Schulprojekt:Rad und Tat

Schulprojekt: Ein paar Schrauben sind zu lang, die sägt Florian ab. Techniklehrer Walter Leitel prüft die letzten Feinheiten am selbstgebauten Windrad der Schule Bechhofen.

Ein paar Schrauben sind zu lang, die sägt Florian ab. Techniklehrer Walter Leitel prüft die letzten Feinheiten am selbstgebauten Windrad der Schule Bechhofen.

(Foto: Katja Auer)

Im mittelfränkischen Bechhofen haben Neuntklässler der Mittelschule ein Windrad entwickelt und gebaut. Mit dem Strom wird ihre Indianer-Siedlung beleuchtet - die haben sie auch selbst errichtet

Von Katja Auer, Bechhofen

Es weht zunächst nur ein leises Lüftchen im mittelfränkischen Bechhofen, das reicht erst mal noch nicht. Schließlich soll der Wind bald den Strom liefern im Hof der Grund- und Mittelschule, damit die Indianer-Tipis im Garten beleuchtet werden können und die Teichpumpe läuft. Dafür haben die Neuntklässler in der Technikgruppe ein Windrad gebaut. Anderthalb Jahre arbeiteten die Schüler an dem Pilotprojekt. Am Dienstag wurde das Windrad aufgestellt.

Alles haben sie selber gemacht. Die Rotorblätter aus Lärchenbrettern auszusägen sei noch das Einfachste gewesen, erzählt Lukas Halter. Deswegen machten sie gleich sechs. Drei als Ersatz, wenn mal was sein sollte. Mit dem Hobel, der Säge, der Feile brachten sie das Holz in die gewünschte Form. "Am Anfang hab ich gedacht: Häh?", erzählt Larissa Beck, eine von zwei Mädchen in der Projektgruppe. Schließlich hatte keiner von ihnen eine Ahnung, wie ein Windrad funktioniert. Aber dann habe sie das System begriffen und die Arbeit ging immer besser voran. Die 15-Jährige will Schreinerin werden, dafür sei die Arbeit am Windrad schon eine gute Vorbereitung gewesen.

"Was da für eine Technik dahinter steckt", sagt Alexej Müller, das habe er gar nicht gedacht. Bis die zwölf Mitglieder der Technikgruppe auch den Generator selbst bauten und dafür Spulen wickelten und Magnetscheiben gossen. Gar nicht so einfach sei das gewesen, sagt der 16-Jährige, immer hätten sie aufpassen müssen, dass keine Werkzeuge an den Magneten haften blieben. Aber auch das hat geklappt.

Lebenswerkstatt nennt der stellvertretende Schulleiter Gerhard Bräunlein diese Projektarbeit, bei der die Schüler möglichst praktische Fertigkeiten lernen sollen. Und weil im Tipi-Dorf, das die Schüler natürlich auch selbst gebaut haben, längst schon der Strom fehlte, kam ihm die Idee mit dem Windrad. Sie hätten freilich auch ein paar Solarzellen in den Schulhof stellen können, aber da hätte es für die Schüler zu wenig zu tun gegeben, sagt Bräunlein. Also ein Windrad. Er nahm Kontakt auf mit der Baywa-Stiftung, die das Projekt finanzierte, und mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, "weil wir hier zwar viel können, aber doch nicht alles", sagt Bräunlein. Deswegen kam Hochschul-Mitarbeiterin Katja Krauter an die Schule in Bechhofen und leitete die Gruppe beim Bau des Windrads an. Sie hat schon mal eines gebaut, aber in Bechhofen hätten sie noch manches optimiert, sagt sie. Diese Art der Bildungsarbeit hält die 26-Jährige für wichtig, damit die Schüler schon früh mit den erneuerbaren Energien in Berührung kämen. Nach so einem Projekt sei die Energiewende mehr als mir ein abstrakter Begriff.

Als die Schüler das Rad aus dem Werkraum tragen, weiß sie noch nicht, ob es wirklich funktionieren wird. Eine Generalprobe gab es nicht, nur die Berechnungen auf dem Papier. Draußen werden die Rotorblätter auf den Generator montiert, das dauert, ein paar Löcher müssen nachgebohrt werden, ein paar Schrauben abgesägt. Mit einem Gummihammer schlägt Alexej auf die Metallplatte, an der die Rotorblätter befestigt sind. Als alles sitzt, werden die Schrauben festgezogen und das Windrad austariert. Später hebt ein Kran das Rad auf den acht Meter hohen Masten. Der steht auch nicht zufällig genau da, wo er steht. Eine Klasse hatte Windmessungen angestellt, um den optimalen Standort zu finden. Überhaupt war nicht nur die Technikgruppe mit dem Windrad beschäftigt. Die einen druckten den Flyer, auf dem das Projekt beschrieben wird, die anderen bereiteten das Essen vor, mit dem die Gäste bewirtet wurden.

Alexej und Lukas sind dann doch ein bisschen nervös, ob alles funktioniert. Müsste eigentlich schon. Und wenn dann noch irgendwann genügend Wind weht, dann gibt es endlich Licht in den Indianerzelten im Schulhof. Aber nicht nur bei Wind. Zwei Batterien sollen den Strom aus dem selbstgebauten Windrad speichern. Die Schüler können sich an das nächste Projekt machen. An die Mittlere Reife vielleicht, die nächstes Jahr ansteht.

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