Raubmord im Getränkemarkt:Angeklagter legt vages Geständnis ab

Prozessauftakt wegen Raubmord in Getränkemarkt

Raubmord im Getränkemarkt: Der 39 Jahre alte Angeklagte (rechts) wird von einem Justizbeamten in den Sitzungssaal im Landgericht Ingolstadt geführt.

(Foto: dpa)

Ein Kassenbeleg wurde ihm zum Verhängnis: In Ingolstadt steht ein Kaufmann vor Gericht, der einen Getränkemarktleiter erstochen haben soll. Die Beute: knapp 3000 Euro. Zum Prozessauftakt will sich der 39-Jährige an vieles nicht erinnern können.

Mit einem vagen Geständnis des Angeklagten hat der Prozess um den Raubmord am Geschäftsführer eines Getränkemarktes begonnen. Der 39-jährige Angeklagte räumte am Donnerstag vor dem Schwurgericht Ingolstadt ein, dass er Gewalt angewendet habe, will sich aber an Details der Bluttat nicht mehr erinnern können.

Ihm wird vorgeworfen, den 61-Jährigen am 13. Juli 2013 in Pfaffenhofen an der Ilm mit vier Messerstichen in den Oberkörper getötet zu haben. Die Anklage lautet auf Mord und Raub mit Todesfolge. Die Beute: knapp 3000 Euro.

In seiner ausführlichen Vernehmung sprach der gelernte Kaufmann aus München immer wieder davon, sehr unterschiedliche Bilder von dem Geschehen an jenem Samstagnachmittag vor Augen zu haben. Vor allem an die tödlichen Messerstiche will er sich nicht konkret erinnern können. "Manchmal habe ich Erinnerungen, dass ja, manchmal, dass nein", sagte er auf Fragen des Vorsitzenden Richters. Und an einer anderen Stelle der Vernehmung antwortete er: "Nach meinen Gefühlen, nach meiner Erinnerung ist vieles möglich und vieles nicht möglich."

Der nach seinen eigenen Worten spielsüchtige ledige Vater einer kleinen Tochter gab lediglich zu, nach längerem Aufenthalt in dem Getränkemarkt spontan den Entschluss zum Überfall auf den 61-Jährigen gefasst zu haben. Vor den tödlichen Stichen will er sich an eine Rangelei mit dem Opfer erinnern, das sich heftig wehrte. Plötzlich habe der Marktleiter ein Messer in der Hand gehabt, was ihm Angst gemacht habe, so der Angeklagte. Als er dem Mann das Messer entwand, schnitt er sich selbst in die Hand. Am Ende lag der 61-Jährige am Boden und verblutete.

"Ich möchte überhaupt nicht sagen, dass das, was die Staatsanwaltschaft mir vorwirft, nicht passiert ist", sagte der 39-Jährige, "ich kann mich nur nicht daran erinnern." Und weiter: "Ich habe ein Bild vor Augen, dass ich neben ihm saß, ein Messer in der Hand." Das Opfer habe auch um Hilfe gerufen.

Daten aus der Registrierkasse

Die Anklagebehörde geht davon aus, dass es der mit über 70 000 Euro verschuldete frühere Zeitsoldat von Anfang an auf die Tageseinnahmen des Getränkemarktes abgesehen hatte, den er selbst im Jahr 2009 mehrere Monate leitete. Auf die Spur kamen die Ermittler dem Mann wegen eines Beleges aus der Registrierkasse des Geschäfts. Der zur Tatzeit 38-Jährige hatte vor dem Überfall mit seiner EC-Karte Getränke kaufen wollen, was nicht gelang. Die Daten waren aber gespeichert.

Bei seiner Festnahme sechs Tage nach dem Verbrechen lag der mutmaßliche Mörder in einer Münchner Klinik, um seine massiven Schnittverletzungen behandeln zu lassen. Die Tatwaffe, ein Messer mit mindestens 16 Zentimeter langer Klinge, wurde nie gefunden. Der Angeklagte gab bei seiner Vernehmung an, es bei seiner Flucht aus dem Getränkemarkt mitgenommen zu haben, glaubt sich aber auch daran nicht wirklich erinnern zu können.

Das Schwurgericht stellt sich wegen der vagen Aussagen des Angeklagten und wegen fehlender Tatzeugen auf einen langwierigen Indizienprozess ein. Es sind weitere 14 Verhandlungstage vorgesehen. Mehrere Sachverständige werden gehört. Die Urteilsverkündung ist für den 25. Juli geplant - fast genau ein Jahr nach der Tat.

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