Straßennamen:Würzburg und die ungeliebte Fick-Straße

Würzburger Silhouetten

Als Silhouetten zeichnen sich die Figur der Franconia und die Türme des Domes in Würzburg im Licht der untergehenden Sonne ab.

(Foto: dpa)

Einige Würzburger wollen ihren Straßennamen loswerden: Friedrich-Fick-Straße. Dann könnte endlich ein anderer bedeutender Würzburger geehrt werden: Willy Popp.

Kolumne von Olaf Przybilla

Wer sich im Mittelalter aufs Herstellen von Schwertern verstand, der war ein gefragter und im bürgerlichen Sinne hoch anständiger Mann. Ein besonders wichtiger Moment, das wussten alle Protagonisten der Metallschmiedekunst, war dabei stets der Augenblick gleich nach dem Herstellen der Waffe. Das Schwert war noch ganz von Schlacke, Zunder und Asche verunreinigt, der Schmied zog also einen Sandsack zur Decke und stieß mit dem Schwert hinein. Ein Schwert richtig fegen, das konnten nur die Meister. Menschen, die den Namen "Schwertfeger" tragen, dürfen insofern angemessen stolz darauf sein.

Nun gibt es in komplexen Sprachen glücklicherweise meist mehrere lexikalische Ausdrücke mit gleichem Bedeutungsumfang. Und so fegten die Meister das von ihnen geschmiedete Schwert nicht nur, genauso fickten sie es auch: ein Ausdruck, der aufs mittelhochdeutsche ficken, also hin und her reiben zurückgeht. Ein Fickler war im Grunde so ziemlich dasselbe wie ein Schwertfeger, nur nannte er sich anders. Leute, die auf den Namen "Fick" hören, haben auch allen Anlass, stolz zu sein: Ihre Vorfahren dürften angesehene Vertreter eines städtischen Handwerks gewesen sein mit, wie man so sagt, goldenem Boden.

Was das mit Würzburg zu tun hat? Dort wollen die Bewohner der Friedrich-Fick-Straße mit aller Macht erreichen, dass diese umbenannt wird. Es sei zum Haare raufen, versichern sie, was sie sich immer anhören müssten für Dümmlichkeiten und ein Geschmatze beim Hinterlegen ihrer Heimat: Fick-Straße. Sie seien es einfach leid. Der Stadtrat wird sich der Sache demnächst annehmen.

So bedauerlich das ist, so groß ist nun die Chance, als Alternative einen bislang zu wenig gewürdigten Würzburger mit einem Straßennamen zu ehren. Zu erinnern wäre an einen Mann, der sich weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen als bedeutender Schach-Theoretiker gemacht hat. Er arbeitete federführend an der berühmten Fränkischen Arbeiter-Schachzeitung mit, ihm wurde der Titel "Internationaler Schiedsrichter für Schachkompositionen" verliehen, 1977 zeichnete ihn der Deutsche Schachbund ein Jahr vor seinem Tod mit dem Ehrenbrief aus. Sein Name: Willy Popp.

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