Streit um Buchenwälder im Spessart:Greenpeace verklagt die Staatsforsten

Die Bayerischen Staatsforsten betreiben Raubbau an den alten Buchenwäldern im Spessart, das ist der Vorwurf von Greenpeace. Die Umweltaktivisten haben das Forstunternehmen nun verklagt - und fordert die Herausgabe von Kartenmaterial.

Christian Sebald

Im Streit um den Schutz der alten Buchenwälder im Spessart erhöht Greenpeace weiter den Druck auf die Bayerischen Staatsforsten (BaySF). Am Donnerstag reichte die Umweltorganisation beim Verwaltungsgericht Regensburg Klage gegen das Forstunternehmen des Freistaats ein.

Greenpeace ruegt Kahlschlag in Laubwaeldern

Diese Greenpeace-Luftaufnahme soll den Kahlschlag im Spessart belegen. Die Forstleute halten dagegen, dass sie die Baumreihen nur ausdünnen, damit junge Eichen genug Licht zum Wachsen haben.

(Foto: dapd)

Schon am Morgen hatten Kletterer an der Fassade der Unternehmenszentrale in Regensburg ein 60 Quadratmeter großes Transparent befestigt. Darauf prangte in großen Lettern der Schriftzug: "Guten Morgen, BaySF-Vorstand, stoppt die heimliche Zerstörung alter Buchenwälder." Staatsforsten-Chef Rudolf Freidhager wies die Vorwürfe zurück. "Alles, was wir in den Staatswäldern tun, entspricht exakt den gesetzlichen Vorgaben", sagte er. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen."

Mit der Klage will Greenpeace die Staatsforsten zwingen, ihre forstlichen Karten über die alten Buchenwälder im Spessart zu veröffentlichen. Damit aber nicht genug: Die Umweltorganisation will auch die Planungen für den Spessart einsehen. Die Karten enthalten eine Fülle von Informationen über die Zusammensetzung und das Alter der jeweiligen Wälder.

Die Forsteinrichtungen, wie die Planungen im Fachjargon heißen, schlüsseln genau auf, welche Fällaktionen, Pflanzungen und anderen waldbaulichen Maßnahmen binnen Zehn-Jahres-Frist in ihnen geplant sind. "Aus den Unterlagen kann man also exakt ablesen, wie die Staatsforsten mit den alten Buchenwäldern im Spessart tatsächlich umgehen", sagt Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens. "Deshalb fordern wir, dass das Unternehmen sie herausgibt. Zumal die Informationen uns nach dem Umweltinformationsgesetz zustehen." Die Staatsforsten verweigern die Herausgabe mit der Begründung, man publiziere alle erforderlichen Daten in den Geschäftsberichten.

Zur Untermauerung ihres Vorwurfs, dass die Staatsforsten Raubbau an den Spessartwäldern betreiben, veröffentlichten die Umweltschützer nun auch Luftaufnahmen, die den Kahlschlag belegen sollen.

Die Aufnahmen wurden bei einem Überflug im März gemacht und zeigen tatsächlich stark aufgelichtete Wälder, in denen nur mehr wenige alte Bäume stehen. Für Greenpeace ist das der Beweis, dass die Staatsforsten "immer intensiver in ökologisch wertvollste Waldflächen vordringen und systematisch alte Laubwälder in Industrieforste umwandeln", so Waldexpertin Jürgens.

Die Forstleute, egal ob in den Staatsforsten oder im Münchner Forstministerium, halten dagegen, dass es sich bei den Fällaktionen mitnichten um Waldfrevel, sondern um eine jahrhundertealte Methode handle, neue Eichen in Buchenbeständen zu pflanzen. "Die Buche ist eine sehr dominante Baumart", sagt Reinhard Mosandl, Waldbau-Professor an der TU München: "Damit junge Eichen überhaupt eine Chance gegen sie haben, muss man die dichten Buchenwälder so stark auflichten. Sonst braucht man keine Eichen in sie hineinzusäen oder zu pflanzen, die werden niemals groß und stark."

Derweil haben auch die Staatsforsten Strafanzeige gegen die Umweltorganisation gestellt - wegen der Douglasien-Aktion vor zwei Wochen. Greenpeace-Aktivisten hatten damals im Spessart ungefähr 2000 frisch gepflanzte Douglasienbäumchen aus dem Boden gegraben und vor dem Forstministerium in München als stumme Ankläger aufgestellt.

Auch damals sollte die Botschaft sein, dass die Staatsforsten für ihr Geschäft die wertvollen Buchenwälder in Unterfranken ruinieren. "Bei allem Respekt vor dem Engagement für den Naturschutz, aber solche Aktionen können wir uns nicht bieten lassen", sagt Staatsforsten-Chef Freidhager. "Wenn wir da nicht von Anfang an einschreiten, kommt morgen ein Trupp mit Motorsägen und schneidet uns reihenweise Bäume um." Den Wert der Douglasiensetzlinge, die bei der Aktion zerstört worden seien, bezifferte Freidhager auf etwa 2000 Euro.

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