Sexueller Missbrauch:Immer mehr Fälle

Vier Patres sollen sich in Ettal an mindestens 20 Buben vergangen haben. Der Schulleiter tritt zurück. Auch bei den Maristen in Mindelheim gibt es einen neuen Fall.

Monika Maier-Albang und Stefan Mayr

Im Kloster Ettal hat es offenbar wesentlich mehr und wesentlich schwerwiegendere Missbrauchsfälle gegeben, als der zurückgetretene Abt Barnabas Bögle eingeräumt hat. Nach Angaben der beiden vom Erzbischöflichen Ordinariat eingesetzten Missbrauchsbeauftragten richten sich die Vorwürfe bislang gegen vier Patres, einer von ihnen ist verstorben.

Es gehe dabei um "handfesten sexuellen Missbrauch", sagte der Sprecher des Ordinariats, Bernhard Kellner, am Freitag. Auch lägen Aussagen von Opfern über Schläge und traumatisierende Strafen oder Arbeitsdienste vor. Das Ordinariat geht von mindestens 20 Opfern aus. Nach Abt Barnabas trat am Freitagmorgen auch der Ettaler Schulleiter und stellvertretende Abt, Maurus Kraß, auf Druck des Erzbistums München zurück.

Nach Angaben des bischöflichen Missbrauchsbeauftragten Siegfried Kneißl hatte die Schulleitung Kenntnis von mehreren Vorfällen. Bei einer Feier zum 20. Abiturjubiläum im Jahr 2003 hätten sich zwei ehemalige Schüler unter anderem an Kraß gewandt und von Übergriffen des inzwischen verstorbenen Paters M. berichtet. Konsequenzen hatte dies nicht. Der Pater blieb bis 2004 im Schuldienst.

Dieses Nicht-Handeln nannte Kneißl ein "starkes moralisches Vergehen". Es habe in Ettal ein "beharrliches Schweigen" geherrscht. Auch der Münchner Anwalt Burkhard Göpfert, der als weiterer Ansprechpartner für Schüler und Eltern eingesetzt wurde, spricht von einer "Mauer des Schweigens". Beide Männer sind seit Dienstag im Kloster und laut Göpfert "pausenlos im Einsatz, weil so viele Menschen das Bedürfnis haben zu reden".

Verdächtiger konnte Jugendarbeit fortsetzen

Die meisten Missbrauchsvorwürfe stammen aus den 1970er und 80er Jahren; nicht verjährt seien bislang nur die Vorwürfe gegen einen Pater, der 2005 in die Klosterfiliale nach Sachsen versetzt worden war. Auch gegen ihn lägen Verdachtsmomente vor, die auf schweren sexuellen Missbrauch hindeuten. Abt Bögle hatte, nachdem die Vorfälle im Kloster bekannt geworden waren, ein psychologisches Gutachten über den Mann angefordert. Obwohl das Gutachten nach SZ-Informationen empfahl, den Mann nicht weiter im pastoralen Dienst einzusetzen, arbeitete er nach seiner Versetzung nach Sachsen mit Jugendlichen und Familien.

Auch im Maristen-Internat in Mindelheim und in der Klosterschule der Missionsbenediktiner in St. Ottilien sind weitere Fälle bekannt geworden. Am Donnerstag traf in St. Ottilien ein Einschreiben ein, in dem ein ehemaliger Schüler einem ehemaligen Lehrer Missbrauch vorwirft.

Der Mann wurde bereits 1969 aus dem Orden entfernt. In einem weiteren, anonymen Schreiben war einem bis zuletzt in der Seelsorge tätigen Ordensmitglied vorgeworfen worden, mit Schülern Nacktfotos gemacht zu haben. Er wurde nach Angaben der Erzabtei vom Dienst suspendiert. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt. In Mindelheim sind inzwischen offenbar zwei Missbrauchsfälle bekannt - einer aus den achtziger Jahren und einer jüngeren Datums, der möglicherweise noch nicht verjährt ist.

Nach Angaben des bischöflichen Missbrauchsbeauftragten Siegfried Kneißl hatte die Schulleitung Kenntnis von mehreren Vorfällen. Bei einer Feier zum 20. Abiturjubiläum im Jahr 2003 hätten sich zwei ehemalige Schüler unter anderem an Kraß gewandt und von Übergriffen des inzwischen verstorbenen Paters M. berichtet. Konsequenzen hatte dies nicht. Der Pater blieb bis 2004 im Schuldienst.

"Starkes moralisches Vergehen"

Dieses Nicht-Handeln nannte Kneißl ein "starkes moralisches Vergehen". Es habe in Ettal ein "beharrliches Schweigen" geherrscht. Auch der Münchner Anwalt Burkhard Göpfert, der als weiterer Ansprechpartner für Schüler und Eltern eingesetzt wurde, spricht von einer "Mauer des Schweigens". Beide Männer sind seit Dienstag im Kloster und laut Göpfert "pausenlos im Einsatz, weil so viele Menschen das Bedürfnis haben zu reden".

Die meisten Missbrauchsvorwürfe stammen aus den 1970er und 80er Jahren; nicht verjährt seien bislang nur die Vorwürfe gegen einen Pater, der 2005 in die Klosterfiliale nach Sachsen versetzt worden war. Auch gegen ihn lägen Verdachtsmomente vor, die auf schweren sexuellen Missbrauch hindeuten. Abt Bögle hatte, nachdem die Vorfälle im Kloster bekannt geworden waren, ein psychologisches Gutachten über den Mann angefordert. Obwohl das Gutachten nach SZ-Informationen empfahl, den Mann nicht weiter im pastoralen Dienst einzusetzen, arbeitete er nach seiner Versetzung nach Sachsen mit Jugendlichen und Familien.

Auch im Maristen-Internat in Mindelheim und in der Klosterschule der Missionsbenediktiner in St. Ottilien sind weitere Fälle bekannt geworden. Am Donnerstag traf in St. Ottilien ein Einschreiben ein, in dem ein ehemaliger Schüler einem ehemaligen Lehrer Missbrauch vorwirft.

Der Mann wurde bereits 1969 aus dem Orden entfernt. In einem weiteren, anonymen Schreiben war einem bis zuletzt in der Seelsorge tätigen Ordensmitglied vorgeworfen worden, mit Schülern Nacktfotos gemacht zu haben. Er wurde nach Angaben der Erzabtei vom Dienst suspendiert. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt. In Mindelheim sind inzwischen offenbar zwei Missbrauchsfälle bekannt - einer aus den achtziger Jahren und einer jüngeren Datums, der möglicherweise noch nicht verjährt ist.

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