Treffen bei Seehofer:Wie G 8 reformiert werden soll

Nach einem Treffen in der Staatskanzlei zeichnet sich ab: Beim achtjährigen Gymnasium wird es Neuerungen geben. Was die Koalition vorhat - und was die Änderungen für die Schüler bedeuten.

Tina Baier

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will die Diskussion über das achtjährige Gymnasium unbedingt noch vor den Sommerferien beruhigen. Am Montag haben sich deshalb erneut Lehrer-, Eltern- und Schülervertreter mit Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und Bildungspolitikern der Koalition bei Seehofer in der Staatskanzlei getroffen.

SPD warnt vor G8-Schnellschuss

Reformen geplant: Das achtjährige Gymnasium soll verbessert werden.

(Foto: dpa)

An diesem Dienstag beschäftigt sich dann das Kabinett mit dem Thema. Die Opposition sieht das Ganze kritisch: "Pädagogische Fragen und die Probleme der Schülerinnen und Schüler lassen sich nicht einfach schnell schnell wegreden", sagt Thomas Gehring, der bildungspolitische Sprecher der Grünen im Landtag. Der SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold fühlt sich "an des Kaisers neue Kleider" erinnert, "die die bekannten Defizite kaschieren sollen". Ein Überblick über die wichtigsten Änderungen, die das Kabinett wahrscheinlich beschließen wird:

Intensivierungsjahr

Gymnasiasten der Mittelstufe können künftig die achte, neunte oder zehnte Klasse in zwei Jahren statt in einem Jahr absolvieren. In diesem Zusatzjahr sollen die Schüler möglichst individuell gefördert werden. Etwa so: Anton aus der achten Klasse ist naturwissenschaftlich sehr interessiert, in Französisch und Deutsch hat er Defizite. Er entscheidet sich am Ende der Achten für ein Wiederholungsjahr. Die bereits bestandenen Fächer Geografie, Geschichte und Kunst legt er ab.

Dadurch gewinnt Anton Zeit, um zusätzliche Stunden in Deutsch und Französisch zu belegen und so seine Lücken in diesen Fächer zu füllen. Außerdem könnte er einen Wahlkurs "Jugend forscht" besuchen, um auf dem Gebiet, auf dem seine Stärken liegen, zusätzlich gefordert zu werden. "Oberstes Ziel ist, sinnlose Wiederholungen zu vermeiden", sagt Renate Will, bildungspolitische Sprecherin der FDP.

In der zehnten Klasse sollen auch besonders gute Schüler das Intensivierungsjahr in Anspruch nehmen dürfen, etwa um ein Jahr ins Ausland zu gehen. Hintergrund ist unter anderem, dass die Zahl der Schüler, die ins Ausland gehen, im G 8 im Vergleich zum G 9 stark abgenommen hat. Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands, glaubt, dass nur wenige Schüler das Intensivierungsjahr in Anspruch nehmen werden. Das Problem ist aus seiner Sicht, dass die Schüler dafür ihre Klassengemeinschaft verlassen müssen. "Das tun die wenigsten freiwillig", sagt er.

Entrümpelung des Lehrplans

Entrümpelung des Lehrplans

In der zehnten, elften und zwölften Klasse wird in elf von 25 Fächern der Stoff reduziert. Zehnt- und Elftklässler lernen bereits im kommenden Schuljahr nach den neuen Vorgaben, Zwölftklässler 2013/14. In modernen Fremdsprachen wie Englisch und Französisch soll voraussichtlich nicht immer ein ganzes Buch gelesen werden, vorgeschrieben ist wohl nur noch eine Teillektüre.

In anderen Fächern werden Themen aus dem Pflichtprogramm genommen und dürfen dann auch nicht im Abitur abgefragt werden. Die Lehrer können künftig selbst entscheiden, ob sie den Stoff durchnehmen wollen oder nicht. Größere Veränderungen dürfte es in Biologie und Geografie geben.

Auch in Geschichte wird sich wohl einiges ändern. An mehreren Stellen des Entwurfs für den neuen Geschichtslehrplan der elften Klasse, der der SZ in Auszügen vorliegt, steht der Vermerk: "Detailaspekte gestrichen" oder "Verzicht auf dieses Thema, um eine schülerorientiertere Behandlung der übrigen Themen zu ermöglichen". Grob gesagt werden die Schüler in Geschichte wohl weniger über das Mittelalter lernen, dafür mehr über die Neuzeit.

Frühwarnsystem und integrierte Lehrerreserve

Frühwarnsystem

Schüler, die beispielsweise im Zwischenzeugnis zwei Fünfer haben, sollen bereits im zweiten Halbjahr von der Schule konkrete Angebote bekommen, wie sie ihre Leistungen verbessern und so die Versetzung erreichen können. Wie das genau aussehen soll, wird wahrscheinlich den einzelnen Gymnasien überlassen bleiben. Nach Ansicht der FDP-Bildungspolitikerin Will könnten die Schulen zum Beispiel Blockseminare an den Wochenenden oder in den Ferien anbieten.

Integrierte Lehrerreserve

Ein großes Ärgernis für Horst Seehofer sind die nicht abreißenden Klagen über den hohen Unterrichtsausfall an den Gymnasien. Vom kommenden Schuljahr an wird es deshalb an einigen ausgewählten Schulen eine "integrierte Lehrerreserve" geben. Das heißt, die Gymnasien bekommen einen Lehrer oder zumindest einzelne Stunden mehr zugeteilt, als sie eigentlich bräuchten. Wenn ein Kollege krank wird und ausfällt, kann dieser Lehrer schnell und unkompliziert einspringen. Ansonsten kann er beispielsweise eingesetzt werden, um schwächere Schüler gezielt zu fördern.

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