Regen:Treffpunkt Zwieseler Spinne

Schreiben Sie der SZ

Von Hengersberg nach Hopferau, von Lohr am Main nach Tyrlaching: Die Bayernredaktion reist kreuz und quer durch den Freistaat. Welche Orte die Reporter dabei besuchen sollen, das bestimmen die Leser. Ungewöhnliche Menschen, Naturschönheiten, besondere Orte, Ausflüge in die Geschichte, seltene Berufe, ausgefallene Hobbys, Stadtgeflüster und Landpartien - all das kommt als Thema für uns in Frage. Schreiben Sie der Redaktion, was und wen Sie in Ihrer Heimat für ganz besonders halten. Per Post an Süddeutsche Zeitung, Bayernredaktion, Hultschiner Str. 8, 81677 München oder per E-Mail an bayernredaktion@sueddeutsche.de. Tipps, aus denen wir eine Geschichte machen, werden mit einer Flasche Wein belohnt. SZ

Die Waldbahn befördert auf drei Routen meist Schüler und Touristen

Auf den Zugzielanzeigen steht: Amsterdam, Innsbruck, Wien, Frankfurt, Dortmund und Leipzig. Die Kreisstadt Regen im Bayerischen Wald scheint also bestens an die Großstädte Europas angebunden zu sein; sogar mit Direktverbindungen. Es sind aber nur historische Metallschilder, die da im Bahnhofsstüberl hängen. Immerhin: Die Bayerwald-Metropole Deggendorf liegt im Streckennetz der Waldbahn. Und vom Endbahnhof Plattling geht's mit anderen Bahnunternehmen über Passau nach Wien, über Regensburg nach Frankfurt und über Landshut zur bayerischen Drehscheibe München.

Für die weite Welt ist die Waldbahn mit ihren zwölf modernen Dieselfahrzeugen und etwa 60 Mitarbeitern auch nicht gedacht. Die Züge fahren auf drei Strecken über den Knotenpunkt Zwiesel - die Zwieseler Spinne. Die Linie 1 verbindet die Städte Plattling und Deggendorf mit Regen, Zwiesel und Bayerisch Eisenstein. Die Linie 2 pendelt zwischen Zwiesel und Bodenmais und die Linie 3 zwischen Zwiesel und Grafenau. Die WBA, so die offizielle Abkürzung, hält auch in Orten, die eigentlich viel zu klein für einen Bahnhof sind. Die ehemalige Regentalbahn, die früher dem Staat Bayern gehörte, wechselte in den vergangenen Jahrzehnten öfter den Besitzer.

Seit einiger Zeit gehört sie zur Netinera Deutschland - einem Tochterunternehmen der italienischen Staatsbahn. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für den Freistaat Bayern den öffentlichen Personennahverkehr plant, finanziert und kontrolliert, will die Strecken im Bayerischen Wald erhalten; auch wegen des Tourismus, der in der Region eine überragende Rolle spielt.

Die kleinen "ReggioShuttle", die auch den Schülerverkehr bewältigen, sind vor allem im Frühjahr, Sommer und Herbst bei den Touristen sehr beliebt: Die drei landschaftlich schönen Strecken führen durch Wiesen und Wälder, durch Schluchten und über Brücken. Sie verbinden zudem viele der zahlreichen Sehenswürdigkeiten im Bayerwald. Christine Hecht, Sprecherin der Bahn: "Deshalb sind auch die kleinen Haltepunkte wichtig." Der Service der Waldbahn kann sich auch sehen lassen: In jedem Wagen sind Zugbegleiter, bei denen man sogar Fahrscheine kaufen kann - ohne Strafgebühr, weil man den Automaten am Bahnhof nicht genutzt hat. Für Urlaubsgäste gibt es das Gästeservice-Umwelt-Ticket (GUTi), das kostenlose Fahrten mit der Waldbahn möglich macht. Probleme mit den Triebwagen können in der Regel schnell in der eigenen Werkstatt in Zwiesel behoben werden. Der Service zahlt sich aus: Im aktuellen BEG-Ranking, bei der Regionalbahnen in regelmäßigen Abständen von wenigen Monaten bewertet werden, liegt die Waldbahn auf Platz 2 von 27.

Für Eisenbahnfans besonders interessant: Der Aufstieg von Deggendorf nach Gotteszell über 250 Höhenmeter - ein Meisterwerk des Streckenbaus im 19. Jahrhundert. Und der Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein - wo tatsächlich noch zwei Bahnsysteme zusammenstoßen und Fahrgäste nach Prag in andere Züge umsteigen müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: