Schutz der Bergwelt:Umweltschützer kritisieren Alpenstrategie

Von Christian Sebald

Die Alpenschutzkommission Cipra und der Vogelschutzbund LBV üben heftige Kritik an der neuen Alpenstrategie des Freistaats. "Zwar weist die Initiative einige positive Akzente auf", sagt der deutsche Cipra-Präsident Erwin Rothgang. "Aber vor allem dürfte sie eine Erschließungs- und Ausbauoffensive in Bayerns Bergen einleiten." Der LBV sieht die Alpenstrategie ebenfalls sehr skeptisch. "Denn sie konzentriert sich auf wirtschaftliche Belange", sagt LBV-Chef Norbert Schäffer, "der Schutz der alpinen Tier- und Pflanzenwelt samt ihren Lebensräumen wird mit keinem Wort erwähnt". Die Cipra und der LBV verlangen deshalb Nachbesserungen von der Staatsregierung.

Vor allem müsse sich der Freistaat auch in der Alpenstrategie zur Alpenkonvention bekennen, sagt Rothgang. Das internationale Vertragswerk, das alle Alpenstaaten unterzeichnet haben, gilt als Grundlage für eine behutsame Entwicklung der Region, aber auch für ihren Schutz. In der Alpenstrategie des Freistaats indes werde die Alpenkonvention aber nicht einmal erwähnt, erklärt Rothgang. Gleiches gelte für den bayerischen Alpenplan, der die Bergwelt in verschiedene Schutzzonen unterteilt. Er werde ebenfalls mit keinem Wort angesprochen.

Zugleich verlangen LBV und Cipra, die der Dachverband aller dem Schutz der Bergwelt verpflichteter Umweltorganisationen ist, dass der Freistaat endlich die Förderung von neuen Seilbahnen und den Bau von Almstraßen einstellen soll. Die bayerischen Alpen seien inzwischen so gut erschlossen, dass es keine zusätzlichen Projekte mehr brauche - zumal der Neubau von Liften und Skigebieten wegen des Klimawandels keinen Sinn mehr habe. Stattdessen solle der Freistaat in naturverträglichen Tourismus investieren.

Das Kabinett hat die neue Alpenstrategie vergangene Woche beschlossen. Ein Kernpunkt, den die Umweltorganisationen ausdrücklich für gut heißen, sind die Chancen für die Kommunen und die Bevölkerung in den bayerischen Bergen durch die Digitalisierung. Weitere zentrale Kapitel sind Ausbau der Verkehrsnetze, Ansiedlung von Gewerbe und Förderung des Tourismus. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) nennt die Alpenstrategie "die Voraussetzung für neue wirtschaftliche Perspektiven im Alpenraum, ohne die Natur und Kultur zu gefährden".

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