Seehofer-Nachfolge:Söder, der Unaufhaltsame

Markus Söder

Er soll nächster Ministerpräsident werden, das sagen zumindest 46 Prozent der CSU-Anhänger.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Finanzminister Markus Söder steuert auf das Amt des Ministerpräsidenten zu: In Bayern wollen 41 Prozent der Wähler Söder als Nachfolger von Horst Seehofer.
  • Doch die CSU-Fraktion könnte Söders Aufstieg noch verhindern. Viele der Abgeordneten sind anscheinend noch unentschlossen.
  • Auch die Beliebtheitswerte von Seehofer sind noch gut genug, um wieder aufs Spitzenkandidaten-Karussell springen zu können.

Von Frank Müller

"Momentaufnahme", sagen diejenigen, die noch auf einen anderen Regierungs- und Parteichef als Markus Söder hoffen. "Starkes Signal", finden diejenigen, die Söder entweder wollen oder sich mit ihm abgefunden haben. So oder so: Die starken Umfragezahlen für den Finanzminister haben auch die Landtagsfraktion derart überrascht, dass die Abgeordneten am Donnerstag in vielen Gesprächen erst einmal selbst erkunden, was sie eigentlich denken. Das ist nicht notwendigerweise dasselbe wie beim Querschnitt der bayerischen Bevölkerung.

Die will zu 41 Prozent Söder als CSU-Spitzenkandidaten, wenn Ministerpräsident Horst Seehofer im Jahr 2018 aufhört, wie der BR am Mittwoch repräsentativ ermitteln ließ. Und nur zu 24 Prozent Söders Rivalin, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Die Zahlen machen Eindruck in der Fraktion, vor allem aus zwei Gründen: Der Sprung Söders um zehn Prozentpunkte bei gleichzeitigen Verlusten für Aigner ist enorm. Und die CSU-Wähler sind noch ein Stück entschiedener für Söder, nämlich zu 46 Prozent.

Doch das heißt mitnichten, dass auch bereits 46 Prozent der Fraktion dazu entschlossen wären, den umtriebigen Nürnberger zum neuen Ministerpräsidenten zu wählen. Es ist die Fraktion und niemand sonst, die diese Entscheidung irgendwann zu treffen hat. Sie aber hat zum Teil ganz andere Interessen als das Publikum. Zum Beispiel will sie keinesfalls eine offene Feldschlacht zweier Kandidaten und keine Verwerfungen, schon gar nicht in den Tagen vor Kreuth.

Viele Abgeordnete haben sich noch gar nicht entschieden

Das Trauma von der Winterklausur des Jahres 2007, als die Landtags-CSU Edmund Stoiber in die Wüste schickte, wirkt noch immer nach. Vieles spielt eine Rolle: Ist Söder bei aller Stärke nicht auch ein Polarisierer, der die angestrebte Rückkehr zur absoluten Mehrheit gerade nicht garantiert? Ist die Zeit nicht überreif für eine Frau und einen anderen Politikstil an der Spitze? Söder verdanke seinen Aufstieg vor allem seinen Themen und weniger sich selbst, meint einer, der noch keine Vorentscheidung gefallen sieht.

Söders hohen Zustimmungswerten werde man sich aber nicht entziehen können, sagt ein anderer. Zwar scheint Söder bei den bereits Festgelegten in der Fraktion die Nase vorne zu haben. Selbst Anti-Söderianer halten den Finanzminister für gestärkt. Doch bis zu drei Viertel der Abgeordneten hätten sich noch gar nicht entschieden, schätzt einer von ihnen.

Andererseits hat auch Amtsinhaber Seehofer schon klargemacht, dass er Umfragezahlen als entscheidendes Kriterium bei der Nachfolger-Suche betrachtet - er bezog sich dabei allerdings auf die Zeit, zu der die Entscheidung wirklich ansteht, also im Jahr 2016 oder 2017. Umfragen ließen heutzutage einen enorm genauen Blick auf das Meinungsbild der Bevölkerung zu. Auf dieses legt Seehofer wohl noch mehr Wert als auf das der Fraktion.

Die Wähler sind es, die bei der Wahl die Fraktion erst in die Lage versetzen, einen Regierungschef zu wählen. Und in der CSU-Zentrale wurde schon registriert, dass auch Seehofers eigene Beliebtheitswerte immer noch gut genug sind, um jederzeit wieder aufs Spitzenkandidaten-Karussell springen zu können. Für den Fall des Falles.

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