Schattige Hänge:Renaissance der Reben

Schattige Hänge: Global: Hanns Hermann Knapp liefert seinen Rotwein, den schon der Papst als Geschenk bekam, auch ins Ausland.

Global: Hanns Hermann Knapp liefert seinen Rotwein, den schon der Papst als Geschenk bekam, auch ins Ausland.

(Foto: oh)

Trotz schwieriger Bedingungen blüht Frankens Weinproduktion auf

Natürlich deckt sich die Stadt bei Hanns Hermann Knapp ein, wenn es um Präsente für wichtige Gäste und Besuche im Maximilianeum in München oder beim Papst geht: Schließlich ist Knapp Winzer - der letzte in Miltenberg. Die Kreisstadt des fränkischen Rotweingebietes hat es den Winzerfamilien mit den vielen schattigen Nordhängen schon immer schwerer gemacht als den Winzern entlang der sonnenverwöhnten Terrassen und Gärten an den Ufern des Untermains. Aber immerhin kennt man das Weingut Knapp dafür weit über die Grenzen der Region hinaus: Sogar Esten zählt der 52-Jährige zu seinen Kunden. Ob der emeritierte Papst Benedikt allerdings auch einen Schoppen des von einer Delegation zur Audienz mitgebrachten Frühburgunders "Miltenberger Steingrübler" getrunken hat, weiß der Winzer nicht.

Knapps Großväter bewirtschafteten in der Altstadt landwirtschaftliche Betriebe. Im Nebenerwerb wurde Wein angebaut und in der Häckerwirtschaft ausgeschenkt. Vater Otto forcierte in den vergangenen Jahrzehnten den Weinanbau in Miltenberg wieder. Der war, nach mittelalterlicher Blüte mit 180 Hektar Rebfläche und mehr als 100 Winzern, Anfang des 20. Jahrhunderts fast ganz zum Erliegen gekommen war. "Heute bewirtschaftet unser Weingut fast die gesamte Miltenberger Fläche von fünf Hektar", erzählt Knapp: "Für Rotwein braucht man viel Erfahrung, für Weißwein reicht das, was man an der Schule gelernt hat", sagt der Winzer. Das beginnt schon bei der Weinlese mit seinen bis zu 15 Helfern: Jeder ist mit zwei Eimern unterwegs - in einen kommen die Toptrauben für den Rotwein, in den anderen die Trauben für Rosé und Weißherbst. Im benachbarten Bürgstadt bewirtschaftet Knapp noch ein weiteres Hektar Reben.

In Frankens größter Rotweingemeinde liegt auch das Weingut Rudolf Fürst. Laut weine.de ein deutsches Spitzenweingut, das vor allem durch den Fürst Spätburgunder bekannt ist, "der inzwischen regelrechten Kultstatus erlangt hat", so das Weinportal. Allein an den sonnenbeschienenen Hängen des Bürgstadter Centgrafenbergs bewirtschaftet das Unternehmen elf Hektar Reben. Weitere Flächen kommen in anderen Weinorten entlang des Mains dazu. Weinbau wird von der Familie Fürst nachweislich seit 1638 betrieben.

Die Bierbrauerei Faust, Miltenbergs einzige verbliebene Braustätte, gibt es seit 1654 - von einem nach dem Dreißigjährigen Krieg ins Land geholten Einwanderer aus Belgien als Löwenbrauerei gegründet. Gut 200 Jahre später begann die Geschichte der Familie Faust in der Brauerei. In den alten Gebäuden im Schwarzviertel, dem ältesten Teil der Stadt, gibt es jetzt Erlebnisführungen, Brauhaus-Singen und Bierseminare - seit neuestem auch nur für Frauen: "Wenn Frauen brauen". Seit 2001 führt die Brauerei - nach einer grundlegenden Renovierung - auch das historische "Gasthaus zum Riesen".

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