Rekordsommer in Bayern:Auf dem Trockenen

Niedrigwasser Donau

Rekordsommer: Die Hitze führt dazu, dass der niedrige Wasserstand der Donau die Schifffahrt beeinträchtigt.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Starke Hitze und wenig bis gar kein Regen - und das schon seit Wochen. In Bayern wird das Wasser für Schiffe und Pflanzen knapp, Bauern fürchten um ihre Ernte, Tiere brauchen menschliche Hilfe. Eine erste Bilanz.

Von Katja Auer und Christian Sebald, München/Nürnberg

Gleich zweimal wurde im unterfränkischen Kitzingen in diesem Jahr schon ein Hitzerekord gemessen: 40,3 Grad, so heiß war es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht in Deutschland. Dennoch wird der Sommer im Durchschnitt wohl nicht so warm wie der im Jahr 2003, sagt ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes. Damals betrug die Temperatur von Juni bis August im Durchschnitt 19,3 Grad. Momentan liege der Mittelwert bei 18,3 Grad. Weil es besonders im Norden Bayerns aber extrem trocken ist, bringt das Wetter allerlei Schwierigkeiten mit sich.

Die Schiffe

Auf der Donau zwischen Straubing und Vilshofen geht gerade gar nichts mehr. Das Wasser in dem nicht ausgebauten Stück steht nur noch 1,55 Meter hoch. "Das ist selbst für ein leeres Schiff wenig", sagt Jürgen Schillinger, der stellvertretende Leiter des Schifffahrtsamtes in Regensburg. Voll beladene Schiffe können die Strecke nicht mehr passieren, außerdem hat sich ein bulgarischer Frachter festgefahren. Der ist mit Eisen beladen, das nun abgeladen werden muss. Wenn die Baggerschiffe überhaupt herankommen. Schillinger hofft auf Regen am Wochenende, "in dem nicht ausgebauten Bereich sind wir auf Niederschlag angewiesen", sagt er. Das Niedrigwasser betrifft aber auch die Flusskreuzfahrer, die oft von Rotterdam bis Wien oder Budapest unterwegs sind. Sie schaffen es zurzeit aber nur bis Straubing. Dann müssen die Passagiere auf Busse umsteigen und können eventuell in Vilshofen ein Schwesterschiff besteigen. Hat die Reederei keines, ist die Reise zu Ende.

Die Überleitung

Weil die Donau so wenig Wasser führt, wurde in den vergangenen Tagen kein Wasser mehr aus dem Süden nach Franken gepumpt. Das passiert zwar alle paar Jahre einmal, sei aber dennoch selten, sagt Thomas Liepold vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach. Die Donau-Main-Überleitung versorgt seit 1993 den trockeneren Norden mit Wasser, das in den Rothsee gepumpt wird und von dort über Regnitz und Rednitz in den Main fließt. Wenn die Donau zu wenig Wasser führt, dient der Brombachsee als Reservoir.

Nach stärkeren Regenfällen in Schwaben und dem Allgäu kommt der vorübergehend gestoppte Wassertransfer von Südbayern ins trockene Franken nun aber wieder in Gang. Bereits seit der Nacht zum Montag werde wieder Donauwasser vom Main-Donau-Kanal in den mittelfränkischen Rothsee gepumpt. Zudem werde der Reservespeicher Brombachsee im Rahmen der Wasserüberleitung nun etwas stärker angezapft.

Die Hitze macht auch der Bahn zu schaffen: Wegen verformter Gleise ruht seit dem Wochenende der Zugverkehr auf der Nebenstrecke zwischen Bad Windsheim und Steinach bei Rothenburg ob der Tauber. Die Verformungen seien so stark, dass eine Sperrung der 12,5 Kilometer langen Strecke unerlässlich gewesen sei, sagte ein Bahn-Sprecher. Um Druck von den stark gedehnten Schienen zu nehmen, seien inzwischen Teilstücke herausgeschnitten und die Schienen danach wieder zusammengeschweißt worden.

Gärten und Wälder leiden

Die Gärten

In Forchheim und Baiersdorf dürfen die Bürger zurzeit weder ihre Blumen gießen noch das Auto waschen. Der Zweckverband Leithenberg-Gruppe hat das Verbot erlassen, weil der Wasserspiegel so niedrig ist. "Zwei Drittel des Wassers werden als Gießwasser verbraucht", sagt eine Sprecherin. Das Verbot hat sich schon bemerkbar gemacht, der Verbrauch sei bereits gesunken. Zuletzt habe es diese Maßnahme 1974 gegeben. Im heißen Sommer 2003 habe man zwar daran gedacht, das Verbot aber nicht ausgesprochen. Inzwischen ziehen andere regionale Wasserversorger nach.

Die Wälder

Vor allem in Franken, aber auch rund um München und sogar im vorderen Bayerischen Wald sind die Wälder seit geraumer Zeit im Trockenstress. "Das sieht man daran, dass die Bäume ihre Blätter einrollen oder abwerfen", sagt Dirk Schmechel von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising. "Besonders in Unterfranken lassen die Eichen ihre Triebe fallen." Der Grund für das Leiden der Bäume: Es ist so wenig Wasser in den Waldböden wie zuletzt im Jahrhundertsommer 2003. Die Hitze und die Trockenheit begünstigt auch Schädlinge wie den Borkenkäfer. Außerdem ist die Gefahr von Waldbränden extrem hoch. Bisher kam es allerdings nur zu kleineren Feuern. Im Falkenstein-Gebiet im Nationalpark Bayerischen Wald etwa verhinderte ein Wanderer einen größeren Waldbrand. Er meldete der Nationalparkwacht, dass es auf einer Fläche kokelte und die Feuerwehr erstickte den Brandherd.

Die Bauern

Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben - bei Temperaturen von 30 Grad und mehr stellen so gut wie alle Ackerfrüchte das Wachstum ein. Auf vielen Feldern erkennt man mit bloßem Auge, dass die Pflanzen dringend Wasser brauchen. "Besonders schlimm ist es beim Mais", sagt Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband. "Er hat in vielen Lagen noch nicht einmal Kolben ausgebildet." Lediglich beim Getreide und beim Raps sind die Bauern noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen - aber nur, weil sie das meiste schon abgeerntet haben. Die Bauern in Franken leiden viel mehr unter der Hitze als die Landwirte in Oberbayern und Schwaben.

Fische und Vögel kämpfen mit den Bedingungen

Die Fische

"Die Rottach und die Prien, die sind in den letzten Tagen trockengefallen, weil es nicht regnet", sagt Sebastian Hanfland vom Landesfischereiverband. "Das heißt, dass allein in den beiden Flüssen Tausende Bachforellen und Koppen verendet sind." So wie es in jedem weiteren Bachlauf oder Flussabschnitt geschieht, der austrocknet. Mindestens genauso kritisch ist aber, dass viele Gewässer extrem warm sind. "In der Ammer bei Weilheim, da haben wir 24 Grad gemessen", sagt Hanfland. "Das ist für Huchen und Äschen grenzwertig." Die hohen Wassertemperaturen belasten den Kreislauf der Fische extrem, sie fressen nicht mehr und wenn die Hitze zu lange anhält, gehen sie ein. Abhilfe könnte nur eine längere Regenperiode schaffen.

Die Vögel

Die Vögel sind jetzt unbedingt auf Hilfe angewiesen. "Sie brauchen dringend Tränken", sagt Andreas von Lindeiner vom Vogelschutzbund LBV. "Denn ihre natürlichen Wasserstellen wie Gräben oder Pfützen sind längst ausgetrocknet." Das oberste Gebot ist aber, dass die Tränken sauber sind. "Das Wasser muss täglich gewechselt, die Tränke regelmäßig geputzt werden", sagt Lindeiner. "Sonst verbreiten sich tödliche Parasiten." In den vergangenen Jahren kam es deshalb immer wieder zu einem massenhaften Grünfinkensterben. Übrigens: Vögel schwitzen nicht, sie haben keine Schweißdrüsen.

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