Schwaben:In Kempten klafft seit Jahren ein riesiges, teures Loch

Schwaben: Das berühmte Loch in der Innenstadt von Kempten. Jetzt steht Wasser auf dem Dach der Tiefgarage.

Das berühmte Loch in der Innenstadt von Kempten. Jetzt steht Wasser auf dem Dach der Tiefgarage.

(Foto: oh)
  • Seit 2010 klafft in Kempten ein großes Bauloch, weil Bauherren und Stadt sich streiten.
  • Die Grube läuft mit Wasser voll - allein die Sicherung und das Abpumpen kosten viel Geld.
  • Über die Bauherren wurde jetzt ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Von Stefan Mayr, Kempten

Der Standort ist und bleibt hochattraktiv, aber das Ambiente und der Zustand werden immer trostloser. Die ewige Baustelle an der Kemptener Mozartstraße hat sich längst als das "große Loch" in den Wortschatz und die Geschichtsbücher der Stadt gebohrt. Seit 2010 klafft die Wunde auf halber Strecke zwischen Bahnhof und Residenz, direkt gegenüber dem Einkaufszentrum "Allgäu Forum".

Die Bauherren stellten die Arbeiten an der Baugrube ein und streiten sich seitdem mit der Stadt. Währenddessen wurde das fußballfeldgroße und 18 Meter tiefe Riesenloch zur Riesenpfütze. Die Stadt musste inzwischen Millionen ausgeben, um die Grube und die angrenzenden Straßen abzusichern. Doch nach sechsjährigem Hin und Her ist jetzt wieder Land in Sicht: Über die Bauherren wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Eine zwangsweise gebaute Tiefgarage, die nie in Betrieb ging

"Auf diesen Moment haben wir lange gewartet", sagt Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Er hofft nun, dass das Grundstück bald verkauft und endlich bebaut wird. Wie viel die Stadt von ihren vorgestreckten Millionen zurückbekommen wird, ist allerdings noch offen.

Die Grundstücks-Eigentümer wollten auf dem Areal ein Geschäftshaus mit reichlich Einzelhandel-Flächen errichten. Doch die Stadt verbietet an dieser Stelle bestimmte Sortimente, um die Händler in der Fußgängerzone zu schützen. So kam es zum Streit, man traf sich regelmäßig vor Gericht, eine Lösung kam nicht zustande.

Als das Loch drei Jahre alt war, ließ die Stadt 2013 das Grundstück unter Zwangsverwaltung stellen. Sie ließ zwangsweise eine Tiefgarage hineinbauen, um die Einsturzgefahr zu bannen. Diese Garage ging allerdings nie in Betrieb. Und sie verschönert die städtebauliche Wunde nicht wirklich, sondern überdeckt sie nur notdürftig. Zudem kostet sie richtig viel Geld: Neben den 2,5 Millionen Euro Baukosten muss die Stadt pro Monat 10 000 Euro hineinstecken, um das Wasser abzupumpen und abzuleiten.

Zumindest in finanzieller Sicht drohte die ewige Baustelle zum "Loch ohne Boden" zu werden, deshalb beriet im April der Bauausschuss des Stadtrats in nichtöffentlicher Sitzung über Abhilfe. Die Stadträte frästen sich tief in die Materie hinein und überlegten sogar schon, ob sie die zwei untersten TG-Untergeschosse mit Beton auffüllen sollten. Der Vorschlag wurde verworfen.

Stattdessen entschieden sie, bis auf Weiteres jeden Monat 10 000 Euro in die Baustelle zu pumpen. Diese Pumpe muss Tag und Nacht rumpeln, weil die Bodenplatte, die einst noch von den Bauherren verlegt wurde, undicht ist. Zwischenzeitlich hatten sogar die Staatsanwaltschaften aus Kempten und Augsburg gegen die Bauherren wegen des Verdachts auf Betrug ermittelt. Das Verfahren wurde im Februar eingestellt.

OB Kiechle (CSU) hat die bodenlose Baustelle von seinem Vorgänger Ulrich Netzer geerbt. Über drei Millionen Euro hat die Stadt bislang gezahlt für Garagenbau, Anwälte und sonstige Nebengeräusche. "Das wollen wir uns wieder zurückholen", sagt Kiechle. In welcher Höhe das gelingt, hängt nun ab von Insolvenzverwalter Florian Zistler aus der Ulmer Kanzlei Pluta. Er versucht nun nach eigener Aussage, das Grundstück "so schnell wie möglich" zu verkaufen. Erste Anfragen lägen bereits vor.

Wann genau es im "großen Loch" weitergehen wird, konnte er allerdings nicht sagen. Im Idealfall könnte der Kaufvertrag vielleicht noch in diesem Jahr unterzeichnet werden. Und wann wird die hässliche Lücke endlich gefüllt sein? Wohl nicht vor 2018, wie OB Kiechle andeutet. "Das war jetzt ein wichtiger Schritt", sagt er, "aber wir werden noch Geduld brauchen."

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