Semesterbeginn in Bayern:Ansturm auf Informatik

Bayerns Hochschulen melden insgesamt 64.000 Studienanfänger - rund zehn Prozent mehr als im Vergleich zum Jahr 2010, dem Jahr vor dem doppelten Abiturjahrgang. Besonders beliebt sind die so genannten Mint-Studiengänge.

Martina Scherf

Etwa 64.000 junge Leute haben in diesem Wintersemester ein Studium an einer staatlichen Hochschule in Bayern begonnen. Das bedeutet im Gesamtjahr 2012 einen Zuwachs von rund zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2010, dem Jahr vor dem doppelten Abiturjahrgang. Die Zahl der Studierenden ist damit anhaltend hoch.

Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) sagte gestern in München: "Im Jahr des doppelten Abiturjahrgangs lagen die Zahlen leicht über unseren Erwartungen, 2012 leicht darunter - in der Summe hat sich das erwartete Studierverhalten bestätigt." Im Doppelhaushalt 2013/14 seien daher weitere 400 Lehrstellen eingeplant, auch "die politische Zusage des Koalitionsvertrages, weitere 10.000 Studienplätze zu schaffen, kann eingelöst werden".

Vor allem die Nachfrage nach so genannten Mint-Studiengängen, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sei in Bayern höher als im Bundesdurchschnitt, sagte Heubisch. Dies bestätigen die 8000 Neueinschreibungen an der Technischen Universität München, zehn Prozent mehr als im Jahr 2010. Allein im Fach Informatik sind es 62 Prozent mehr Anfänger als vor zwei Jahren, meldet die Universität.

Rekordzahlen verzeichnen auch die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW): Dort bewegen sich die Anfängerzahlen auf dem hohen Vorjahresniveau. Erstmals studieren mehr als 100.000 junge Leute an HAW in ganz Bayern, so der Verband. Auch das Modell "Hochschule Dual" erfreue sich wachsender Beliebtheit: 4000 junge Leute haben sich im Wintersemester für ein Studium neben der Berufstätigkeit entschieden.

Zur finanziellen Situation an den Hochschulen sagte der Minister, die Grundausstattung sei unzureichend, während gleichzeitig außeruniversitäre Forschungseinrichtungen stark ausgebaut würden. Dies führe zu einem Ungleichgewicht. Heubisch sprach sich erneut für eine Lockerung des Kooperationsverbotes aus, die dem Bund die Möglichkeit gäbe, sich an einzelnen Hochschulen zu beteiligen. "Falls wir diese Grundgesetzänderung auf Bundesebene nicht durchsetzen können, sollten die Länder in alleiniger Verantwortung zu einer Schließung der Lücke beitragen. Wir brauchen Wissenschaftseinrichtungen, die in internationalen Rankings Spitzenpositionen einnehmen."

Bayern habe seit 2003 die Investitionen in den Hochschulbau von 314 auf 455 Millionen Euro im Jahr gesteigert. Die Grünen im Bayerischen Landtag warfen Heubisch vor, mit "Taschenspielertricks" zu arbeiten, wenn er gemeinsam mit Bundesforschungsministerin Annette Schavan das Kooperationsverbot lockern wolle. "Dieser Vorschlag erlaubt nur eine punktuelle Finanzierung und bedeutet nicht mehr als eine Fortsetzung der Exzellenzinitiative", sagte Fraktionsvorsitzende Margarete Bause. Das Problem der chronisch unterfinanzierten Hochschulen in Bayern werde so nicht flächendeckend gelöst.

Die hochschulpolitische Sprecherin der SPD, Isabell Zacharias, merkte an, bei all der Euphorie über die steigende Zahl der Studierenden vergesse die Staatsregierung, dass Studenten auch wohnen und essen müssten. Seit Jahren passe die Staatsregierung die Zuschüsse für die Studentenwerke nicht an die steigenden Studentenzahlen an.

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