Schwaben:Gutachterstreit ums Augsburger Stadttheater

Laut TÜV war die Schließung zwingend notwendig. Ein Bausachverständiger zieht das allerdings in Zweifel.

Von Karin Seibold, Augsburg

Es wäre ja fast ein eigenes Theaterstück wert, was sich da gerade in Augsburg rund ums Stadttheater abspielt. Es geht um "Schlamperei" - beziehungsweise darum, ob es zu solcher kam. "Nein", sagt CSU-Oberbürgermeister Kurt Gribl. In einer Pressekonferenz präsentierte er am Freitag die "Vorabstellungnahme" des TÜV, der sich auf seine Bitte hin noch einmal den Brandschutz im Theater angesehen hat. Und der stellte fest: Die vorzeitige Schließung des Theaters war nun doch "zwingend" notwendig.

Das Bauordnungsamt hatte das Augsburger Stadttheater am 20. Juni für die Öffentlichkeit gesperrt. Grund dafür waren "erhebliche brandschutztechnische Mängel". Vor ein paar Tagen legte der Augsburger Bausachverständige Wolfgang Rösener allerdings ein Gutachten vor, in dem er die vorzeitige Schließung als unnötig bezeichnete. "Schlamperei" seien die Gutachten von Bauordnungsamt und Amt für Brand- und Katastrophenschutz, erklärte er.

Der Einbau von ein paar Gipskarton-Feuerschutzplatten und Funk-Rauchmeldern, so Rösener, könnte die schwerwiegendsten Brandschutzprobleme lösen. Das Bauordnungsamt hatte befürchtet, dass durch Löcher in der Garderobendecke im Falle eines Feuers Rauch in die darüber liegenden Zuschauerränge dringen könnte.

Der TÜV bestätigt nun diese Befürchtung. Besonders im Garderobenraum sei mit "erheblichen Brandlasten zu rechnen", heißt es. Gribl stellt deshalb fest: "Die vorausgegangene fachliche Beurteilung hat sich verfestigt, es besteht eine nicht beherrschbare und mit angemessenen Mitteln nicht abwendbare Gefahrenlage für Leib und Leben von Menschen." Von einer "Schlamperei" der zuständigen Behörden könne keine Rede sein.

Doch auch der Bausachverständige Rösener legt nach: "Ich hätte eigentlich erwartet, dass die Stadt den Faden aufnimmt und schaut, ob da etwas dran ist. Stattdessen versucht man nur, meine Argumente zu entkräften." Er habe in ein Wespennest gestochen. Die vorzeitige Schließung des Theaters habe wohl doch politisch motivierte Gründe. Es gehe darum, Druck auf die Sanierungsgegner auszuüben. OB Gribl konterte: Derart "platter Instrumente" würde er sich nie bedienen, um Ziele durchzusetzen.

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