Regensburg:Die SPD feiert sich selbst

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Vor 125 Jahren wurde der Landesverband gegründet

Im Hinblick auf die Bundestagswahl hat Renate Schmidt der Bayern-SPD Mut gemacht. "Wenn man jetzt sechs Wochen vor der Bundestagswahl schon aufhört, an den Sieg zu glauben, hätte man gar nicht erst antreten sollen", sagte die Ex-Bundesfamilienministerin und frühere SPD-Landesvorsitzende auf einer Festveranstaltung zum 125-jährigen Bestehen der bayerischen SPD in Regensburg. "Wahlen werden in den letzten Wochen entschieden. Zieht die Mundwinkel hoch: Kämpfen kämpfen, kämpfen!" Die stellvertretende Vorsitzende der bayerischen SPD, Johanna Uekermann, betonte, dass man die Partei, vor allem für die Jugend, wieder attraktiver machen wolle, damit sie auch in Zukunft erfolgreich Politik machen könne. Die Feier fand im Regina-Filmtheater in Regensburg-Reinhausen statt, wo sich 1892 der bayerische Landesverband der SPD konstituiert hatte.

Tatsächlich können die Sozialdemokraten in Bayern aber auf eine deutlich längere Geschichte zurückblicken: Sie reicht wie im übrigen Bundesgebiet in die unruhigen Jahre Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Als sich 1892 der Landesverband gründete, stellte die bayerische SPD bereits drei Reichstagsabgeordnete. In der Gegenwart wird die bayerische SPD hauptsächlich als ewige Oppositionspartei wahrgenommen, auch wenn sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit Wilhelm Hoegner sogar einen der ersten Ministerpräsidenten des Freistaats stellte. Für SPD-Landeschefin Natascha Kohnen ist diese Einschätzung falsch. "Auf kommunaler Ebene regiert die SPD in vielen Städten und Gemeinden sehr erfolgreich", sagt sie. "Hier ist bis heute die Machtachse der SPD in Bayern." Zudem habe die Bayern-SPD mit ihrer Politik, ihren Anträgen, ihren Ideen und ihrem Einsatz auch aus der Opposition heraus die Politik der CSU immer wieder maßgeblich beeinflusst. "Aktuelles Beispiel ist die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren, das die SPD schon lange gefordert hat", sagt Kohnen. In anderen Landesverbänden hat die bayerischen SPD den Ruf, besonders links zu sein. Auch das sei nicht richtig, sagt Kohnen, "wir sind viel mehr als das". Dabei verweist sie auf die beiden SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter (München) und Ulrich Maly (Nürnberg), die ihre Städte sehr pragmatisch und unideologisch regieren. Auch personell könne die SPD stolz auf ihre Geschichte sehen. Zum Beispiel mit dem ehemaligen Landeschef, Münchner OB, Bundesminister und Kanzlerkandidaten Hans-Jochen Vogel, der aufgrund seiner schweren Erkrankung nicht zum Jubiläumsfest kommen konnte, und der Ex-Bundesministerin und Landeschefin Schmidt. Was die Zukunft anbelangt, steht für Kohnen fest, dass sie und ihre SPD irgendwann wieder in Bayern regieren wollen. Für Berlin hofft Kohnen, dass die Bayern-SPD bald wieder ein bundespolitisches Schwergewicht stellt.

© SZ vom 21.08.2017 / dpa, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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