Tanzen auf dem Oktoberfest:Schunkeln verboten!

Auf dem Oktoberfest wird nicht getanzt, sondern nur geschunkelt? Von wegen! Beim "Lindy Exchange" swingen Pärchen im Löwenbräuzelt durch das Bierzelt.

Petra Markovic

Christine von Scheidt strahlt über das ganze Gesicht. Sie ist etwas verschwitzt und ziemlich außer Atem, denn sie hat eben getanzt. Und das auf dem Oktoberfest. Dem Ort, wo sonst nur geschunkelt wird.

Christine von Scheidt hat den Lindy Hop getanzt, auch Swing genannt. Der Tanz ist über 70 Jahre alt und stammt aus den dreißiger Jahren. Sie ist an diesem Sonntag mit über hundert weiteren Tänzern im Löwenbräuzelt auf der Galerie. Dort haben sie elf Tische reserviert. Viele der Tänzer sind von weit her angereist. "Dieses Jahr haben wir viele Australier und Österreicher. Ansonsten ist das Feld ziemlich durchmischt", erklärt Christine.

Sie ist die Veranstalterin des sogenannten "Lindy Exchange" in München. Das ist so etwas wie ein Schüleraustausch - allerdings für Tänzer. Lindy Hopper besuchen andere Städte und übernachten dort bei einheimischen Tänzern. Organisatorin Christine hat selbst sieben Tänzer aus aller Welt bei sich aufgenommen.

Gerade die Besucher aus Übersee planen ihren Aufenthalt in Europa so, dass sie in München beim Lindy Exchange teilnehmen können, schließlich sind die Unterkünfte nicht gerade billig. "Außerdem findet man so am schnellsten Freunde. Mit Einheimischen lernt man die Stadt gleich ganz anders kennen", sagt Belinda aus Australien.

Belinda ist mit ihrer Freundin Tanja nach München gekommen. Beide leben für ein halbes Jahr in Großbritannien, haben sich allerdings noch in Australien ein "Oktoberfestkleid" in Dirndl-Optik für den Wiesnbesuch mit den Tänzern gekauft. Auch die Besucher aus Wien kommen nicht unvorbereitet. Sie haben Schaumstoffherzen mit der Aufschrift "Swing it" gebastelt - und einen dieser Anstecker in einer spontanen Bierzeltaktion - während die Band pausiert hat - meistbietend verkauft. Er ging für 14 Euro an Thai Tran aus London.

Kaum spielt die Band nach einer längeren Pause die ersten Takte, finden sich schon die ersten Tanzpaare zusammen und wiegen ihre Körper zum Klang von bayerischer Humpa-Musik. Die Bedienungen sind ob der vielen rotierenden Paare etwas entnervt, freuen sich aber über die Abwechslung und bestaunen mit den anderen Gästen die ausgefallenen Tanzfiguren.

Um fünf Uhr nachmittags ist der Spuk dann vorbei und die Tänzer räumen die Galerie des Löwenbräuzeltes. Sie ziehen weiter in den Hofgarten - um dort weiter zu tanzen. Im Bierzelt übernehmen wieder die Schunkler das Regiment.

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