Sicherheitsvorkehrungen bei G8-Gipfel:Operation Elmau

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Acht Staatschefs und 5000 Journalisten werden beim G8-Gipfel in einem Jahr erwartet, Bayerns Polizei tritt in Armeestärke auf. Doch das in einem abgeschiedenen Talkessel gelegene Schlosshotel Elmau stellt die Behörden vor zahlreiche Probleme.

Von Heiner Effern und Frank Müller, München

Ein Jahr vor dem G8-Gipfel im oberbayerischen Schloss Elmau sind die Sicherheitskräfte besorgt über das Ausmaß ihrer Aufgaben. Das wurde am Mittwoch bei einem Bericht von Innenminister Joachim Herrmann im Innenausschuss des Landtags deutlich. Der CSU-Politiker sprach von einer "großen Herausforderung" durch den Gipfel. "Er stellt die ganze bayerische Polizei vor eine enorme personelle, logistische und auch taktische Kraftanstrengung." Zwar werde am Sicherheitskonzept noch gearbeitet, sagte Herrmann, fügte aber hinzu: "Unsere Polizei ist auf eine höchstmögliche Einsatzbereitschaft vorbereitet." 10 000 Hotelbetten habe man für Polizisten bereits reservieren lassen.

Herrmann erinnerte mehrmals an das bislang letzte Treffen der Staats- und Regierungschefs in Deutschland im Jahr 2007 in Heiligendamm. Um mehr als 3000 gewalttätige Demonstranten in Schach zu halten, hätten bis zu 17 000 Polizeibeamte eingesetzt werden müssen. Konsequenz für die Bayern: eine bereits erlassene Urlaubssperre für die bayerischen Polizisten vom 4. Mai bis zum 7. Juni 2015. Der Gipfel selbst findet am 4. und 5. Juni statt, also in den Tagen um Fronleichnam am Ende der Pfingstferien. Herrmann warnte zwar davor, chaotische Zustände herbeizureden. Dennoch sei es nötig, Sicherheitskräfte von Bund, Land und anderen Bundesländern "in größtmöglicher Verfügbarkeit zu halten", sagte der Innenminister. "Sicherheit ist bekanntlich Bayerns Markenzeichen, im Kleinen wie im Großen."

Das in einem abgeschiedenen Talkessel gelegene Schlosshotel Elmau stellt die Behörden vor mehr Probleme, als man im ersten Moment vermuten möchte. Denn mit der Abriegelung der beiden Zufahrtsstraßen ist es nicht getan. Auch die kleinen Wanderwege und Forststraßen müssen die Sicherheitskräfte unter Kontrolle haben. Deshalb besprachen sich Innenminister Herrmann und der bayerische Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer schon vor Wochen auch mit dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. Denn zu Fuß könnten radikale Demonstranten auch von Österreich hier bis zum Tagungsort vordringen. Im Gegensatz zum flachen Heiligendamm ist der Elmauer Talkessel von dichtem Wald umgeben. Wer da erst einmal drinsitzt, ist nur schwer aufzuspüren und zu fassen.

Zwei Sicherheitszonen wird es um das Schlosshotel Elmau geben. Eine werde direkt um den Tagungsort gezogen, sagt Bürgermeister Thomas Schwarzenberger, in dessen Gemeinde Krün das Hotel liegt. Die andere bis zum Ende der mehrere Kilometer langen Zufahrtsstraßen nach Klais und bis vor Mittenwald. "Dort wird es auch Betretungsverbote geben. Überall sonst kann jeder hingehen, wo er will", sagt der Bürgermeister. Es sei aber vermehrt mit Personenkontrollen zu rechnen.

Herrmann will Anwohner beruhigen

Den besorgten Anwohnern versicherte Herrmann im Innenausschuss, die Polizeieinsätze "von vornherein auf das unbedingt notwendige Maß beschränken". Bayern werde das Großtreffen, von dem alleine 5000 Journalisten berichten wollen, professionell bewältigen. Er erinnerte auch an positiv verlaufene Großereignisse wie die Fußball-WM oder den Papstbesuch von 2006, nahm aber nicht Bezug auf den legendären Polizeieinsatz beim Münchner Weltwirtschaftsgipfel von 1992. Damals hatte die Polizei Gipfelgegner stundenlang eingekesselt, was der damalige Ministerpräsident Max Streibl als "bayerische Art" bezeichnete.

Den betroffenen Kommunen Krün, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen will Herrmann das Spektakel mit Aussicht auf Investitionen von mehreren Millionen Euro versüßen. "Der Gipfel wird Anlass für nachhaltige Verbesserungen der örtlichen Infrastruktur sein." Die beiden Zufahrtsstraßen nach Elmau werden erneuert, einen neue Wasserleitung wird gelegt und für die temporäre Feuerwehrstation auf Schloss Elmau sind bereits drei neue Fahrzeuge bestellt, die nach dem G8 Gipfel die alten in Krün, Wallgau und Mittenwald ersetzen werden. "Wir sind gut aus den Startlöchern gekommen", freut sich Bürgermeister Schwarzenberger, denn bei einem strengen Winter müsse man damit rechnen, dass man im 1100 Meter hoch gelegenen Elmau von November bis April nichts bauen könne.

Auch die Bahnhöfe der Region sollen für den Gipfel aufgepeppt werden. Herrmann ließ im Innenausschuss ein Bild des abgewrackt wirkenden Bahnsteigs von Klais in den Sitzungssaal projizieren und sorgte damit für Heiterkeit bei der Opposition: So sehe es doch überall im Freistaat aus. Herrmann, der auch Verkehrsminister ist, wies das zurück und versprach neue Beläge, reparierte Bahnsteigkanten sowie einen vollständig barrierefreien Ausbau des Bahnhofs von Mittenwald, auch wenn klar sei: "Wahrscheinlich wird sich Obama nicht an dem Bahnhof aufhalten." Für die Staatschefs sind eher Hubschrauberlandeplätze am Schloss gefragt.

© SZ vom 26.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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