SPD-Landrat rechnet mit Parteiführung ab:Wahlkampf wird zur Lachnummer

"Ja-Sager und Speichellecker": SPD-Spitzenkandidat Ude muss zusehen, wie seine Partei von ihrem Hoffnungsträger Adam demontiert wird. Seehofer steuert derweil die CSU ins selbstgewählte Koalitionschaos. Bislang sieht es so aus, als würde die Landtagswahl in Bayern weniger von der einen Seite gewonnen. Sondern vielmehr von der anderen verloren.

Frank Müller

SPD_Wahlkampf

Florian Pronold, Michael Adam und Christian Ude (von links) 2011 in Regen. Nun hat Adam die Parteiführung der Bayern-SPD heftig kritisiert.

(Foto: SEYBOLDT4MEDIA)

In der schmachvollen Geschichte des immerwährenden Niedergangs der bayerischen SPD taucht alle paar Jahrzehnte einmal ein Hoffnungsträger auf. Der vorletzte, Christian Ude, bemüht sich gerade, in einem mühsamen Landtagswahlkampf nachzuweisen, dass seine Zeit noch nicht vorbei ist.

Nun fuhrwerkt ihm ausgerechnet die vorerst jüngste Lichtgestalt dazwischen: Michael Adam, der erst 27-jährige Landrat von Regen, ließ auf Facebook eine Beschimpfungsorgie vom Stapel, wie sie aus dem Inneren von Parteien selten zitierbar nach außen dringt: Bayern-SPD-Chef Florian Pronold mit seinen "Ja-Sagern und Speichelleckern" werde dafür sorgen, dass Ude die Wahl "nie" gewinnt, schreibt Adam.

Seine Abneigung gegen den Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion und seine Strippenziehereien begründet Adam richtig handfest. "Noch heute habe ich Gänsehaut am ganzen Körper, wenn er mich anruft." Aufsehenerregender als der Inhalt ist, wer diese Sätze sagt. Michael Adam galt bislang in der Partei als Beleg dafür, dass es die Bayern-SPD wirklich einmal schaffen könnte, aus ihrem Dauer-Ghetto herauszukommen.

Der junge Landrat sorgte in seiner niederbayerischen Heimat für Zulauf, wie man ihn in der eigentlich tiefschwarzen Region selbst bei der CSU immer seltener erlebt. Und das, obwohl er so ganz anders ist: In der Fülle von Porträts, die den raschen Aufstieg des Nachwuchsstars begleitet haben, fehlen selten seine vier Standard-Attribute: jung, schwul, evangelisch, Sozi.

Jetzt kommt Nummer fünf dazu: quertreiberisch. Adams Abrechnung dürfte der Partei im Wahlkampf mehr schaden, als die vielen kleinen und mittleren Fehler, die Christian Udes Kampagne bislang begleitet haben. Der eigentlich populäre Münchner Oberbürgermeister startete als Herausforderer von CSU-Amtsinhaber Horst Seehofer vor mehr als einem Jahr mit einiger Grundsympathie der Bayern. Von da an ging es aber eher bergab, das ist auch an den Umfragewerten ablesbar: Ude wirkte spröde, nörglerisch und auf München zentriert, dazu fehlte ihm, was Seehofer eher im Übermaß lieferte: Visionen und große Pläne.

Ein paar dilettantische Hammerschläge

Doch auch Seehofers CSU bewies in den vergangenen Wochen eindrucksvoll, wie schnell man selbst Aufgebautes mit ein paar dilettantischen Hammerschlägen in Schutt und Asche hauen kann. Das verwandelt den angeblichen Kampf der Bayern-Giganten in der, wie Seehofer es nennt, "Mutter aller Schlachten" inzwischen zunehmend in eine Lachnummer.

Ude muss zusehen, wie sich sein Verein von innen heraus selbst demontiert. Und Seehofer steuert seinen Klub ins selbst gewählte Koalitionschaos - dadurch, dass er ein B-Klasse-Thema wie die bayerischen Studiengebühren zur Sollbruchstelle für sein schwarz-gelbes Bündnis stilisiert.

So lässt sich als Zwischenergebnis des Wahlkampfs schon festhalten: Die angebliche Schicksalswahl 2013 wird wohl weniger von der einen Seite gewonnen. Sondern vielmehr von der anderen verloren.

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