Söder und das neue Heimatministerium:Problem erkannt

Seehofer stellt neues Kabinett vor

Markus Söder wird das neue Heimatmnisterium leiten.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Wer von Oberbayern nach Oberfranken fährt, den beschleicht das Gefühl, dass er irgendwo einen Grenzübergang übersehen hat. Das neue Heimatministerium zeigt zumindest, dass die Staatsregierung dieses Problem endlich erkannt hat. Das aber wird nicht reichen.

Ein Kommentar von Sebastian Beck

Heimatminister Markus Söder - das klingt im ersten Moment stark nach Fototerminen im Lodenjanker, nach Dorferneuerung in Hinterdingsbach und Spatenstichen im Fichtelgebirge. Söder ist ein Politiker, der gerne symbolhaft und im Beisein von Kameras handelt.

Das aber wird nicht reichen, wenn die Staatsregierung mit ihrer Ankündigung ernst machen und eines der größten Probleme des Landes anpacken will: Bayern zerfällt außerhalb Münchens inzwischen in einige wenige Wachstumsregionen wie Regensburg oder Ingolstadt, dazwischen aber sterben die Dörfer aus, immer mehr Menschen wandern ab.

Zurück bleiben die Alten und jene, die woanders keine Chance haben. Wer von Oberbayern nach Oberfranken fährt, den beschleicht das Gefühl, dass er irgendwo einen Grenzübergang übersehen hat, so groß ist das Gefälle zwischen den Regionen.

In München wurde diese Entwicklung bisher gerne ignoriert - oder sogar billigend in Kauf genommen. Man muss sich nur die von Edmund Stoiber eingesetzte Zukunftskommission in Erinnerung rufen, die vor ein paar Jahren das Staatsziel gleichwertiger Lebensverhältnisse offen infrage stellte. In der Realität ist es schon jetzt so, dass auf dem Land schnelle Internetanschlüsse und Geschäfte des täglichen Bedarfs fehlen.

Das neue Ministerium zeigt zumindest, dass die Staatsregierung dieses Problem endlich erkannt hat. Nicht zuletzt war die Missachtung der Kommunen durch die CSU ein Grund dafür, warum die Freien Wähler als Regionalpartei den Weg in den Landtag geschafft haben. Eine Abkehr vom zentralistischen Kurs der Ära Stoiber hätte gleich mehrere Vorteile: Starke Landgemeinden entlasten auch die Metropolregionen, die den Zuzug kaum mehr bewältigen können.

Um den ländlichen Raum besser zu fördern, braucht es aber nicht unbedingt ein eigenes Ministerium, auch wenn andere Bundesländer wie Baden-Württemberg oder Schleswig-Holstein die Aufgabe ebenfalls bei Ministern ansiedeln. Entscheidend ist vielmehr der politische Wille. Den muss Markus Söder nun unter Beweis stellen. An Geld sollte es ihm nicht mangeln, schließlich ist Söder ja, so ganz nebenbei, auch noch Bayerns Finanzminister.

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