Uni-Atlas Bayern:Was Uni-Rankings leisten können

Regensburg: Campus UNIVERSIT€T

Wie gut eine Uni ist, hängt von vielen Faktoren ab. Studenten mögen den Regensburger Campus, vor allem im Sommer.

(Foto: Johannes Simon)

Auf der Suche nach der passenden Hochschule schauen Abiturienten oftmals auf Rankings. Doch: Welche sind die wichtigsten? Und was verraten Ranglisten nicht? Ein Überblick.

Von Ferdinand Otto

Bayern ist nicht Berkeley - aber trotzdem super. So lassen sich die meisten Uni-Rankings aus Sicht des Freistaats zusammenfassen. Viele Schüler aus Bayern, die gerade über ihren Abituraufgaben geschwitzt haben, werden auf der Suche nach einem Studienplatz für den Herbst über solche Uni-Hit-Listen stolpern. Doch welches sind die wichtigsten Rankings, und was bedeutet das für Studienanfänger?

Das wichtigste hier vorweg: Auch wenn die hiesigen Unis nie an die internationalen Spitzenreiter - etwa Stanford und Harvard in den USA oder Oxford in Großbritannien - heranreichen, schneiden sie sehr gut ab. Der Times-Verlag wählte in ihrem Ranking "Times Higher Education" (THE) die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) auf Platz 29 der besten Unis weltweit. Beim QS Ranking hat die TU München auf Platz 60 die Nase vorn, die LMU landet auf 75.

Wer sich für ein Grundstudium in Bayern entscheidet, sollte indes wenig auf internationale Ranglisten geben, welche die Unis pauschal bewerten und nicht einzelne Fächer. Deutsche Studienführer sind da detaillierter. Die Zeit, die Wirtschaftswoche (Wiwo) und das Handelsblatt geben in Kooperation mit Forschungszentren die für den deutschsprachigen Raum relevanten Hochschulrankings heraus. Bayerns Universitäten, das zeigen alle Erhebungen, genießen einen guten Ruf.

Warum viele Rankings in der Kritik stehen

In ihrer Herangehensweise unterscheiden sich die Rankings jedoch - weshalb auch alle zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Die WiWo fragt Personaler großer Unternehmen, Absolventen welcher Uni sie am liebsten einstellen würden. Die LMU landet in den Fächern Wirtschaftswissenschaften und Jura auf Rang eins, die TU München liegt bei Informatik, Elektrotechnik und Wirtschaftsinformatik ganz vorn.

Das Handelsblatt sucht die besten Unis für das Fach BWL. Gleich hinter dem Spitzenduo aus der Schweiz, St. Gallen und Zürich, liegt die TU München, die LMU kommt auf Rang 14 und mit Erlangen (22) und Regensburg (25) schaffen es insgesamt vier Unis aus dem Freistaat in die Top 30.

Eine der wichtigsten Qualitätsstudien für Unis ist hierzulande das Ranking vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), das der Zeit-Verlag veröffentlicht. Anders als THE, Handelsblatt und WiWo erstellt das CHE-Ranking keine Rangfolge. "Wir können und wollen nicht aussagen, welches die beste Hochschule ist", erklärt Petra Giebisch, die die Studie leitet. Vielmehr gehe es darum, für jeden Studieninteressierten die passende Hochschule zu finden.

Das Gütersloher Centrum bewertet 37 Fächer in jeweils 20 bis 40 Kategorien. In diesen Kategorien sortiert das Ranking die Uni dann in drei Gruppen: Spitze, Mittelfeld und Schlussgruppe. Zwei Beispiele: Im Fach Informatik zählt die Uni Bayreuth bei der allgemeinen Studiensituation und der internationalen Ausrichtung zum Mittelfeld. In den Kategorien "Betreuung durch Lehrende" und "Abschluss in angemessener Zeit" gehören die Oberfranken zur Spitzengruppe.

Die Uni Bamberg bekommt im Fach Psychologie Bestnoten für Studiensituation, Betreuung und Forschungsgelder - also Kriterien, die gerade für Studienanfänger wichtig sind. Bei den wissenschaftlichen Veröffentlichungen zählt Psychologie in Bamberg zum Mittelfeld.

Obwohl das CHE so detailliert vorgeht, bleibt die Studie umstritten. So umstritten, dass einzelne Institute, etwa aus den Fächern Biologie, Chemie und Politik, das CHE zwischenzeitlich boykottierten und erst wieder einstiegen, nachdem das Ranking nachgebessert wurde.

Worüber Rankings keine Auskunft geben

Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) empfiehlt den Unis seit 2012, nicht an der CHE-Erhebung mitzuwirken. Sonja Schnitzler, Leiterin der Geschäftsstelle der DGS, kritisiert: Die Methoden der Erhebung und die Auswertung seien mangelhaft. "Man kann ein so komplexes Konstrukt wie die Qualität einer Uni nicht auf ein Ampel-System mit Spitzen- und Schlussgruppe reduzieren", sagt sie. Die DGS hat als Reaktion auf die Rankings unter studium.org einen Überblick online gestellt - ganz ohne Punkte und Rangliste.

Ähnlich klingt auch die Kritik am BWL-Ranking des Handelsblatts: 2012 unterschrieben mehr als 300 BWL-Professoren einen Protestbrief. Sie fanden, die Studie sei methodisch mangelhaft, nicht neutral und setze falsche Anreize. Dennoch könnten derartige Ranglisten dazu führen, dass gut bewertete Unis mehr talentierte Studenten und damit mehr Drittmittel anziehen.

Außerdem bevorzugten Rankings tendenziell die großen und alten Unis: Die Zahl der Spitzenwissenschaftler und damit das Renommee ist auch deshalb an der LMU höher als in Passau, weil München deutlich mehr Absolventen hervorbringt.

Was sonst noch wichtig ist für die Studienplatzwahl

Für den Studienanfänger heißt das: Rankings zeigen bestenfalls Tendenzen und geben eine erste Orientierung. "Kein Student sollte seine Uni-Wahl ausschließlich von einer solchen Liste abhängig machen", sagt selbst die CHE-Forscherin Petra Giebisch.

Denn Rankings sagen nichts über den Lernerfolg aus: Studenten, die lieber selbständig pauken, kann der Ranking-Indikator "Betreuer pro Student" egal sein. Dazu kommt: Auch durchschnittliche Unis sind in Bayern so gut, dass hier engagierte Studenten mehr lernen als ein Faulpelz an der Exzellenz-Uni. Anders als in den USA, wo eine Elite-Uni eine Job-Garantie bedeutet, lassen in Deutschland Top-Unis keinen Headhunter vor Ehrfurcht erstarren.

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Und es gibt noch etwas, das kein Ranking abbildet, was aber trotzdem wichtig für den Studienerfolg sein kann: die Zufriedenheit der Studenten mit der Stadt. "Auch weiche Faktoren wie Heim- oder Fernweh können für ein gutes Studium entscheidend sein", glaubt die Soziologin Schnitzler. Wer sich etwa in einer kleineren Stadt pudelwohl fühlt und preiswert in Uni-Nähe wohnt, wird dort womöglich einen besseren Abschluss machen als in München, Paris oder Zürich.

"Abiturienten sollten sich über das Ranking hinaus informieren", rät auch Petra Giebisch vom CHE. Etwa bei der Studienberatung oder den Fachschaften. Alle Hochschulen zeigen Schülern außerdem an einem Tag der offenen Tür ihre Schwerpunkte: BWL an der TU München bietet sich zum Beispiel eher für Technikaffine an, im Bamberg dagegen studiert man internationale BWL. Besser als einen Platz an der besten Uni im Ranking zu ergattern ist es also in jedem Fall, einen Studienplatz zu finden, der zu den eigenen Interessen passt.

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