Schweinfurt:Sprengstoff gibt Rätsel auf

Tag nach Fund von Chemikalien in Schweinfurt

Die Häuser gehören der städtischen Wohnungsbaugesellschaft.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Warum ein 35-Jähriger gefährliche Stoffe bunkerte, ist unklar

Drei Tage nach dem Fund von selbstgemachtem Sprengstoff in Schweinfurt ist noch immer rätselhaft, was der 35-Jährige mit der hochexplosiven Substanz vorhatte. Die Ermittler des Landeskriminalamtes sind dabei, den Hintergrund des Mannes auszuleuchten, um eine Antwort zu finden. Daten auf Computer, USB-Sticks und Mobiltelefon werden weiterhin untersucht. Gerade auf dem Handy finden Ermittler oft sehr schnell Hinweise, wenn sich jemand in einem extremistischen Umfeld bewegt. Das ist diesmal nicht der Fall. Deshalb konzentriert sich die Polizei auch auf das Umfeld des Mannes und die Frage, mit wem er Kontakt hatte und wofür er sich interessierte. Das kann dauern, ein Sprecher des Landeskriminalamtes geht nicht davon aus, dass es schnell neue Erkenntnisse geben wird. Letztlich, das ist ebenfalls Spekulation, sei als Motiv auch eine bloße Faszination für illegale Experimente mit den gefährlichen Stoffen denkbar. Man kommt im Internet leicht an Rezepte zur Herstellung von Acetonperoxid, die notwendigen Zutaten sind ohne Probleme erhältlich.

Der 35-Jährige sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Ob er berufstätig oder arbeitslos war, will die Polizei derzeit nicht sagen. Er lebte in einer Wohnung jenes Mehrfamilienhauses, in dem am Montag bei einer Zwangsräumung der Sprengstoff und 30 Liter Chemikalien entdeckt wurden. Der erste Fund war nicht in seiner Wohnung, sondern in der einer 30-jährigen Frau. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, hatte der Mann die Substanzen auf insgesamt drei Wohnungen und drei Kellerräume verteilt: seine eigene und die von zwei Nachbarn. Das dreigeschossige Mehrfamilienhaus ist Teil einer kleinen, U-förmigen Wohnsiedlung, die am Stadtrand von Schweinfurt liegt, direkt neben dem Obdachlosenheim. Hier leben Menschen, die kaum Geld haben, viele sind auf Sozialleistungen angewiesen. Dass sie nicht auf der Sonnenseite leben, kann man sehen. Die Gebäude, die der städtischen Wohnbaugesellschaft gehören, wirken ungepflegt. Vor Kurzem hat es in einer Wohnung gebrannt, man kann noch die schwarzen Spuren über einem Fenster sehen. Draußen, an der Straße, liegen angekohlte Elektrogeräte und eine Matratze.

Am Dienstag kam es zu einem weiteren Zwischenfall, der laut Polizei ebenfalls nichts mit dem Sprengstoff-Fund zu tun hat: Weil der Hausmeister bei der Heizungskontrolle in einer Wohnung Schusswaffen entdeckte, rückte ein Spezialeinsatzkommando an. Die Polizei stellte jedoch fest, dass es sich um legale Schreckschuss- und Softairwaffen handelte.

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