Reichsparteitagsgelände in Nürnberg:Steinerne Relikte des braunen Spuks

Hier hetzte Hitler, hier marschierte die SS, hier feierte die NSDAP ihre Parteitage: 66 Jahre nach Kriegsende stehen viele der monumentalen Nazibauten in Nürnberg noch immer. Bilder des Reichsparteitagsgeländes - damals und heute.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Nirgendwo wird der Bau-Größenwahn der Nationalsozialisten auch heute noch so deutlich wie in Nürnberg. Auf dem 16,5 Quadratkilometer großen Reichsparteitagsgelände im Südosten der Stadt fanden während des Dritten Reichs die Versammlungen der NSDAP statt. Mit der riesigen Anlage wollten die Nazis vor allem eines: absolute Macht demonstrieren. Längst wird das Gelände für andere Dinge genutzt wie Volksfeste oder das Festival "Rock im Park". Die unselige Vergangenheit ist dennoch präsent: Ein Dokumentationszentrum erinnert an die Rolle Nürnbergs während der NS-Zeit. Millionen Besucher aus aller Welt haben sich hier bislang über die braune Vergangenheit Nürnbergs informiert. Wie sich das Gelände im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, zeigen wir in dieser Fotostrecke. Im Bild ist die unvollendete Kongresshalle zu sehen - der größte erhaltene Monumentalbau aus der Zeit des Dritten Reichs.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Entworfen wurde das mit Granitplatten "aus allen Gauen des Reiches" verkleidete Gebäude (hier ein Modell) vom Nürnberger Architekten Ludwig Ruff und seinem Sohn Franz. Die Gestaltung der Fassade erinnert bewusst an das Kolosseum in Rom. 50.000 Zuschauer, so der Plan, sollten in dem Bau Platz finden. Doch nach der Grundsteinlegung 1935 wurde nur noch vier Jahre gebaut, weil Hitler den Krieg begann: Die Halle blieb unvollendet.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Inzwischen gehört das Gebäude der Stadt Nürnberg. Nach Kriegsende 1945 wurde das Gebäude zunächst als Lager genutzt. Es gab auch Pläne, das Monument zu einem Sportstadion umzubauen oder ein Einkaufszentrum daraus zu machen. Inzwischen ist der Bau denkmalgeschützt und darf nicht mehr abgerissen werden. Sein Nordflügel beherbergt das Dokumentationszentrum.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Nur wenige Schritte entfernt von der Kongresshalle befand sich damals die Luitpoldarena. 84.000 Quadratmeter war sie groß, bis zu 150.000 Menschen fanden hier bei den Massenaufmärschen der braunen Verbrechertruppen von SA und SS Platz. In einem ursprünglich als Maschinenhalle geplanten und von den Nazis erweiterten Gebäude fanden von 1935 an die NSDAP-Parteikongresse statt.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Die Halle wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Und die Luitpoldarena dient inzwischen als Naherholungsgebiet.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Treffpunkt der Hitlerjugend war während der Reichsparteitage das Städtische Stadion, das allerdings schon vor Hitlers Machtergreifung 1933 erbaut worden war. Hier fanden zahlreiche Aufmärsche und Vereidigungen statt.

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(Foto: ddp)

Nach Kriegsende wurde die Anlage mehrfach umgebaut. Heute dient sie den Kickern des 1. FC Nürnberg als Spielstätte.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Eigentlich sollte es gar keine Kaserne auf dem Reichsparteitagsgelände geben - zumindest hatten die Nazis keine geplant. Doch die SS, die das Areal bewachen sollte, forderte eine Unterkunft. So wurde die sogenannte SS-Kaserne zwischen 1937 und 1939 errichtet.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Kaserne so gut wie unversehrt. Nach Kriegsende wurde die Anlage von der US-Armee genutzt. Als die Amerikaner im Jahr 1992 Nürnberg verließen, zog das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in die Räumlichkeiten.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Größenwahn pur war das Deutsche Stadion (das Foto zeigt ein Modell). Geplant war es seinerzeit als Austragungsort der "Nationalsozialistischen Kampfspiele". Beauftragt wurde der Architekt Albert Speer, der für Hitler auch die Reichshauptstadt Germania entwarf, die nach dem Krieg anstelle von Berlin entstehen sollte. In Nürnberg wollte Speer das "größte Sportstadion der Welt" schaffen. Mehr als 400.000 Zuschauer sollten hier Platz finden, der Grundriss war dem antiken Stadion von Olympia nachempfunden.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Aus Speers gigantischen Plänen wurde nichts: Bis zum Kriegsende 1945 war lediglich die bis zu zehn Meter tiefe Baugrube ausgehoben. Als sie mit Wasser volllief, entstand der heutige Silbersee. Baden wäre hier jedoch lebensgefährlich - das Wasser ist durch Sondermüll mit dem hochgiftigen Schwefelwasserstoff verseucht.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Die Große Straße, Speers Plänen zufolge zwei Kilometer lang und 60 Meter breit, sollte als zentrale Achse Kongresshalle und Märzfeld verbinden. Sie wurde größtenteils fertiggestellt. Hell- und dunkelgraue Platten wechseln sich ab. Jede Platte ist exakt 1,2 Meter lang - was genau der Länge von zwei preußischen Stechschritten entsprach. So sollte das Aufmarschieren erleichtert werden.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Nach dem Krieg nutzte die US-Luftwaffe die Große Straße als Rollfeld. Inzwischen wurde sie saniert und dient bei Events als Parkplatz.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Das Ende der Großen Straße sollte das Märzfeld (das Foto zeigt ein Modell) markieren. Sein Name geht einerseits auf die Einführung der Wehrpflicht im März 1935 zurück, andererseits ist er auch als Anspielung auf den römischen Kriegsgott Mars zu verstehen. Speer entwarf diese Fläche für die Aufmärsche von Wehrmacht und anderen uniformierten NS-Organisationen. 250.000 Zuschauer sollten hier Platz finden. Im Jahr 1938 wurde mit dem Bau der Tribünenanlage begonnen. Doch die Anlage wurde nie vollendet.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

In den Jahren 1966 und 1967 wurden die Tortürme der Anlage gesprengt. Heute befinden sich an dieser Stelle ein Gewerbegebiet sowie Wohnsiedlungen und eine Schule.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Da das Reichsparteitagsgelände jede Menge Strom benötigte, wurde in der Regensburger Straße eine Trafostation errichtet.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Bis zum Jahr 1998 nutzte ein Stromversorger das Gebäude, inzwischen kann hier Fastfood konsumiert werden.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Zwischen dem Städtischen Stadion und der Kongresshalle entstand zwischen 1934 und 1937 das von Albert Speer entworfene Zeppelinfeld, ein 300 mal 300 Meter großes Gelände. Mehr als 100.000 Menschen konnten hier aufmarschieren, die Tribünen boten Platz für 60.000 Zuschauer. Auf den Stufen der 300 Meter langen Haupttribüne an der nördlichen Längsseite nahmen die NS-Führer Paraden ab.

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(Foto: Stadt Nürnberg)

Nach dem Zweiten Weltkrieg sprengte die US-Armee das Hakenkreuz von der Zeppellintribüne. Später wurden die maroden Pfeilerreihen gesprengt. Inzwischen finden immer wieder Veranstaltungen auf dem Gelände statt, etwa die Ausstellung "Faszination und Gewalt". Die Haupttribüne selbst jedoch ist extrem baufällig geworden. Inzwischen wird sie saniert.

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