Ski-WM in Oberstdorf:Bei Groß-Events brennen Lokalpolitikern die Sicherungen durch

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Oberstdorf kennen einige von der Vierschanzentournee - jetzt will der hoch verschuldete Ort Millionen für die Ski-WM 2021 investieren. (Foto: dpa)

Sie steuern dann auf finanzielle Desaster zu, dass es einem nur so graust. Die Ski-WM in Oberstdorf ist da nicht das einzige Beispiel.

Kommentar von Christian Sebald

Oberstdorf schlittert immer tiefer ins WM-Chaos, und alle sehen Bürgermeister Laurent Mies und seinen Gemeinderäten dabei tatenlos zu. Dabei wissen die Beamten des Landratsamts Oberallgäu bis hinauf ins Innenministerium genau, welches Fiasko dem 10 000-Einwohner-Ort durch die nordische Ski-WM 2021 droht. Endete doch schon ihr Vorgänger 2005 mit einem solchen Finanzdesaster für Oberstdorf, dass die Gemeinde danach auf Jahre hinaus praktisch pleite war.

Offenkundig haben sie nichts daraus gelernt, weder im Oberstdorfer Rathaus noch im Oberallgäuer Landratsamt oder im Innenministerium. Die Lokalpolitiker wursteln in einer Art und Weise vor sich hin, dass es einem nur so graust. Und die, die sie in die Schranken weisen könnten, lassen sie machen.

Da ist es kein Trost, dass Oberstdorf kein Einzelfall ist. Wann immer es um sportliche Groß-Events mit ein, zwei Wochen Aufmerksamkeit auf allen Kanälen geht, brennen bei Kommunalpolitikern die Sicherungen durch.

Das zeigt das Beispiel Garmisch-Partenkirchen: Egal, ob neue Skisprungschanze für die Vierschanzentournee oder alpine Ski-WM 2011 - der bayerische Wintersport hat sich in der Vergangenheit regelmäßig auf Finanzabenteuer eingelassen. Am Ende fehlte das Geld für Kinderkrippen oder andere zentrale Investitionen. Die Quittung kam 2013, als sich Garmisch-Partenkirchen mit München für die Olympischen Winterspiele 2022 bewerben wollte. Beim Bürgerentscheid fiel das Ansinnen durch.

Diese Wahl hatten die Oberstdorfer nicht. Als ein Lokalpolitiker vor der Bewerbung für die nordische Ski-WM 2021 eine Bürgerbefragung dazu anregte, wurde er im Gemeinderat niedergebügelt. Nun gibt es kein Zurück mehr. In der Vergangenheit freilich haben auch die Oberstdorfer schon einmal gezeigt, dass sie nicht alles mitmachen. Als das Finanzdesaster der Ski-WM 2005 offenkundig wurde, tauschten sie bei der nächsten Kommunalwahl kurzerhand ihren Bürgermeister aus.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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