Skigebiete:Piste frei für Tourengeher

Tourengeher am Jenner

Tourengeher können von dieser Saison an ungehindert auf Pisten unterwegs sein, Vorsicht ist trotzdem angesagt.

(Foto: dpa)

Pistensperrungen für alpine Tourengeher sind passé. Das hat jetzt der Bayerische Verwaltungsgerichtshof entschieden. Die Liftbetreiber sind pikiert.

Von Christian Sebald

Jetzt muss nur noch Schnee fallen. Dann können der Garmischer Robert Herz und seine Vereinsfreunde von den "Skitourensportlern" ihre Ausrüstung herausholen und ihrer Leidenschaft frönen: dem Skitourengehen - auch in Skigebieten. Die pauschalen Pistensperrungen für Tourengeher, wie sie in den letzten Jahren in vielen Skigebieten in den bayerischen Bergen herrschten, sind Vergangenheit. In der neuen Saison machen die Liftbetreiber zumindest untertags keine Anstalten mehr, die Skitourengeher auszusperren.

"Das ist ein Riesenerfolg", sagt Herz. Auch beim Deutschen Alpenverein (DAV), der sich als Lobby der Tourengeher versteht, triumphieren sie. "Es ist ganz wichtig für den Bergsport, dass den Tourengehern die Skigebiete offen stehen", sagt der DAV-Mann Hanspeter Mair, "auch wenn das kein Freibrief ist, dass dort nun ein jeder tun und lassen kann, was er will."

Skigebiete sind ein hervorragendes Trainingsgelände

Es war ein harter Kampf, der letztendlich höchstrichterlich entschieden wurde. Auf der einen Seite die Liftbetreiber, vor allem in Garmisch-Partenkirchen, am Brauneck und am Spitzing. Aus ihrer Sicht sind Tourengeher auf den Pisten eine große Gefahr. Die Zahl der Beinahezusammenstöße mit Skifahrern sei immens angestiegen, sagen sie. Deshalb wollten sie den Tourengehern allenfalls die eine oder andere Aufstiegsspur abseits der Pisten zubilligen.

Die Tourengeher konterten, ihr Sport sei sehr viel älter als der Abfahrtslauf und viele klassische Skitouren führten zumindest zu Beginn durch Skigebiete. Außerdem sind Skigebiete ein hervorragendes Trainingsgelände für Tourengeher, vor allem bei schlechtem Wetter und bei Lawinengefahr. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof gab letztlich den Tourengehern recht. Die Begründung: Skigebiete sind freie Natur, dort herrscht das von der Verfassung garantierte freie Betretungsrecht.

"Wir hoffen jetzt, dass die Tourengeher vernünftig sind"

Die Liftbetreiber würden sich am liebsten gar nicht zu ihrer Niederlage äußern. "Natürlich halten wir uns an den Spruch und haben keine pauschalen Sperrungen mehr veranlasst", sagt Peter Lorenz, der Chef der Bergbahnen am Spitzing und am Brauneck kurz. "Wir hoffen jetzt halt, dass die Tourengeher vernünftig sind und nicht mitten auf den Pisten laufen." Auch die Garmischer Zugspitzbahn beherzigt den Spruch, wenn auch mit Zähneknirschen. So sagte Zugspitzbahn-Chef Peter Huber unlängst: "Es muss halt erst ein schwerer Unfall passieren, damit man erkennt, welches Risiko von Tourengehern ausgeht."

Beim DAV will man jetzt die Kooperation mit den Bergbahnen verstärken. Schließlich ist Skitourengehen voll im Trend. DAV-Mann Mair schätzt, dass allein in den Alpenlandkreisen an die 300 000 Bergsportler winters regelmäßig auf Tourenski unterwegs sind. Ihnen allen will der DAV seine zehn Regeln für "Skitouren auf Pisten" einschärfen. Unter ihnen vor allem die, dass man nur am Rand von Pisten den Berg hinaufsteigt. Außerdem können Liftbetreiber die Skigebiete auch in Zukunft zeitweise sperren, etwa wenn sie abends oder nächtens die Pisten präparieren oder Lawinen sprengen. "Dass man sich an solche Sperrungen hält, ist eine Selbstverständlichkeit", sagt Mair. "Da sollte es kein Problem geben."

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