Schulpolitik:Projekt Mittelstufe Plus wird nicht ausgeweitet

71 Gymnasien haben sich für den Modellversuch Mittelstufe Plus beworben, 47 hat das Kultusministerium ausgewählt. Doch im Umkreis der 24 abgewiesenen regt sich seit Wochen Widerstand gegen die Beschränkung des Versuchs: Eine Bürgerinitiative formiert sich in Kronach, Eltern fordern Gerechtigkeit und sogar der Lindauer CSU-Landrat Elmar Stegmann setzt sich für die nachträgliche Aufnahme seiner Gymnasien ein. Doch in der Regierung gibt man sich ungerührt: Auch der jüngste Dringlichkeitsantrag der Freien Wähler, die restlichen 24 Schulen noch vor dem neuen Schuljahr ins Projekt einzubeziehen, scheiterte im Bildungsausschuss.

Günther Felbinger (FW) hatte schon mehrmals gefordert, allen Kindern, die wollen, die Mittelstufe Plus zu ermöglichen. Die überraschend hohen Anmeldezahlen zeigten, dass sich die Eltern und Schüler die Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjährigem Gymnasium wünschen, sagte Felbinger. Etwa 60 Prozent der Siebtklässer hatten sich für die auf vier Jahre gedehnte Mittelstufe angemeldet, auf dem Land sind es teils sogar mehr als 75 Prozent. Doch die Zahlen fallen regional sehr unterschiedlich aus. "Eltern und Schüler dürfen nicht zwei Jahre lang vertröstet werden", sagte Felbinger. Bei den 24 abgewiesenen Gymnasien wollen Eltern, Schüler und Lehrer das Modell umsetzen, die Schulleitung habe das Grundkonzept schon ausgearbeitet. Je mehr Schulen mitmachen, desto größer sei die Aussagekraft des Modellversuchs. Er kritisierte auch, dass die Staatsregierung städtische und private Gymnasien nicht am Versuch teilnehmen lasse. Nur so könne zum Beispiel in München eine "vernünftige" Strichprobe erfasst werden, denn keines der staatlichen Gymnasien hatte sich beworben.

Die CSU-Fraktion sah das qua Amt anders. "Die Stichprobe ist groß genug, es gibt keinen Grund, das jetzt noch schnell abzuändern", sagte Otto Lederer (CSU). Allerdings munkeln manche, dass die Fraktion auch aus Prinzip am G 8 festhält. Auch Walter Gremm, Abteilungsleiter für Gymnasien im Ministerium, verteidigte kaum überraschend die Entscheidung seines Hauses: Die Gymnasien seien gezielt ausgewählt, eine Öffnung für die 24 anderen kaum noch möglich. Die Modellschulen haben Stundentafeln und Konzepte bereits ausgearbeitet, die in dieser Woche abgesegnet wurden. Doch dass die Auswahl nicht optimal klappte, zeigte Gremm gleich selbst: In Oberbayern West und Ost sowie in Niederbayern wollten nur 14 Schulen mitmachen und alle wurden genommen. Vier sollen es laut Kabinettsbeschluss pro Schulamtsgebiet sein. Wirklich wählen konnte das Ministerium nur in den anderen Bezirken: Die meisten Bewerbungen kamen mit 14 Schulen aus Mittelfranken, allein in Nürnberg waren es fünf.

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