Studiengebühren:Klingelnde Hochschulkassen

In Bayern wurden in diesem Sommersemester erstmals Studiengebühren kassiert. Insgesamt 74 Millionen Euro haben die bayerischen Hochschulen dadurch zusätzlich zur Verfügung.

Das Sommersemester 2007 an den bayerischen Hochschulen hat begonnen und erstmals mussten die Studenten eine Studiengebühr von bis zu 500 Euro zahlen.

Nach Angaben von Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) vom Donnerstag läuft das Kassieren der Studiengebühren "weitgehend reibungslos". Insgesamt wurden 74 Millionen Euro eingenommen.

Verwendet werden die Gelder laut Goppel an erster Stelle für zusätzliches Lehrpersonal. Dadurch werde eine intensivere Betreuung ermöglicht. Teile der Einnahmen fließen auch in eine Verbesserung der Bibliotheken, der Studienberatung, der IT-Infrastruktur und der Hörsaalausstattung.

Proteste in Nordrhein-Westfalen

Während in Bayern derzeit keine Protestaktionen gegen die Studiengebühren angekündigt sind, gingen Studierende und Opposition in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch auf die Straße.

Vertreter der Allgemeinen Studentenausschüsse (AStA) in NRW sprachen in Düsseldorf von teilweise dramatischen Einbrüchen bei der Zahl der Studierenden. Ihren Berichten zufolge werden Studiengebühren zudem zweckentfremdet, um Etatlöcher an den Universitäten zu stopfen. Dem widersprachen die entsprechenden Hochschulen. SPD und Grüne schlossen sich der Kritik der Studierenden an.

Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) wies die Angaben der Kritiker über rückläufige Zahlen bei Einschreibungen und Rückmeldungen zum Sommersemester 2007 erneut als unseriös zurück.

"Bei uns ist ein kleiner Rückgang an Studierenden zu verzeichnen, aber der ist keinesfalls dramatisch", sagte der Sprecher der Dortmunder Universität, Ole Lünnemann. Die Zahl der eingeschriebenen Studierenden sei mit 19 000 derzeit um 7,5 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr. Dies könne sich aber noch ändern, da die endgültige An- und Rückmeldefrist noch nicht abgelaufen sei.

An der Dortmunder Fachhochschule gebe es im Sommersemester praktisch keinen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, teilte der dortige Sprecher Jürgen Andrae mit. "Die Studierendenvertreter argumentieren vermutlich auf Basis der Zahlen aus dem Wintersemester. Die sind aber traditionell höher als die im Sommersemester", sagte Andrae.

Über 10 000 Studierende beteiligen sich allein in NRW an Sammelklagen gegen das Hochschulfinanzierungsgesetz. Sie beklagen unter anderem, dass kinderreiche Familien und Studenten, die ihre Eltern pflegen, keine finanziellen Entlastungen erhalten.

Die Studentenvertreter beklagten außerdem eine Zweckentfremdung der Studiengebühren. So plane etwa die Universität Dortmund, für eine halbe Million Euro einen Kunstrasenplatz anzuschaffen. Die Fachhochschule Dortmund wolle Forschungs-Professoren aus den Beiträgen bezahlen, die der Lehre kaum zu Gute kämen.

Die Dortmunder Universität weist diese Vorwürfe zurück. "Wir verwendenden die Gebühren ausschließlich für die Verbesserung der Studienbedingungen und die Qualität der Lehre", sagte Sprecher Lünnemann. Dazu zählen etwa die Anschaffung neuer Bücher, das Einstellen neuer Lehrkräfte oder die Einrichtung von zusätzlichen Tutorien.

"Es gibt zwar Pläne, die Anlagen für unsere Sportstudenten zu erneuern, aber nicht mit denBeiträgen der Studierenden", sagte Lünnemann. Auch die Fachhochschule in Dortmund will von einer Zweckentfremdung der Gebühren nichts wissen: "Das Geld wird nicht in Forschung investiert, sondern in neues Personal", sagte Sprecher Andrae.

Aus finanziellen Gründen könnten derzeit nur 90 Prozent der planmäßigen Professorenstellen besetzt werden. Diesen Anteil wolle man in Zukunft auf 95 Prozent erhöhen.

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