Schulpolitik:Solidarisch für die Frühpension

Alle Lehrerverbände protestieren gegen die Pläne des Ministeriums

Bayerische Lehrerverbände stellen sich geschlossen gegen den Pensionierungsstopp an Grund-, Mittel- und Förderschulen - obwohl Realschul- und Gymnasiallehrer momentan sogar vom Mangel profitieren. An ihren Schularten haben Absolventen derzeit kaum Jobchancen und wechseln an Volks- und Förderschulen. Grund der Empörung ist die drastische Maßnahme des Kultusministeriums gegen den akuten Lehrermangel an diesen Schularten: Der Antragsruhestand soll für den Februar 2018 nicht gestattet werden. Alle Lehrer, die vorzeitig in Pension gehen wollten, müssen nun bis zum Sommer warten. Erst dann kommen junge Lehrer von den Unis nach und können übernehmen.

Das Kultusministerium stellt derzeit sogar Lehrer mit Examensschnitt bis 3,5 ein - auf Kosten der Unterrichtsqualität, sagen Kritiker. Das sieht die Hauptpersonalrätin Ruth Brenner der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) anders: "Die Qualität des Unterrichts sinkt nicht, weil Lehrer mit einem Schnitt von 3,5 eingestellt, sondern vielmehr, weil die Lehrer nicht vernünftig weitergebildet werden." Die GEW fordert deshalb ebenso wie der Bayerische Lehrerverband, dass Bildungsminister Ludwig Spaenle die "unmöglichen" Rahmenbedingungen der Zweitqualifizierungen für Grund-, Mittel- und Förderschule verbessert. Junge Lehrer brauchten Perspektiven. Etwa durch eine Ausbildung von Stufenlehrkräften, die in mehreren Schularten einsetzbar wären. So könne das Kultusministerium darauf verzichten, den Ruhestand hinauszuzögern.

Beunruhigt schlagen auch die anderen Lehrerverbände Alarm: "Es ist wichtiger denn je, einen klaren Einstellungskorridor an den bayerischen Realschulen zu schaffen", sagt Realschullehrerverbandschef Jürgen Böhm. Lehrern den frühzeitigen Ruhestand zu verwehren, könne nur eine vorübergehende Lösung sein. Auch die Philologen fordern mehr Stetigkeit bei den Einstellungen und wittern Gefahr: "Wir wollen vermeiden, dass unsere Lehrer 2024 nicht frühzeitig in den Ruhestand gehen dürfen und gleichzeitig in den kommenden Jahren viele hervorragend ausgebildete, junge Lehrkräfte kein Angebot bekommen", sagt der Vorsitzende Michael Schwägerl. Die Entscheidung im Ministerium über eine endgültige Lösung steht noch aus.

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