Reaktionen auf Seehofer:"Kontinuität ist das Wichtigste"

Die CSU-Basis unterstützt einhellig die Entscheidung Horst Seehofers, als Parteichef und Ministerpräsident weiterzumachen. Dennoch gilt Finanzminister Markus Söder vor allem in Franken als Mann der Zukunft

Von A. Glas, C. Henzler, D. Mittler, C. Rost und Katharina Schmid, München/Nürnberg

Horst Seehofer macht weiter, davon ist die CSU-Basis nicht besonders überrascht. Und darüber zumeist erfreut. Das zeigen die Reaktionen aus ganz Bayern:

Wenngleich Hartmut Sprung, der Vorsitzende des CSU-Kreisverbands Nürnberg Nord, darauf hinweisen muss, dass Nürnberg mit dem Bezirksvorsitzenden Markus Söder "eine jüngere Alternative" zu bieten gehabt hätte. Söder habe sich in den vergangenen Jahren "enorm eingesetzt" und "viel für Nürnberg und Bayern erreicht", sagt Sprung. Und, das habe er wahrgenommen: "Er verfügt über einen wachsenden Rückhalt in der Partei und darüber hinaus." Trotzdem begrüßt Sprung, "dass wir jetzt Klarheit haben und uns auf die Sachthemen konzentrieren können". Nun sei es wichtig, geschlossen nach vorne zu schauen. "Selbstverständlich hat Seehofer unsere volle Unterstützung."

Dass der CSU-Chef vor zwei Jahren ankündigte, nicht mehr zu kandidieren und nun doch als Ministerpräsident weitermachen will, hält auch Thomas Ebeling für eine gute Sache. Die "positive Grundstimmung" in der Partei habe maßgeblich "mit dem Namen Seehofer zu tun", sagt der Schwandorfer Landrat und stellvertretende CSU-Kreischef. Und überhaupt: "Es ist ja nicht verboten, seine Einstellung zu einem Amt den Gegebenheiten anzupassen." Sollte Joachim Herrmann dann noch Bundesinnenminister werden, "haben wir ein hervorragendes Spitzenpersonal". Und Söder? Irgendwann, sagt Landrat Ebeling, "wird seine Rolle noch größer werden, da bin ich mir sicher".

Elisabeth Koch, die Fraktionsvorsitzende der CSU in Garmisch-Partenkirchen, hat im Fernsehen die Rede des AfD-Frontmanns Jörg Meuthen mitverfolgt. "Mit absolutem Entsetzen", wie Koch betont. Noch unter dem Eindruck des Gehörten stehend, sagt sie zu Seehofers Entscheidung: "In Zeiten wie diesen - ernsthaft! - ist Kontinuität das Wichtigste." Denn Kontinuität bedeute auch Sicherheit. Man müsse Seehofer eines lassen: "Er führt Bayern erfolgreich, da kann man sagen, was man will."

Der Friedberger CSU-Vorsitzende Florian Fleig indes ist zwiegespalten, was die am Montag verkündeten Personalentscheidungen angeht. Den anvisierten Wechsel des Innenministers nach Berlin sieht Fleig "sehr positiv". Das sei zwar ein Verlust für Bayern, aber ein Gewinn für Deutschland. "Es nutzt ja nichts, nur in Bayern gute Leute zu haben." Die Entscheidung Seehofers, wieder anzutreten, sieht er kritischer. Die Gefahr bestehe, dass den Ministerpräsidenten das gleiche Schicksal ereile wie Edmund Stoiber. "Wenn einer lange im Amt ist, scharren im Hintergrund andere ungeduldig mit den Füßen und preschen auf einmal nach vorn." Das könnte Streit geben, und "Streit schadet der CSU", sagt Fleig.

Beim Passauer Landrat und CSU-Kreischef Franz Meyer überwiegt vor allem die Erleichterung darüber, "dass wir jetzt Klarheit haben, das war notwendig und wichtig". Nun könne sich die Partei "auch mit den Inhalten befassen" und auf die anstehenden Wahlen konzentrieren. "Er ist der Parteivorsitzende und in dieser schwierigen Gemengelage, auch in der Weltpolitik, stellt er sich in die Verantwortung." Fragt man ihn nach der Personalie Herrmann, klingt Meyer schon deutlich euphorischer. Das Markenzeichen der CSU sei die innere Sicherheit und da habe Herrmann in den vergangenen Jahren "hervorragende Arbeit" geleistet.

Heinz Grundner, seit 2008 Bürgermeister im oberbayerischen Dorfen, begrüßt die Entscheidung Seehofers, schließlich habe der seine Aufgabe als Ministerpräsident schon bisher gut gemacht. "Er hat Bayern nach vorne gebracht und damit bewiesen, was er kann." Grundner glaubt, dass personelle Kontinuität in einem politisch und gesellschaftlich "nicht ganz einfachen Umfeld" sinnvoll sei. Der Dorfener Bürgermeister ist aber auch überzeugt, dass ein Generationswechsel in der CSU trotz der Entscheidung Seehofers "unumgänglich" sei und zeitnah vollzogen werden müsse. Dass Herrmann Spitzenkandidat der CSU für die Bundestagswahl wird und - wenn es nach den Wünschen seiner Partei geht - neuer Bundesinnenminister, sei nur zu begrüßen, sagt Grundner. "Er hat als bayerischer Innenminister bewiesen, dass er die Themen innere Sicherheit und Stabilität beherrscht."

Christian Lange, Chef des Kreisverbands Bamberg-Stadt und zweiter Bürgermeister, sagt: "Die Wahlen sind sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene für die CSU und die Union von so großer Bedeutung, dass jetzt alle Kräfte gebündelt werden müssen." Seehofer sei der richtige Mann zur richtigen Zeit. "Er hat es geschafft, die CSU wieder zur absoluten Mehrheit zu führen." Diese Stärke werde jetzt gebraucht. "Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass die Zeit von Markus Söder noch kommen wird."

Dass nun möglicherweise einer in Franken unglücklich ist, will der Vorsitzende des Nördlinger CSU-Ortsverbandes nicht ausschließen. Steffen Höhn glaubt aber, dass Markus Söder Seehofer "ehrlich unterstützen" wird in seiner politischen Arbeit. Zumindest habe der Finanzminister das so angekündigt, sagt Höhn. "Söder ist ja noch jung und hat noch mehr vor." Die Entscheidung Seehofers, weiterzumachen, begrüßt Höhn. Unter ihm habe die CSU schließlich vor vier Jahren die absolute Mehrheit zurückgeholt. In der geplanten Abordnung des bayerischen Innenministers nach Berlin sieht der Nördlinger CSU-Chef die Chance, dass in Sachen innere Sicherheit im Bund künftig ein anderer Kurs gefahren wird. "Da wünschen wir uns in Bayern ja manches anders", so Höhn.

Der Münchner Stadtrat und CSU-Kreisvorsitzende im Zentrum, Hans Theiss, hätte noch vor einem Jahr nicht geglaubt, dass Seehofer nochmal antritt. Seit ein paar Wochen jedoch sei die Kehrtwende spürbar gewesen, sagt er, und die findet er auch gut. "Niemand ist glaubwürdiger als Horst Seehofer, wenn es darum geht, sich in Berlin durchzusetzen. Und in Bayern wollen die Menschen derzeit Kontinuität", sagt Theiss. Was nicht heißen muss, dass nicht in absehbarer Zeit doch der in der Münchner CSU gut gelittene Markus Söder an die Spitze des Freistaats aufrücken werde. "Das ist eine Frage des Zeitpunkts."

"Ich hätte mir sowohl Ilse Aigner als auch Söder vorstellen können", sagt Christine Bötsch, CSU-Fraktionsvorsitzende im Würzburger Stadtrat. Trotzdem finde sie Seehofers Entscheidung gut. "Er ist verlässlich, er ist erfahren und er kann die Reihen hinter sich schließen." Das sei für die anstehenden Wahlkämpfe wichtig.

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