Tarifgespräche:Streit im Rettungsdienst

Verdi kritisiert zu lange Arbeitszeit bei BRK und fürchtet um Patienten

In der Auseinandersetzung um einen neuen Manteltarifvertrag für das Bayerische Rote Kreuz (BRK) wird an diesem Freitag mit harten Bandagen gekämpft. Am Vortag der Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi sagte BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk: "Ich gehe da, ehrlich gesagt, ziemlich geladen rein!" Anlass für die Aufregung innerhalb der BRK-Führungsriege ist die jüngste landesweite Medien-Kampagne der Gewerkschaft. "Wer will sich im Notfall auf einen übermüdeten Rettungsassistenten oder Rettungssanitäter verlassen müssen? Wer möchte von einer gestressten oder ausgepowerten Pflegekraft gepflegt werden?", hatte Verdi-Fachbereichsleiter Robert Hinke - zuständig für Gesundheit und Soziales - als Frage in den Raum gestellt.

In einzelnen Regionen Bayerns wiederholten Rettungskräfte des Roten Kreuzes diese Frage bei Pressekonferenzen. Wer müde und abgespannt sei, gefährde im Straßenverkehr sich und andere, hieß es da. Durch zu lange Dienstzeiten könnten insbesondere die Mitarbeiter des Rettungsdienstes ihren Pflichten nicht mehr umfassend nachkommen und gefährdeten somit letztlich auch die anvertrauten Patienten.

Zudem klang durch: Das BRK missbrauche tariflich vereinbarte Arbeitszeitregelungen zu Lasten der Mitarbeiter. So etwa die Vereinbarung, festgelegte Dienstpläne innerhalb von zwei Tagen umgestalten zu können. "Das ist Unsinn", sagte Stärk dazu. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass einige wenige Rettungsdienstleiter ihre Möglichkeiten dazu nutzten, ihnen missliebige Untergebene häufiger aus der Freizeit in den Dienst zu beordern. In der Regel aber werde die Vereinbarung dafür gebraucht, Lücken aufzufüllen - "und zwar dort, wo Personal durch Krankheitsfälle ausfällt".

Stärk betonte, ihm sei klar, dass die Belastung im Rettungsdienst gestiegen sei. "Wir arbeiten daran", sagte er. Aus Sicht von Verdi offenbar nicht genug. Die Gewerkschaft hat ihren Forderungskatalog in den zurückliegenden Tagen aufgestockt: Sie will nicht nur die Arbeitszeit von einer 45-Stunden-Woche auf 38,5 Stunden senken. Mitarbeiter im Alter von 55 Jahren an und höher sollen stufenweise gestaffelt bis 2021 nur noch 34,2 Stunden in der Woche arbeiten. Stärk bezeichnete die jüngste Forderung als "absolut unrealistisch und unbezahlbar".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: