Steuerersparnis:Familie Guttenberg geht stiften

Das Schloss der Familie von Wirtschaftsminister Guttenberg gehört einer Familienstiftung mit Sitz in Österreich. Das ist steuerlich höchst attraktiv.

Uwe Ritzer

Sie feierten ihn wie einen neuen politischen Messias. Als Karl-Theodor von und zu Guttenberg am Abend der Bundestagswahl in der "Alten Feuerwache" in Kulmbach Einzug hielt, umjubelte ihn das christsoziale Parteivolk mit geradezu untertäniger Begeisterung. Ein anderer Abgeordneter müsste sich rechtfertigen, warum er samt Familie nicht vornehmlich in seinem Wahlkreis lebt, sondern in Berlin.

Karl Theodor zu Guttenberg, AP

"Weder direkt noch indirekt an der Stiftung beteiligt": Wirtschaftsminister Guttenberg

(Foto: Foto: AP)

Der Wirtschaftsminister jedoch muss sich nicht erklären. 68,1 Prozent der Erststimmen holte er bei der Wahl, so viel wie kein anderer Abgeordneter. Die Guttenbergs sind aber auch nicht irgendwer hier, im nordöstlichen Teil Bayerns. Urkundlich verbrieft ist das Adelsgeschlecht dort seit dem 12. Jahrhundert ansässig; ihr Familienschloss hoch über dem Dorf Guttenberg stammt aus dem 14. Jahrhundert.

Umso größer ist das Erstaunen, dass die Guttenbergs ihr abgeschirmtes Anwesen zum österreichischen Besitztum umdeklariert haben. Am 31. Oktober 2008, einen Tag nach Guttenbergs Berufung zum CSU-Generalsekretär, gingen dessen Vater und Bruder, Georg Enoch und Philipp von und zu Guttenberg, im österreichischen Kurort Semmering zu einem Notar. Sie gründeten die "Freiherrlich von und zu Guttenberg'sche Familienstiftung", zu deren Vermögen das Schloss bei Kulmbach gehört.

"Das hat weiß Gott keine Rolle gespielt"

"Nach der 19-seitigen Stiftungsurkunde ist Zweck der Stiftung "die tunlichste Erhaltung vor allem des historisch und kulturell bedeutsamen Stiftungsvermögens". Dass ein Nebeneffekt eine Steuerersparnis sein könnte, weisen die Stifter weit von sich. Allerdings: Österreicht hat nur wenige Monate vor der Beurkundung von Semmering die Erbschaftsteuer abgeschafft.

Es geht ausschließlich darum, das Familienschloss als Kulturgut dauerhaft zu erhalten und vor etwaigen Erbstreitigkeiten oder Unwägbarkeiten in der Zukunft in Sicherheit zu bringen", sagte Philipp von und zu Guttenberg der Süddeutschen Zeitung. Im Übrigen sei eine solche Schlossburg angesichts des aufwendigen Bauunterhalts nichts, mit dem sich Geld verdienen lasse. Nur: Warum haben die Guttenbergs dann keine Stiftung nach deutschem, sondern nach dem steuerlich attraktiveren österreichischen Recht gegründet? "Das hat weiß Gott keine Rolle gespielt", sagt der Bruder Philipp. "Es ist einfach so, dass ich seit zehn Jahren in Österreich lebe." Deshalb hat die Stiftung auch ihren Sitz an seinem Wohnort in Radmer in der Steiermark.

Sein Bruder Karl-Theodor hat mit der Stiftung jedenfalls nichts zu tun. Teile des Familienvermögens wurden offenbar schon vor Jahren unter den Brüdern aufgeteilt. Das Familienschloss im Oberfränkischen ist zwar der Wahlkreis-Wohnsitz des Wirtschaftsministers. Karl-Theodor zu Guttenberg sei aber "weder direkt noch indirekt an der Stiftung beteiligt", versichert sein Ministerium. Der CSU-Politiker könnte also mit dem Stiftungsmodell keine Steuern sparen.

Dies hätte er aber auch gar nicht nötig. Der 37-Jährige ist ein wohlhabender Mann. Arbeiten müsste er nicht, er könnte wohl von seinem Vermögen leben. Welchen Umfang dies hat, ist nicht bekannt. Sicher ist nur: Sein Vater Georg Enoch Freiherr zu Guttenberg und seine Familie machten im Frühjahr 2002 große Kasse. Damals verkauften die Guttenbergs ihre Anteile am privaten Krankenhausbetreiber Rhön-Klinikum an die HypoVereinsbank. Über den Preis für das Aktienpaket hüllt man sich in Schweigen. Aber der Wert an der Börse belief sich zu diesem Zeitpunkt auf satte 260 Millionen Euro.

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