Schweinfurt:Ermittlung wegen fahrlässiger Tötung

Statiker warnt vor Ferndiagnosen zu eingestürzter Autobahnbrücke

Fünf Tage nach dem Einsturz des Rohbaus einer Autobahnbrücke bei Werneck ermittelt die Staatsanwaltschaft Schweinfurt wegen fahrlässiger Tötung. Bei dem Unglück war am Mittwoch ein Bauarbeiter ums Leben gekommen. Die Ermittlungen richten sich weiterhin gegen Unbekannt, sagte ein Polizeisprecher. Es gebe also keine konkreten Personen, gegen die ein Verfahren eingeleitet wurde. Auch sei es denkbar, dass sich am Ende der Ermittlungen herausstelle, "dass kein menschliches Versagen und keine fahrlässige Tötung vorliegt". Wann das Verfahren abgeschlossen ist, sei unklar. Man gehe von mehreren Monaten aus.

Momentan untersucht eine Gutachterin die Unglücksstelle. Die Verbindungsstraße zwischen Zeuzleben und Schraudenbach, auf die das Gerüst und mehrere Hundert Tonnen Beton gestürzt sind, dürfte noch für Wochen gesperrt sein. Ursprünglich sollte die 236 Meter neue Spannbetonbrücke der A 7 bei Werneck 2017 fertiggestellt sein. Wie lange sich der Autobahnbrückenbau verzögere, sei "noch gar nicht abzuschätzen", sagte ein Sprecherin der Autobahndirektion Nordbayern. Zwar nehme man zur Kenntnis, dass viel spekuliert werde über die Ursachen des Einsturzes, man werde sich daran aber nicht beteiligen.

Ein Professor für Baustatik, der selbst als Gutachter tätig ist, warnt vor Ferndiagnosen auf Grundlage kursierender Fotos. Er hat für die Süddeutsche Zeitung eine mehrseitige Analyse des Unglücks erstellt, möchte aber namentlich nicht erwähnt werden. Vergleichbare Unglücke lehrten, dass "voreilig geäußerte Meinungen, auch die von Experten, in seltenen Fällen Bestand haben". Der Wettlauf sogenannter Fachleute sei "peinlich". Allerdings könne man krudeste Spekulationen nahezu ausschließen: Dass ungleichmäßig verteilter Beton das Traggerüst zum Einsturz gebracht habe, sei kaum möglich. Nach Augenzeugenberichten fehlten zwischen Pfeiler fünf und sechs wenige Ladungen Frischbeton - das bringe kein Traggerüst zum Einsturz. Auch eine Unterspülung wegen starken Regens sei schwer vorstellbar. Falsch bemessene Statik sei ebenfalls unwahrscheinlich, die "beteiligten Firmen sind keine Amateure" und werden von einem Prüfingenieur kontrolliert. Bleiben etwaige Fehler bei den Stützen des Gerüstes, "das ist der Schwachpunkt solcher Konstruktionen". Was genau damit geschehen sei, lasse sich aber keinesfalls aus der Ferne beurteilen. Hinweise darauf könnten aber Fotos bringen, die bei der Abnahme des Gerüstes Standard sind.

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