Passau:Die Geschichte eines Pfarrers, der zum Schleuser wurde

Die Meldung über einen Pfarrer aus Österreich, der Flüchtlinge über die deutsche Grenze gebracht hat und dafür angeblich in Passau wegen Schleuserei zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, hat die Runde gemacht. Doch die Meldung stimmte nicht. Hier die wahre Geschichte.

Von Andreas Glas, Passau

Ein Pfarrer aus Österreich ist mit dem Auto unterwegs, entdeckt vier Flüchtlinge am Straßenrand, lässt die Syrer einsteigen und bringt sie über die Grenze nach Passau. Dort wird der 71-Jährige von Beamten der Bundespolizei gestoppt und ein Jahr später als Schleuser verurteilt - zu zwei Jahren Haftstrafe auf Bewährung. Diese Meldung machte am vergangenen Freitag die Runde durch die Medien der Republik, auch die Süddeutsche Zeitung berichtete. Inzwischen hat sich herausgestellt: Das harte Urteil hat es so nie gegeben, der Pfarrer bekam lediglich eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 30 Euro. Die Strafe wurde für zwei Jahre unter Vorbehalt gestellt, sprich: Zahlen muss der Geistliche nur, wenn er sich in dieser Zeit etwas zuschulden kommen lässt. Das hat das Passauer Amtsgericht der SZ am Montag bestätigt.

Doch wie kommt eine solche Falschmeldung zustande? Die Passauer Neue Presse hatte über den Fall und die zweijährige Bewährungsstrafe berichtet, offenbar nicht korrekt. Doch die Meldung war in der Welt. Weil weder der Pfarrer noch das Passauer Amtsgericht am Freitagnachmittag erreichbar waren, konnte die SZ das Urteil zunächst nicht verifizieren und veröffentlichte die Meldung deshalb mit einem Verweis auf die Berichterstattung in der PNP. Ein Fehler, wie sich nun herausgestellt hat. Zumal es im Fall des schleusenden Pfarrers weder eine öffentliche Verhandlung gegeben hat, noch handelt es sich um ein aktuelles Urteil. "Es ist eine alte Geschichte aus dem Frühjahr, die da wieder aufgewärmt worden ist", teilte ein Sprecher des Passauer Amtsgerichts mit.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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