Supermarkteinweihung:Quatsch mit Soße

Restaurant "Alter Hof" in München, 2014

Schäufele mit Klößen - schmackhaft, aber auch konfliktträchtig.

(Foto: Stephan Rumpf)

Eine Stadtratssitzung fällt aus, Politiker bleiben fern. Steckt eine "Schäufele-Affäre" dahinter?

Die fränkische Stadt Zirndorf im Landkreis Fürth ist überregional bekannt, weil es dort einen großen Freizeitpark gibt, eine zentrale Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber und neuerdings auch eine mögliche "Schäufele-Affäre", in die der halbe Stadtrat verwickelt sein soll. Denn die Stadträte ließen sich angeblich lieber auf der Einweihungsfeier für einen großen Supermarkt das fränkische Nationalgericht Schäufele mit Kloß schmecken, als im Sitzungssaal des Rathauses ihre Arbeit zu tun.

Darüber, was am frühen Abend des 25. Oktober passiert ist, gibt es allerdings unterschiedliche Darstellungen. Laut den Fürther Nachrichten, die den Begriff "Schäufele-Affäre" geprägt haben, kam Bürgermeister Thomas Zwingel zwei Minuten zu spät zur Sitzung, die offiziell um 17.30 Uhr beginnen sollte, sagte, dass er bei einer Supermarkt-Eröffnung aufgehalten wurde, und beschäftigte sich dann mit den in Zirndorf üblichen Bürgerfragen. Am Ratstisch waren zu diesem Zeitpunkt mehr als die Hälfte der Stühle leer. Nur die SPD-Fraktion, zwei CSU-Stadträte, ein Grüner und der parteilose Dritte Bürgermeister hätten nicht "geschwänzt", heißt es in der regionalen Presse. Nach 20 Minuten habe der Bürgermeister dann festgestellt, dass noch immer nur 15 von 31 Stadträten anwesend sind, und die Sitzung mangels Beschlussfähigkeit beendet. Die abwesenden Stadträte von CSU, Grünen und Freien wollen sich allerdings nicht vorwerfen lassen, sie hätten wegen eines Gratis-Schäufeles blau gemacht. Ihrer Darstellung nach haben sie den Bürgermeister schon vor dem Eröffnungstermin darauf hingewiesen, dass die Zeit knapp wird: Die Feier mit offiziellen Reden und dem kirchlichen Segen begann um 16.30 Uhr, Zwingel hätte den Sitzungsbeginn auf 18 Uhr verlegen sollen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung erklären die Abwesenden der drei Fraktionen, dass sie nur deshalb ein bisschen länger geblieben seien, um nicht unhöflich zu wirken. "Es wäre ein Fauxpas gewesen, der Geistlichkeit, den Bezirks- und Marktleitern, dem Investor und letztlich den Mitarbeitern einfach so den Rücken zu kehren." Deshalb hätten sie das Angebot angenommen, sich nach den Reden noch eben den Laden von den Supermarkt-Mitarbeitern zeigen zu lassen. In einer weiteren Stellungnahme der Freien Wähler heißt es, die Sitzung habe nur von 17.35 Uhr bis 17.38 Uhr gedauert, sei also nach drei Minuten abgebrochen worden, was sich mit einem Eintrag im Online-Sitzungskalender deckt. Erst als sie aus dem Sitzungssaal per Whatsapp informiert wurden, dass die Sitzung schon beendet wurde, hätten sie sich entschieden, bei der Feier zu bleiben - und sich das Schäufele schmecken zu lassen.

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