Schulbeginn in Bayern:Neues Schuljahr, alte Probleme

In Bayern beginnt am Donnerstag das neue Schuljahr - doch die Probleme sind noch die alten: Am Gymnasium muss sich die neueste G-8-Reform bewähren, Mittelschulen leiden unter Lehrermangel und an den Realschulen sind die Klassen nach wie vor zu groß.

Tina Baier

Für 1,72 Millionen bayerische Schüler beginnt am Donnerstag der Unterricht. 107.100 von ihnen sind Erstklässler. Es gibt einige Neuerungen, doch in vielen Bereichen werden Schüler, Lehrer und Eltern mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie im vergangenen Schuljahr.

Deutschunterricht

Trotz 1000 neuen Lehrern haben Grund- und Mittelschulen nicht genug Pädagogen um den Unterrichtsbedarf zu decken. Die Gymnasien kämpfen derweil mit der G-8-Reform.

(Foto: dapd)

Zahl der Lehrer

Der nächste große Einstellungstermin für neue Lehrer ist im Sommer 2013, also kurz vor den Landtagswahlen. Davon könnten alle Schularten profitieren, weil die Staatsregierung wenige Wochen vor den Wahlen eine Diskussion über Unterrichtsausfall und fehlende Lehrer mit Sicherheit vermeiden will. Das macht sich schon dieses Schuljahr bemerkbar: Nach Angaben aus dem Kultusministerium unterrichten etwa 1000 fest angestellte Lehrer mehr an Bayerns Schulen als im vergangenen Jahr.

Grund- und Mittelschule

Probleme mit der Lehrerversorgung gibt es vor allem an den Grund- und Mittelschulen. Ende des vergangenen Schuljahres hatte das Kultusministerium den Mittelschulen viel zu wenige Lehrer zugeteilt, weil man von weniger Schülern ausgegangen war, als sich tatsächlich angemeldet haben. Ende August meldete die Behörde: "Die Unterrichtsversorgung an den Grund- und Mittelschulen ist in Bayern zum Schuljahr 2012/2013 auf dem Niveau des Vorjahres gesichert." "Für mich ist diese Aussage keine Beruhigung, sondern eine Drohung", sagt Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Im vergangenen Schuljahr sei die Zahl der Lehrer derart knapp gewesen, dass es Probleme gab, alle vorgeschriebenen Stunden zu halten. Nach Informationen von Thomas Gehring, dem bildungspolitischen Sprecher der Grünen, hat das Kultusministerium Probleme, die nachträglich zugeteilten Stellen für die Mittelschulen zu besetzen, weil die Bedingungen schlecht sind: Die Verträge seien auf ein Jahr befristet, oft handele es sich nicht einmal um eine ganze, sondern nur um eine Zweidrittel-Stelle. "Auch die Grundschulen haben unter dem Missmanagement zu leiden", sagt Wenzel. "Lehrerinnen und Lehrer wollen und sollen zwar individuell fördern, sie erhalten dafür aber keinerlei personelle Unterstützung." An einigen Grundschulen ist kurz vor Beginn des Unterrichts offenbar noch nicht einmal die Grundversorgung gesichert: "Vor einigen Tagen hat mich eine Grundschulrektorin angerufen, der immer noch drei Lehrerinnen fehlen", sagt Gehring.

Gymnasien müssen Lehrplan entrümpeln

Gymnasium Die G-8-Reformen, die das Kabinett kurz vor den Sommerferien beschlossen hat, sollen dieses Schuljahr greifen. Von Donnerstag an wird nach dem entrümpelten Lehrplan unterrichtet, in dem der Stoff in elf von 25 Fächern gekürzt wurde. Mathematik soll in der achten Klasse vier Stunden pro Woche unterrichtet werden, statt wie bisher drei. Dasselbe gilt für Deutsch in der Zehnten. Zwölf ausgewählte Schulen sollen sich bis zum Zwischenzeugnis überlegen, wie das zusätzliche Flexibilisierungsjahr organisiert werden könnte, das Gymnasiasten der Mittelstufe dann 2013/2014 in Anspruch nehmen können. Im Februar will das Kultusministerium ein "Umsetzungspaket" an alle Gymnasien verschicken, in dem unter anderem steht, wie viele zusätzliche Stunden die Schulen für das Flexi-Jahr bekommen und wie der Stundenplan eines Flexi-Schülers aussehen könnte. "An den Schulen herrscht eher Skepsis darüber, dass die Neuerungen die Probleme des G 8 lösen können", sagt Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands und Schulleiter des Robert-Koch-Gymnasiums in Deggendorf. "Ob das Flexi-Jahr funktioniert, hängt sehr stark davon ab, wie viele Ressourcen dafür zur Verfügung gestellt werden", sagt Max Schmidt, Vorsitzender des bayerischen Philologenverbands. "Wenn alle Lehrer gebraucht werden, um den Unterrichtsausfall zu bekämpfen, bleibt vom Flexi-Jahr nichts mehr übrig."

Realschule

An den Realschulen ist die Stimmung nach Aussage von Anton Huber, dem Vorsitzenden des Bayerischen Realschullehrerverbands "positiv". Problematisch sei allerdings die hohe Zahl von Referendaren, die statt fertig ausgebildeter Lehrer unterrichten. Die Zahlen aus dem Kultusministerium zeigen, dass die Realschule immer noch die Schulart mit den größten Klassen ist. An der durchschnittlichen Klassenstärke von 26,8 hat sich dieses Schuljahr im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert.

Ganztagsangebote

"Bayern sieht im Ausbau der Ganztagsangebote einen Schwerpunkt", sagte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) vergangene Woche. Warum gibt es dann immer noch so wenige Ganztagsklassen? "Das Kultusministerium erlaubt nicht, auf einmal einen kompletten Zug, etwa von der fünften bis zur zehnten Klasse einzurichten", sagt Martin Güll (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses. Die Züge müssen langsam aufgebaut werden, jedes Jahr kommt eine einzige Ganztagsklasse dazu. Zudem mache die Staatsregierung keinen Unterschied zwischen offenen Angeboten, also Betreuungsplätzen nach der Halbtagsschule und gebundenen Angeboten, bei denen sich Lern- und Erholungsphasen den ganzen Tag über abwechseln. Letztere seien besser aber auch teurer. In diesem Schuljahr seien nur 2650 von 55 000 Klassen gebundene Ganztagsklassen.

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