Sicherheit:Von wegen Hamsterkäufe: Dieser Mann hat einen Privatbunker im Garten

Sicherheit: Bombensicher: Albert Schmid an seiner Kellertür aus Stahl.

Bombensicher: Albert Schmid an seiner Kellertür aus Stahl.

(Foto: Bauersachs Peter)

Von dem neuen Zivilschutzkonzept der Bundesregierung hält Albert Schmid aus dem Landkreis Erding nichts. Er hat schon vor 37 Jahren vorgesorgt - und einen Bunker für 100 Menschen gebaut.

Von Mirjam Uhrich

Sicherheit ist momentan das Lieblingsthema der Politiker. Am Mittwoch will die Bundesregierung ein neues Zivilschutzkonzept vorlegen, zum ersten Mal seit Ende des Kalten Kriegs. "Die Bevölkerung wird angehalten, einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln von zehn Tagen vorzuhalten", heißt es in der "Konzeption zivile Verteidigung". Zwei Liter Wasser pro Person und Tag sollten demnach in jedem Haushalt vorrätig sein, für einen Zeitraum von fünf Tagen.

Als Albert Schmid von den Plänen der Regierung erfahren hat, konnte er nur mit dem Kopf schütteln. "Momentan besteht überhaupt keine Gefahr. Das ist nur wieder so eine politische Luftblase", sagt der 74-Jährige und lacht. Aus seinem Munde klingen die Worte fast schon skurril. Schließlich hat der Rentner aus Wasentegernbach im Landkreis Erding seit 37 Jahren einen Privatbunker im Garten.

100 Menschen finden dort Platz. "Das ist der größte private ABC-Luftschutzraum in Deutschland", sagt Schmid. Den Stolz in seiner Stimme kann er nur mit Mühe unterdrücken. Zwei Tonnen wiegt die Stahltür, die in den Luftschutzraum tief unter der Erde führt. Der Aufenthaltsraum hat 40 Quadratmeter, einen grünen PVC-Belag am Boden, Neonröhren an der Decke und Toiletten in der Ecke. Im Schlafzimmer nebenan warten 36 Pritschen mit grauen Wolldecken auf den Ernstfall.

Doch der Ernstfall ist nie eingetreten. Die Möbel sind inzwischen mit einer dicken Staubschicht überzogen, Albert Schmid war schon lang nicht mehr in seinem Bunker. Selbst die Dosen mit Gemüse, Nudeln und Säften sind längst abgelaufen. "Das ist noch Vietnamverpflegung von den Amerikanern. Gefriergetrocknet hält sich das 20 Jahre, aber die sind natürlich schon lange vorbei", erzählt Schmid.

Ein Bunker als logische Konsequenz

Irgendwann will der Rentner mal wieder aufräumen, die verdorbenen Lebensmittel wegschmeißen und neu streichen. Aber Grund zur Eile sieht er nicht. Der 74-Jährige ist sich noch nicht einmal sicher, ob er den Bunker dann neu ausstatten soll. Schließlich kosten allein die Lebensmittel 15 000 Euro. "Am Ende werden sie wieder schlecht und ich muss sie wegschmeißen. Nein, im Zweifelsfall reicht auch Wasser. Damit kann man auch 14 Tage überleben."

Den Bunker hat Albert Schmid "noch zu einer ganz anderen Zeit gebaut", als der Kalte Krieg tobte und es "Spitz auf Knopf stand". Nur zu gut konnte er sich noch an das Sirenengeheul am Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern. Wie ihn seine Mutter in den Münchner Keller gezerrt hat und "oben einfach alles zsammgefallen ist". Davor wollte er seine Familie schützen, der Bunker war für ihn nur eine logische Konsequenz. "Aber Angst hat nie eine Rolle gespielt." Und heute? "Erst recht nicht. Ein Bunker macht doch kaum mehr Sinn."

Sicherheit: 36 Pritschen mit grauen Wolldecken warten auf den Ernstfall.

36 Pritschen mit grauen Wolldecken warten auf den Ernstfall.

(Foto: Bauersachs Peter)

Dabei gibt es bestimmt noch etliche hundert in Bayern, schätzt Schmid. Wasser, Konservenbüchsen und Kerzen reichen aber vollkommen aus, versichert der Bunkerexperte. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt für zwei Wochen pro Person 28 Liter Wasser, 20 Kilo Lebensmittel und eine gut ausgestattete Hausapotheke. "Das gibt's in jedem vernünftigen Haushalt. Dazu braucht es kein Konzept", sagt Schmid.

Das Zivilschutzkonzept war schon 2012 vom Haushaltsausschuss in Auftrag gegeben worden. Anlass waren die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA und das Elbehochwasser im August 2002. Das Konzept kommt nun zu dem Schluss, "dass ein Angriff auf das Territorium Deutschlands, der eine konventionelle Landesverteidigung erfordert, unwahrscheinlich" sei. Die Sicherheitsvorsorge verlange es, "sich trotzdem auf eine solche, für die Zukunft nicht grundsätzlich auszuschließende existenzbedrohende Entwicklung angemessen vorzubereiten".

Innenminister Thomas de Maizière will die Pläne am Mittwoch vorstellen. Vielleicht füllt dann sogar Albert Schmid seine Vorräte wieder auf.

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