Rechtskonservative Wochenzeitung "Junge Freiheit":Schreibverbot vom Bischof

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Neuer Ärger im Bistum Augsburg: Georg Alois Oblinger, der Stadtpfarrer von Ichenhausen, hat regelmäßig für die "Junge Freiheit" geschrieben - eine rechtskonservative Wochenzeitung. Bischof Konrad Zdarsa ist entsetzt - und hat dem Pfarrer nun die Mitarbeit verboten.

Ulrike Heidenreich

"Aber alles Geschriebene wartet letzten Endes doch auf den Leser. Die Kirche kennt nicht nur das Lesen aus der Heiligen Schrift; sie hat überdies stets empfohlen, den eigenen Glauben durch gute Lektüre zu vertiefen." Fast scheint es, als ob Georg Alois Oblinger, der Stadtpfarrer von Ichenhausen im Kreis Günzburg, sich mit diesen Worten visionär von seinen getreuen Lesern verabschiedet hat.

Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat dem Stadtpfarrer von Ichenhausen, Georg Alois Oblinger, verboten, weiter für die "Junge Freiheit" zu schreiben. (Foto: dpa)

Es war seine letzte Kolumne in der rechtskonservativen Wochenzeitung Junge Freiheit im Dezember vergangenen Jahres. Ob es sich bei seinen Einlassungen tatsächlich um "gute Lektüre" gehandelt hat, daran scheiden sich die Geister der Geistlichkeit. Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat dem Pfarrer nun jedenfalls die Mitarbeit bei der Zeitung offiziell verboten.

"Das ist eine Sache zwischen dem Bischof und Pfarrer Oblinger", sagte Markus Kremser, Sprecher des Bistums. Weiter wolle man sich nicht äußern, außer: "Das publizistische Engagement des Pfarrers bei anderen Medien wie der katholischen Wochenzeitung Tagespost wird aber durchaus geschätzt", so Kremser.

Die Junge Freiheit wird von Politikwissenschaftlern als "Leitmedium der sogenannten Neuen Rechten" und "Scharnier zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus" beurteilt. Hier hatte sich der Ichenhauser Pfarrer seit fast zehn Jahren, meist im wöchentlichen Turnus, zu diversen Themen geäußert.

Seine Kolumnen mit gezeichnetem Konterfei trugen beispielsweise folgende Titel: "Was gewöhnliche Menschen von Prostituierten unterscheidet", "Wenn die Kinder nicht mehr zur Kirche gehen", "Benedikt und die Spalter" oder "Glockengeläut statt Ruf des Muezzins". In seinen Ansichten ging der Pfarrer, Jahrgang 1967, stets konform mit den Ansichten der Zeitung, die sich selbst als "unabhängiges, konservatives Medium" verkauft.

Nicht alle Priester in der Diözese überzeugt

Gegen ihre Erwähnung in Verfassungsschutzberichten hatten die Macher 2005 erfolgreich geklagt. Eine weitere Beobachtung behalten sich aber zumindest die Verfassungsschützer in Nordrhein-Westfalen vor. Mittendrin ein Geistlicher: Name, Adresse und Telefonnummer von Pfarrer Georg Alois Oblinger waren auch auf der Enthüllungsseite Nazi-Leaks.net ( mittlerweile über nazi-leaks.info erreichbar) mit 380 weiteren Autoren und Kontakten der Jungen Freiheit veröffentlicht. Die Zeitung hat deshalb Anfang Januar 2012 Strafanzeigen wegen Ausspähung von Daten gestellt.

Ein Umfeld, das dem Augsburger Bischof Konrad Zdarsa, der ohnehin teils schwierige Altlasten von seinem Vorgänger Walter Mixa übernommen hat, offenbar unpassend für einen Diözesanpriester erschien. Der Ichenhauser Stadtpfarrer habe sich nach einem Gespräch dem Verbot des Bischofs gefügt, so Bistumssprecher Kremser. Bei ihrer Priesterweihe müssen die Geistlichen schließlich ihrem Bischof Gehorsam versprechen.

Zdarsas Verbot scheint freilich nicht alle Priester in der Diözese überzeugt zu haben. Prompt meldete sich am Donnerstag Ludwig Gschwind, der Dekan im Dekanat Krumbach, per Leserbrief in der Augsburger Allgemeinen und bekundete sein Unverständnis.

Schließlich habe man in der katholischen Kirche den Index der verbotenen Bücher vor geraumer Zeit abgeschafft. "Haben wir nun den Index der verbotenen Zeitungen zu erwarten?" fragte Gschwind, der sich als Leser der Jungen Freiheit outete.

© SZ vom 20.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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