Sachrang:Multitalent aus Sachrang

Sachrang: Das einzige Bild des Universalgelehrten Müllner Peter, der vor 250 Jahren geboren wurde.

Das einzige Bild des Universalgelehrten Müllner Peter, der vor 250 Jahren geboren wurde.

(Foto: Tourist Information Aschau i. Ch.)

Vor 250 Jahren wurde der legendäre Müllner Peter geboren

Von Hans Kratzer, Sachrang

Im Jahr 1978 ist das an der Grenze zu Tirol gelegene Bergdorf Sachrang (Gemeinde Aschau) gleichsam über Nacht populär geworden. Damals hatte das Bayerische Fernsehen erstmals den Dreiteiler "Sachrang. Eine Chronik aus den Bergen" ausgestrahlt. Der Film, der die furchtbare Kriegszeit von 1791 bis 1814 thematisiert, markiert einen Meilenstein in der bayerischen Fernsehgeschichte. Viele Millionen Zuschauer ließen sich von der aufwendigen Produktion mit Gerhard Lippert in der Hauptrolle in den Bann ziehen. Den Film zeichnet eine dichte, oft beklemmende historische Atmosphäre aus. Im Mittelpunkt steht die legendäre Figur des Müllner Peter, der mit bürgerlichem Namen Peter Huber hieß. Er muss so etwas wie ein Universalgenie gewesen sein, wie es selten eines gegeben hat.

Der Ruhm des Müllner Peter, der vor 250 Jahren geboren wurde, gründet auf mehreren Fundamenten. Zum einen besaß er ein herausragendes musikalisches Talent. Durch sein Wirken als Organist, Chormeister und Komponist prägte er die alpenländische Musik und den Gesang über lange Zeit hinweg. Ein Großteil seiner Kompositionen ist im sogenannten Sachranger Notenschatz erhalten geblieben. Seine noch vorhandenen Briefe, seine umfangreiche Bibliothek und seine Aufzeichnungen lassen darauf schließen, dass der Müllner überdurchschnittlich gebildet war. Zudem erlernte er mehrere Sprachen.

In seinem Brotberuf war er zunächst einmal Müller und Bauer. 1809 hatte er das elterliche Anwesen und die Getreidemühle im Aschacher Grund übernommen. Darüber hinaus suchten ihn die Menschen auch als Heilkundigen und Tierarzt auf, er verfügte auf seinem Hof über eine vollständig eingerichtete Apotheke. Großes Interesse rufen bis heute zwei umfangreiche Handschriften aus seinem Nachlass hervor, in denen er alte Rezepturen festgehalten hat. Als Gemeindevorsteher bemühte sich der mit dem Gedankengut der Aufklärung sympathisierende Müllner Peter um eine Verbesserung der Schule. Auch in rechtlichen Angelegenheiten war der Müllner die erste Anlaufstelle im Dorf.

Dass sein Leben dennoch nicht immer harmonisch verlief, dass auch er sich mit Intrigen herumschlagen musste, dass seine Ehe mit Maria Hell, der Tochter des größten Bauern im Tal, unglücklich verlief, das alles machte den Sachrang-Film so unwiderstehlich - auch wenn der Wahrheitsgehalt mancher Ereignisse nicht mehr geklärt werden kann. Dass der Müllner Peter überhaupt wieder ins Gedächtnis zurückkehrte, ist dem Lehrer Hanns Heininger geschuldet, der in den Dreißigerjahren die Erzählungen von Hubers Großnichte, dem Auer Liesei, aufschrieb. Auf dieser Basis veröffentlichte der Schriftsteller Carl-Oskar Renner in den Sechzigerjahren den Roman "Der Müllner-Peter von Sachrang", der wiederum die Grundlage für den Fernsehdreiteiler bildete. Im alten Sachranger Schulhaus ist seit 2001 ein Müllner-Peter-Museum untergebracht.

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