Seehofer lädt zur Facebook-Party:Der Pirat im Horst

Der Ministerpräsident lädt seine Facebookfreunde ins P1. Spätestens, wenn Seehofer Udes neueste Ideen zum S-Bahn-Tunnel mit einem szenigen #roflcoptergtfo kommentiert, wissen wir, dass er angekommen ist im Piratenhafen. Doch noch gehen nicht alle Seehofer-Fans diesen Weg mit.

Frank Müller

Erwarte das Überraschende, lautet bekanntlich das unausgesprochene Lebensmotto von Horst Seehofer. Gerade eben zum Beispiel führt der Ministerpräsident eine überraschend entspannte Kommunikationsvariante ins Protokoll ein: Er duzt uns. "Jetzt möchte ich möglichst viele von Euch persönlich kennenlernen", schrieb der Regierungschef auf seiner Facebook-Seite. "Deshalb lade ich Euch alle am 8. Mai zu einer Fanparty ins P1 nach München ein. Bis dahin eine gute Zeit!"

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Facebook-Party! Persönlich kennenlernen! Das sind die neuesten Ideen von Ministerpräsident Seehofer.

(Foto: dpa)

Facebook-Party! Persönlich kennenlernen! Man kommt um die Feststellung nicht herum, dass sich die früher übliche Ansprache aus der Staatskanzlei leicht verändert hat. "SehrverehrteLandsleuteliebeMitbürgerinnenundMitbürger", so wurde das früher heruntergerattert. Der neue Seehofer-Duktus changiert demgegenüber eindeutig ins Piratenhafte, in das obskure Milieu hinein also, in dem nicht wenige Parteifreunde ihren Chef ohnehin vermuten.

Schon häufiger tendierte der Ministerpräsident ins Lockere, im Auftreten wie auch inhaltlich: Ob er ohne Krawatte beim Landtagsempfang aufkreuzte oder in der Partei für Stirnrunzeln sorgte, als er ein ums andere Mal seine Ideen von Transparenz, Bürgerbeteiligung und offenen Planungsverfahren verkündete - keine Frage, Seehofer ist irgendwohin unterwegs.

Noch ist es nicht so weit, dass der CSU-Chef seine Kabinettsvorlagen mit "Euer Horst" unterzeichnen würde. Auch bei Facebook bedient er sich seines Kürzels "HS". Wundern würde es uns trotzdem nicht, wenn er demnächst noch mehr Piratensprache einführt. Spätestens dann, wenn Seehofer Christian Udes neueste Ideen zum S-Bahn-Tunnel mit einem szenigen #roflcoptergtfo kommentiert, wissen wir, dass der Ministerpräsident angekommen ist.

Dieses Konglomerat an Abkürzungen und Zusammenziehungen steht im Internetjargon beschönigend dafür, dass man sich gerade halb totgelacht hat über die Idee eines Menschen, der sich dahin schleichen möge, wo der Pfeffer wächst.

Noch gehen nicht alle von Seehofers Fans dessen Weg mit. Das zeigt sich auch in den Kommentaren auf seiner Facebook-Seite. Wer wohl den Account gehackt habe, fragen die einen, ob noch 1. April sei die anderen. Andere sehen es erdverbundener und bedauern, sie wären gerne angereist, aber das Benzin sei zu teuer. Es muss mühsam sein, so allein an der Spitze, oder Horst? Roflcopter!

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