Regensburg:Wolli, Wolli, wos war des für a Story?

Die Korruptionsaffäre um Joachim Wolbergs hat die Rapper Liquid & Maniac zu einem Song inspiriert. Eine halb spaßig, halb ernst gemeinte Abrechnung mit dem beliebten OB, der die Regensburger so enttäuscht hat.

Von Andreas Glas, Regensburg

Die Lyrics sind "in Minuten" entstanden, sagt Achim Schneemann, am Tag danach haben sie das Musikvideo gedreht, und so ein bisschen sieht und hört man auch, dass die Nummer spontan entstanden ist. Spontan, aber nicht kopflos. "Wolli" heißt der Rap-Song, den Schneemann, 31, Künstlername Maniac, gemeinsam mit Harold Merl, 26, aufgenommen hat, der auf der Bühne Liquid heißt.

"Wolli", das ist wiederum der Kosename, den die Regensburger ihrem Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) gaben, der seit bald zwei Wochen wegen Korruptionsverdachts in U-Haft sitzt. Der Song ist eine halb spaßig, halb ernst gemeinte Abrechnung mit dem beliebten OB, der die Regensburger so enttäuscht hat. Auf der Facebookseite der Rap-Crew Demograffics ist das Musikvideo binnen zwei Tagen bereits rund 40 000-mal geklickt worden.

Der Refrain geht so: "Wolli, Wolli, mei liaba Scholli / Wolli, Wolli, wos war des für a Story?". Liquid & Maniac rappen auf Bairisch, Mundart-Rap nennt sich dieses Genre. Vor allem Maniac gehört zu den zentralen Figuren der bayerischen Rap-Szene, manche bezeichnen ihn als besten Rapper der Republik. Und er ist eine Integrationsfigur im Regensburger Musikkosmos, fördert lokale Nachwuchskünstler, hat in der Stadt ein Hip-Hop-Festival auf die Beine gestellt. Ein Förderer der lokalen Musiker war auch Joachim Wolbergs, weshalb Achim Schneemanns Enttäuschung über den SPD-Politiker erst recht groß ist. Wenn all das stimme, was man so über Wolbergs hört, "dann ist es echt schade, für die Kunst und die Kultur hat er wirklich viel gemacht".

Nun also hat Kunstförderer Wolbergs zwei Regensburger Rapper zu einem Song über Machtmissbrauch und Korruption in der Politik inspiriert. Im Video steht eine fünfköpfige Rap-Crew am Donauufer, im Hintergrund ist der Dom zu sehen, die fünf Männer tragen Politikermasken: Obama, Merkel, Trump, Putin, Kim Jong-un. Die Botschaft ist sehr eindeutig - und sehr pauschal: Politiker sind alle gleich, denen geht es doch nur darum, sich selbst zu bereichern. Das sei natürlich überspitzt, sagt Achim Schneemann. "Aber wir wollen zur Diskussion anregen. Jeder meint immer, im guten alten Bayern ist heile Welt und nur woanders sind sie korrupt, in Italien oder so. Das stimmt aber nicht und das war unser Anlass, den Track rauszuhauen."

Darin bekommt neben Joachim Wolbergs auch der in die Bestechungsaffäre verwickelte Bauunternehmer Volker Tretzel sein Fett weg, genau wie der ebenfalls unter Korruptionsverdacht stehende Alt-OB Hans Schaidinger (CSU), dessen Name sich im "Wolli"-Song ganz ausgezeichnet auf "peinlicher" reimt. Peinliche Schlagzeilen hatte kürzlich auch Lokalpolitiker Christian Hanika (Freie Wähler) geliefert, der ein musikantenstadlhaftes Heile-Welt-Lied aufnahm, als neue Regensburger Stadthymne verkaufte und damit einen Shitstorm im Netz auslöste. Mit der Anti-Heile-Welt-Nummer "Wolli", das zeigen die Internetkommentare, können sich die Regensburger gerade etwas besser identifizieren.

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