Seehofer demontiert Finanzminister:CSU solidarisiert sich mit Söder

Plenarsitzung - Bayerischer Landtag

Der bayerische Finanzminister Söder und CSU-Chef Seehofer im September im Bayerischen Landtag. Nun ist die Stimmung zwischen den beiden gedrückt.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Zu viele Schmutzeleien": Der Ministerpräsident demontiert öffentlich seinen Finanzminister - und macht sich nach Berlin aus dem Staub. Bei seinen Parteifreunden in München ist die Empörung groß. Selbst Rivalen halten plötzlich zu Söder.

Der bayerische Finanzminister macht gerade eine schwere Zeit durch. Sein Chef hat ihn demontiert. Öffentlich. Vom "Ehrgeiz zerfressen" sei Markus Söder, habe gar "charakterliche Schwächen" und leiste sich "zu viele Schmutzeleien", sagte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu Journalisten.

Die SPD legte Söder deshalb bereits einen Rücktritt aus Selbstachtung nahe. "Man muss sich fragen, wie der Finanzminister seine Aufgaben noch erfüllen kann, wenn er das Vertrauen und den Respekt des Ministerpräsidenten nicht mehr hat", sagte der SPD-Haushaltsexperte Volkmar Halbleib. Ein Rücktritt sei "die richtige Reaktion".

Als Söder am Donnerstag in den Bayerischen Landtag kommt, es steht die Haushaltsdebatte an, sind alle Augen auf ihn gerichtet. Missmutig schaut Söder drein. Aber auch trotzig, kämpferisch.

Was dann folgt, ist eine Solidaritätsdemonstration der besonderen Art. Vom Rednerpult aus lobt der CSU-Finanzpolitiker Philipp Lerchenfeld Söder ganz explizit und unzweideutig: "Ich bin ganz sicher, dass er auch weiß, dass in ihm die Zukunft liegt."

Noch ungewöhnlicher: eine Szene auf der Regierungsbank. Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) haben eigentlich kein sonderlich enges Verhältnis zum Finanzminister, sind Rivalen in der Schar der CSU-Thronfolger. An diesem besonderen Tag setzen sie sich allerdings demonstrativ neben ihn.

"Ruhe bewahren, Haltung zeigen, Pflichten erfüllen"

Als der Finanzminister ans Rednerpult tritt, füllen sich die Reihen der CSU-Fraktion bis auf den letzten Platz. "In der Tat: Ich habe einen großen Ehrgeiz", sagt Söder dann in seiner Rede. "Und wissen Sie welchen? Dass es noch besser wird, meine sehr verehrten Damen und Herren."

"Es geht darum, dass wir wieder zusammenfinden"

Der Applaus im Anschluss ist ungewöhnlich heftig, einige Abgeordnete erheben sich sogar. In diesem Applaus sucht sich die Empörung ein Ventil, die sich in der CSU-Fraktion nach den Lästereien Seehofers aufgestaut hat. Applaus als Protest.

Landtagspräsidentin Barbara Stamm will die Solidaritätsbekundung nicht kommentieren, merkt aber an: "Der Finanzminister hat eine sehr starke Rede gehalten. Die Rede ist dementsprechend gewürdigt worden."

Und Alexander König, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU, sagt anschließend: "Das war ein demonstratives Zeichen der Verbundenheit, der Anerkennung und der Solidarität."

Den Ministerpräsidenten wird das nicht freuen. Seehofer war allerdings gar nicht da, er nimmt - wie schon am Vortag - lieber Termine in Berlin wahr.

CSU-Fraktionschef Georg Schmid sagte am Rande der Sitzung: "Es geht darum, dass wir jetzt wieder zusammenfinden." Er bejahte zugleich die Frage, ob der Ministerpräsident noch das Vertrauen der CSU-Fraktion habe: Daran gebe es "gar keine Zweifel".

Schmid kündigte an, er wolle erneut Kontakt mit dem in Berlin weilenden Seehofer aufnehmen. Der Ministerpräsident ist offensichtlich gesprächsbereit, will die Angelegenheit aber mit Söder persönlich regeln. "Vier-Augen-Gespräche kündigt man nicht an, genauso wenig, wie man bestätigt, wann sie stattfinden und welchen Inhalts sie sind", hieß es in der CSU-Landesleitung. Ein Friedensangebot Seehofers gab es bislang jedoch noch nicht. "Wenn es etwas zu sagen gibt, muss man das auch offen tun. Ich muss auch viel hinnehmen", sagte Seehofer der Bild-Zeitung.

Markus Söder beendete seine Rede übrigens mit folgenden Worten: "Mein Motto ist: Ruhe bewahren, Haltung zeigen, Pflichten erfüllen."

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