Siegerehrung Schülerzeitungswettbewerb:Ganz nah dran am Journalismus

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Die 21 besten Schülerzeitungen Bayerns beschäftigten sich mit existenziellen Themen wie Glauben, Leben und Tod. Bei der Siegerehrung wird die hohe Qualität der Hefte gelobt - nur beim Layout sollten manche noch nachbessern.

Von Anna Günther, München

Pfiffige Ideen haben sie alle, schreiben können sie auch und sie scheuen selbst die schwierigsten Themen nicht. 21 Schülerzeitungsredaktionen aus Bayern feierten sich und ihre Magazine am Montag bei der Siegerehrung des Schülerzeitungswettbewerbs Blattmacher im Hochhaus der Süddeutschen Zeitung in München. Zum zwölften Mal richtete die SZ den Wettbewerb in diesem Jahr gemeinsam mit dem bayerischen Kultusministerium aus.

Zum zwölften Mal staunten die Juroren über stapelweise tolle Hefte, die Mädchen und Buben aller Schularten einschickten. Mehrere Stunden dauerte der Auswahlprozess, am Ende blieben die besten 18 Print- und drei Online-Zeitungen übrig. Wenn es, wie bei diesen Besten Bayerns wenig zu bekritteln gibt, bleiben den Juroren nur Details. Das Entscheidende war bei Grund-, Mittel-, Förder-, Realschulen und Gymnasien sowie beruflichen Schulen offenbar das Layout.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wenn die Blattmacher im Haus sind, geht es plötzlich bunt und quirlig zu im Foyer des schwarzen SZ-Turms aus Glas und Stahl.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die Wettbewerbsbeauftragten Herbert Püls und Claudia Gaull (2. v. r.).

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(Foto: Stephan Rumpf)

Luther in Prediger-Pose? Casiopeia-Chef Léon Eberhardt macht's vor.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Den musikalischen Rahmen besorgten die Sänger der A-Cappella-Gruppe "anders".

Zu voll, zu wirr, zu mau, in jeder Jurybegründung war die Gestaltung Thema. Die Moderatoren Sebastian Beck, Bayernchef der SZ, und Tom Soyer, Leserredakteur, machten prompt einen Running Gag daraus. Der Hintergrund ist aber ernst: Der Frage "Ist das sexy?" müssen sich auch die Profis jeden Tag stellen. Nur wenn Optik und Überschrift locken oder Emotionen auslösen, kaufen Leser die Zeitung oder klicken den Text an.

Die Online-Preisträger haben viel richtig gemacht: Die Redaktion des Volltreffer der Albert-Einstein-Mittelschule in Haunstetten darf wie auch die Teams des Landshuter Insider vom Hans-Leinberger-Gymnasium und des Tintenklexx der Fach- und Berufsoberschule Regensburg einen Kurs an der Akademie der bayerischen Presse belegen. Die zweit- und drittplatzierten Printredaktionen bekommen 300 Euro oder 200 Euro Preisgeld - und können 2018 wieder mitmachen. Den Siegern stiftet das Ministerium 500 Euro, aber sie müssen ein Jahr im Club der Besten aussetzen. Für ihre Geduld werden sie dafür mit journalistischer Förderung belohnt.

Das Gestaltungsproblem haben die Ersten beispielhaft gelöst: Die Jury lobte das Layout der Linden News von der Memminger Lindenschule als "herausragend". Seit fünf Jahren gibt es das Magazin, erzählte Mittelschulleiter Franz Schneider, "im vergangenen Jahr haben wir versucht, das Layout klarer hinzukriegen." Mit Erfolg. Aber auch die Inhalte überzeugten: Die Redaktion hat sich mit "Liebe und Toleranz" einen interessanten Schwerpunkt ausgesucht und ein Arbeitsheft dazu gestaltet. Die Mittelschüler erstellten Unterrichtsmaterialien, die Gymnasiasten aus Münsterschwarzach trauten sich an ein anderes Thema des Kultusministeriums: die Debatte zu G 8 und G 9.

Das Team von Peer plus kam zwar nur auf den dritten Platz, weil die besten Gymnasien derart gut waren. Aber der Mut, Schulminister Ludwig Spaenle für ein Interview anzufragen und als er nicht konnte, die Standardantworten der Pressestelle kommentiert abzudrucken, ist bemerkenswert. Spaenles Amtschef, Ministerialdirektor Herbert Püls, nahm es sportlich. Er zeigte sich beeindruckt von den Ideen der 18 Teams. Bevor Püls 2000 zum zweiten Mal ins Ministerium kam, war er Schulleiter in Coburg - und sei damals oft von Außenstehenden auf die Schülerzeitung angesprochen worden. "Ihr seid für die Schulen wichtig, weil ihr Lehrer und Schüler informiert - und auch außerhalb der Schule gelesen werdet", sagte Püls.

2017 ist das Jahr der existenziellen Themen: Casiopeia, die Zweitplatzierten vom Coburger Gymnasium Casimirianum, widmeten sich mit dem Heft zu Martin Luther dem Glauben. Das Blickkontakt-Team des Von-Müller-Gymnasiums in Regensburg gewann mit einem herausragenden - toll gelayouteten - Heft über den Tod, und die Berufsschüler der Klara-Oppenheimer-Schule in Würzburg betrachteten das Leben mit all seinen Facetten.

Musikalische Szenen aus dem Leben zeigten auch die fünf Sänger der A-Cappella-Gruppe "anders". Die Freiburger singen seit der 8. Klasse zusammen, im SZ-Turm gaben sie Beatboxing, Fernseh-Jingles und selbstgeschriebene Songs über das Aufwachen neben dem Lieblingsmenschen zum Besten. Die Mischung war bunt, die Stimmung im Publikum ausgelassen. "Das ist unsere Zeit", sangen die Fünf, "doch wie so vieles ist auch sie viel zu schnell vorbei . . ." So wie die Siegerehrung. Bis zum nächsten Jahr.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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