Regionalliga Bayern:Schade, dass die Münchner Löwen wieder aufsteigen wollen

Regionalliga Bayern: Die Löwen zeigen ihr Können nun auch in der Provinz - das Spiel hier gegen Garching ließ sich immerhin noch mit der U-Bahn erreichen.

Die Löwen zeigen ihr Können nun auch in der Provinz - das Spiel hier gegen Garching ließ sich immerhin noch mit der U-Bahn erreichen.

(Foto: Claus Schunk)

Der Fußballverein musste erst untergehen, um Glück und Zufriedenheit wiederzufinden. Er bereichert derzeit die bayerische Provinz und viele Volksfeste.

Kolumne von Sebastian Beck

Glück und Zufriedenheit haben in diesen Wochen der Zwietracht eine ganz neue Heimstatt gefunden: Bei den Münchner Löwen im Stadion an der Grünwalder Straße und auf diversen Fußballplätzen in der bayerischen Provinz, die von dem Regionalligisten beackert werden - Schalding-Heining etwa, Burghausen oder Garching. Wenn die Sechzger kommen, ist Volksfestzeit. Und obendrein gewinnen sie sogar noch, was auch neu ist. Das erinnert an eine Anekdote aus der Glanzzeit der Löwen, als sie einmal in Straubing gastierten. Auf die Frage nach dem Spielverlauf antwortete ein Zuschauer: "Der Radi hat Schwammerl gesucht." Es war eben nichts los vor dem Tor von Radi Radenkovic.

Dabei ist es gerade einmal drei Monate her, dass die Löwen nach ihrem Abstieg aus der 2. Bundesliga quasi tot umgefallen sind. Ein Besuch in der Westkurve liefert aber Indizien dafür, dass es sehr wahrscheinlich doch ein Leben nach dem Tod und eine Art Paradies geben muss. Die unüberdachte Betontribüne ist der einzige Ort in Bayern, an dem Linke und Rechte, Arme und Reiche, Dumme und Gescheite miteinander feiern.

Ein Ort der gelebten Integration, sofern man sich an die Leitkultur anpasst. Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Geboten. Erstens: kein Handy. Andersfalls kommt wieder der kleine Dicke mit dem Schlapphut und der Sonnenbrille und macht dich zur Schnecke. Zweitens: Was der Capo mit dem Megafon vorbrüllt, sollte man nachbrüllen, sonst gibt es eine persönliche Ansprache ("Hä, des gilt a für di!). Der Rest ist Anarchie oder wird an Ort und Stelle ausverhandelt. Nicht jedem gefällt es beispielsweise, wenn wieder süßliche Cannabis-Schwaden durch die Westkurve ziehen: "Muss denn des sei?" Ja mei, ausnahmsweise.

Auswärts geht es immerhin bis nach Illertissen, das fast schon in Baden-Württemberg liegt. Oder bis nach Buchbach (Bus 7512 ab Bahnstation Schwindegg): Dort wird bei jedem Spiel eine Sau gegrillt. Ja, die Sechzger mussten erst untergehen, um in einem neuen, prallen Provinzleben zu erwachen, wo die größte Gefahr ist, dass man beim Auswärtsspiel vom Maishäcksler überfahren wird oder im Winter beim Warten auf den Bus erfriert. Schade ist eigentlich, dass die Mannschaft auf Platz eins steht. Schlimmstenfalls steigt sie gleich wieder in die Dritte Liga auf. Dann ist es vorbei mit der Gaudi in Bayern.

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