SPD:Die guten Tage des Franz Maget

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Seit Wochen agiert der SPD-Landtagsfraktionschef in Bestform - doch bei den Wählern zeigt es kaum Wirkung.

Katja Auer

Dass Franz Maget ein umgänglicher Mensch ist, zeigt sich wieder einmal an diesem Mittwochmittag. Der SPD-Fraktionschef hat die Landtagsjournalisten zum Würstel-Essen eingeladen, wie er es regelmäßig zu tun pflegt, um mit ihnen ein wenig über die Landespolitik zu plaudern. An diesem Tag sind besonders viele Medienvertreter gekommen, schließlich gibt es derzeit viel zu diskutieren, und unter die Journalisten hat sich auch ein Sprecher der Bayerischen Landesbank gemischt. Der Fraktionssprecher der SPD komplimentiert den ungebetenen Gast aus der Runde, nur Maget zuckt die Achseln und sagt: "Wegen mir hätt' er schon bleiben können." Der SPD-Politiker hat schließlich nichts zu verheimlichen.

Bußprediger Maget (Foto: Karikatur: Dieter Hanitzsch)

Es sind gute Tage für Franz Maget: Finanzminister und CSU-Chef Erwin Huber ist wegen der Landesbank in Bedrängnis, Ministerpräsident Günther Beckstein noch immer auf der Suche nach dem Leitfaden seiner noch kurzen Regierungszeit. Dankbarer Stoff für einen Oppositionsführer. Und tatsächlich lässt Maget momentan jene Zeiten ein wenig verblassen, als die SPD im Landtag so fad war, dass sich die Grünen unwidersprochen zur "Premiumopposition" hochloben konnten. Erst am Dienstag hatte Maget mit seiner Erwiderung auf die Regierungserklärung von Beckstein den Ministerpräsidenten rhetorisch alt aussehen lassen. Sogar die Kollegen aus der CSU-Fraktion räumten ein: "Der Maget kann schon reden."

Schon seit Tagen fordert Maget den Rücktritt Hubers, und es war der SPD-Fraktionschef, der in der Plenardebatte am vergangenen Donnerstag die Grundsatzfrage der ganzen Landesbank-Diskussion als Erster auf den Punkt brachte: "Entweder der Finanzminister wusste, dass es Zahlen gibt - dann hat er gelogen. Oder er war ein ahnungsloser, unwissender und naiver und damit ungeeigneter Kontrolleur." Franz Maget im Glück. Nur seine Partei, die SPD, hat offenkundig wieder einmal nichts davon: Nach der jüngsten repräsentativen Umfrage des Radiosenders Antenne Bayern steht die SPD in der Wählergunst unverändert schlecht bei 19,6 Prozent. Das ist sogar noch ein bisschen weniger als das desaströse Ergebnis jener 19,7 Prozent bei der Landtagswahl des Jahres 2003.

"Mein Bekanntheitsgrad hat sich erheblich verbessert"

Woran das liegt, darüber haben sich eine Vielzahl von SPD-Leuten und Politikforschern schon den Kopf zerbrochen. Zu wenig bayerisch, ohne Profil, ohne geeignetes Personal. Bis auf Franz Maget eben, der im Herbst wieder als Spitzenkandidat Regierungschef Beckstein herausfordern wird. Trotz der beinahe acht Jahre an der Spitze der SPD-Fraktion war der 54-Jährige lange Zeit im bayerischen Wahlvolk kaum bekannt. Mittlerweile jedoch sagt Maget über sich: "Mein Bekanntheitsgrad hat sich erheblich verbessert."

Hätte der Sohn einer Buchhalterin und eines Industrieschneiders seine Politikerkarriere nicht 1971 beim SPD-Ortsverein Milbertshofen begonnen, sondern bei der CSU, würde er heute wohl - die Behauptung darf man wagen - dem Kabinett angehören.

Besser reden als die meisten Minister kann er allemal. Im Parlament spricht Maget frei, was nur wenige tun. Schon bei Becksteins erster Regierungserklärung im November war die Antwort des Oppositionsführers die wesentlich gewitztere Rede. "Ich bin gekommen, um eine Ruck-Rede des Ministerpräsidenten zu hören und habe sie stattdessen von Franz Maget gehört", sagte hinterher ein beeindruckter DGB-Chef Fritz Schösser.

Manchen in der Bayern-SPD galt Maget lange Zeit als zu wenig links. Noch heute verteidigt der Oppositionspolitiker die Agendapolitik von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, und vor wenigen Jahren war Maget sogar noch für den Bau des Transrapids.

Das ist längst Geschichte, heute ist Wahlkampf, und Maget zieht mit Parteichef Kurt Beck durchs Land. Beim politischen Aschermittwoch in Vilshofen rief Beck Maget schon zum künftigen Ministerpräsidenten aus. Optimistische "25 plus x" hat Maget als Devise für den Wahlkampf ausgegeben.

Als "netter Mensch" wird der SPD-Politiker wahrgenommen, wenn er mit den Bürgern spricht, doch er weiß, dass es in Bayern viele Leute gibt, "die sich eher die Hand abhacken, als die SPD zu wählen". Maget kennt sein Dilemma. Er ist für die Mehrzahl der bayerischen Wähler halt einfach bei der falschen Partei. Und so wird es Franz Maget trotz seiner derzeit guten Form wohl auch diesmal nicht gelingen, die CSU aus der Regierungsverantwortung zu vertreiben. Beckstein und Huber aber werden noch öfter erleben müssen, dass es im Landtag einen Redner gibt, der überzeugender ist als sie.

© SZ vom 21.02.2008/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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