Report zu Skigebieten:Der gekaufte Winter

Umweltverbände fordern Ende der Subventionen für Schneekanonen

Die Umweltverbände fordern ein sofortiges Ende der Subventionen für Schneekanonen in den bayerischen Skigebieten. "Angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist es völliger Unsinn, die ausbleibenden Schneefälle durch Kunstschnee ersetzen zu wollen", sagte Erwin Rothgang, der Präsident der Alpenschutzkommission Cipra in Deutschland, am Dienstag in München. "Deshalb muss die Verschleuderung öffentlicher Gelder dafür aufhören." Die Umweltverbände fordern stattdessen ein Gesamtkonzept für einen sanften Tourismus in den bayerischen Bergen und Mittelgebirgen, das ohne neue Seilbahnen, Lifte, Pisten und Beschneiungsanlagen auskommt.

Wie massiv die Aufrüstung in den bayerischen Skigebieten ist, geht aus dem neuen Report "Der gekaufte Winter - eine Bilanz der künstlichen Beschneiung in den Alpen" hervor. Das Prädikat "Schneesicherheit" kann in den meist deutlich unter 2000 Höhenmetern gelegenen Skigebieten nämlich nur noch mit Kunstschnee erreicht werden. Mit ihm wird dem Urlauber versprochen, dass in dem jeweiligen Gebiet zwischen 1. Dezember und 15. April an wenigstens 100 Tagen 30 bis 50 Zentimeter Schnee liegen. "Mit Naturschnee schaffen das aber selbst zahlreiche Regionen in Tirol und der Schweiz nicht mehr", sagt Sylvia Hamberger, die mit Axel Doering den Report verfasst hat. "Deshalb die gigantische Aufrüstung auch in den bayerischen Bergen , die aber angesichts des Temperaturanstiegs immer weniger bringt."

In den Wintersportgebieten des Freistaats werden inzwischen 20 Prozent der Pisten beschneit. Seit 2005 hat sich die Fläche der Kunstschnee-Pisten von 382 Hektar auf 888 Hektar mehr als verdoppelt. "Das bedeutet, dass alle Schneekanonen im Freistaat eine 30 Meter breite Autobahn auf einer Länge von 296 Kilometern mit Schnee belegen könnten", heißt es in dem Report. 296 Kilometer, das entspricht der Strecke von München bis Karlsruhe. Der Freistaat förderte die Aufrüstung seit dem Jahr 2009 mit wenigstens 34 Millionen Euro. Die erhoffte Schneesicherheit konnten all die Anstrengungen aber nicht liefern. Im Gegenteil. Als Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), die auch für Tourismus zuständig ist, im vergangenen Winter den neuen Sessellift und die Beschneiung am oberbayerischen Sudelfeld einweihte, musste sie das symbolisch tun. Denn am Sudelfeld lag kein Schnee. So wie auch dieses Jahr die Abfahrten bisher so gut wie schneefrei sind - trotz der gut 15,6 Millionen Euro, die dort bisher in die Beschneiung und den neuen Lift investiert worden sind.

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