Rosenheim Cops:Der Polizist als wohlgenährter Grantler

Rosenheim Cops: Joseph Hannesschläger (rechts) und Max Müller (mitte links) spielen in der TV-Serie "Rosenheim Cops".

Joseph Hannesschläger (rechts) und Max Müller (mitte links) spielen in der TV-Serie "Rosenheim Cops".

So kommen die Beamten zumindest in TV-Serien wie den "Rosenheim-Cops" rüber. Und im echten Leben? Arbeiten sie dort, wo andere Urlaub machen.

Kolumne von Johann Osel

Eine Pianistin liegt tot in der Musikakademie, die Kommissare haben drei Verdächtige. Allerdings wartet einer der Beamten auf das Hochzeitstagsgeschenk für seine Hilde und die Kripo-Sekretärin lässt das zerbrechliche Gut fallen. Große Dramen in Rosenheim, in der ZDF-Serie "Rosenheim-Cops". An diesem Dienstag wird zum 400. Mal ermittelt. Der Mörder macht stets ein bedröppeltes Gesicht, wenn er beim Finale furioso im Verhörraum entlarvt wird - meist von einem Ermittlerduo Urbayer/Auswärtiger. Und am Ende treffen sich alle auf ein Weißbier oder einen Schweinsbraten.

Für den Zuschauer außerhalb Bayerns verfestigt sich da wohl ein Bild. Über Bayerns Polizisten weiß er schon: Manche sind dick und bauernschlau ("Bulle von Tölz"), andere tollpatschig und grantelnd ("Hubert und Staller"). Was alle gemeinsam haben: Landschaftsporno erster Güte, keine Leiche, die nicht mit Kameraschwenk über saftig-grüne Wiesen garniert werden könnte. Ach du herrliches Bayernland, mit Top-Aufklärungsquote und viel Lebenslust! Wie es auch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei Presseterminen gerne verkörpert - also die Aufklärungsquote, selten die Lebenslust.

Ob das Fernsehbild stimmt, wollte die Deutsche Presseagentur nun wissen und hat Robert Kopp befragt. Er ist Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd in Rosenheim, laut Selbstdefinition "der echte Rosenheim-Kopp". Landschaftlich gesehen ja, sagt Kopp. "Wir dürfen ja in einer Region arbeiten, wo andere Urlaub machen." Nun ließ sich erahnen, dass die Serie nicht in Dnepropetrovsk gedreht wird. Jede Woche ein Mord wäre bei dem nötigen Bearbeitungsaufwand nicht zu schaffen, fuhr Kopp fort. Der Zuschauer wisse aber, dass die Polizei Fälle nicht "quasi nebenbei" in 45 Minuten klären kann. In der Serie ist ein Kommissar auch Landwirt, er steht meistens im Stall oder sitzt beim Wirt; die anderen dackeln den Rosenheimer Frauen nach. Die Serie trage "mit ihrer sympathischen Darstellung der Polizeibeamten zu einem positiven, bürgernahen Image der Polizei bei", lobte voriges Jahr dennoch der Innenminister. Gleichwohl ist im Rosenheimer Präsidialbezirk die Kriminalität gestiegen, zuletzt um 8,5 Prozent; da mag man dann doch hoffen, dass die echten Cops ihren Dienst nicht Weißbier und Damenwelt widmen.

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