Späte Erinnerung:KZ-Gedenkstätte bei Mühldorf wird eröffnet

Von Matthias Köpf, Mühldorf

Max Mannheimer war einer der letzten Überlebenden des KZ-Außenlagers im Mühldorfer Hart, und als er 2016 starb, bewahrheitete sich seine schon lang zuvor geäußerte Befürchtung, dass er den Bau einer Gedenkstätte im Wald zwischen Mühldorf und Waldkraiburg nicht mehr erleben werde. Am 27. April sollen nun am ehemaligen Waldlager mit seinen Erdhütten und am ehemaligen Massengrab zwei Teile der dreiteilig angelegten Dokumentationsstätte eröffnet werden. Der zentrale Teil am ehemaligen Bunkergelände wird aber aller Voraussicht nach deutlich später fertig werden als geplant. Wie sich inzwischen gezeigt hat, muss wohl noch einiges an alter Munition und anderen Altlasten beseitigt werden.

Im Mühldorfer Hart sollten noch von Sommer 1944 an 8300 jüdische Häftlinge sowie 1700 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter widrigsten Umständen eine Fabrik für Düsenflugzeuge vom Typ Me 262 bauen - wohl fast die Hälfe dieser Menschen ist dabei umgekommen, gestorben an Hunger und Krankheiten, ermordet von den Nazi-Schergen. Nach dem Krieg wurden sechs der sieben riesigen Betonbögen gesprengt, die das Dach der bunkerartig befestigten Montagehalle tragen sollten. Außerdem diente das Gelände nun der Beseitigung von deutschen Munitionsvorräten. Diese Sprengungen sind nur spärlich dokumentiert, die Reste blieben im Boden, und auch im öffentlichen Bewusstsein ließ man gern Gras über die Sache wachsen. Doch einige Menschen kämpften für das Erinnern, seit 2002 in einem Verein, den sie genau so genannt haben: "Für das Erinnern - KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart". Doch die Bundesrepublik wies Konzepte als ungenügend zurück und verwies an den Freistaat, der zeigte auf den Bund. Erst als Max Mannheimer und Hans-Jochen Vogel 2015 Ministerpräsident Horst Seehofer bearbeitet hatten, kam eine Finanzierungszusage über 2,5 Millionen Euro vom Land. Für die Beseitigung der Altlasten, wie sie nun laut entsprechenden Studien zu erwarten sind, wird das Geld nicht reichen, sagt Ulrich Fritz von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Doch auch hier gebe es positive Signale. Die Eröffnung des Dokumentationsteils am Bunkergelände plane man nun vorsichtig für etwa 2020.

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