzminister Waigel reißt indes nicht ab. Immer wieder droht der Haushalt aus dem Ruder zu laufen. Immer wieder muss Waigel Haushaltssperren verhängen und sein Talent in "kreativer Buchführung" beweisen, um die Kriterien des Maastrichter Vertrages zur Teilnahme an der Europäischen Währungsunion zu erfüllen.

Karikatur: Horst Haitzinger, 1996 (Die drei Tenöre: "Wir haben kein Geld, sind vogelfrei...")

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Waigel kämpf nicht nur in Bonn, sondern auch weiterhin an der bayerischen Front: Der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück erinnert sich noch gut an die Rivalitäten zwischen Waigel und Stoiber: "Die Art der Auseinandersetzung damals mit persönlichen Angriffen haben bei Waigel schwere Narben hinterlassen", sagt er. So schwere, dass Waigel mit dem Gedanken gespielt hat, der Partei für immer den Rücken zu kehren.

Doch er blieb, was er war: Finanzminister in Bonn. Eine gute Entscheidung, findet er heute - auch, wenn der Ausgang des Machtkampfes als schwerer Prestigeverlust für Waigel gewertet wurde.

Kariaktur: Ernst Maria Lang, 1997 (Theo Waigel: "Und dem da bringst a G'stinkertes...")

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Egal, wie groß der Widerstand auch sein mag. Und egal, ob er aus den eigenen Reihen kommt: Waigel setzt sich für die Dinge ein, von denen er überzeugt ist - wie etwa die Einführung des Euro.

Kariaktur: Ernst Maria Lang, 1998 (Oberförster Waigel: "Bist narrisch, Edi, der ist doch heilig...")

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Waigel im Dauertief: Die Kritik an ihm verstummt nicht. Wahlerfolge wie bei der Landtagswahl 1998 schreibt man seinem Konkurrenten Stoiber zu, für Niederlagen wie bei der Bundestagswahl aber macht man den Parteichef verantwortlich.

Im Oktober 1998 scheidet er mit dem gesamten Kabinett Kohl aus der Bundesregierung aus. "Das Ende eines glücklosen Kassenwarts", titelte damals das Handelsblatt.

Waigel hat genug: Unmittelbar nach der Bundestagswahl zieht er überraschend die Konsequenzen und überlässt Edmund Stoiber 1999 den Posten des Parteichefs.

2002 legt er er nach 30 Jahren auch sein Bundestagsmandat nieder. Wie schon zuvor angekündigt, widmet Waigel sich von da an verstärkt seiner Famile - und macht doch immer wieder mit pointierten Bemerkungen über die CSU von sich reden.

Karikatur: Dieter Haitzinger, 1999 (Rentnerträume)

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