Prozessbeginn:32-Jähriger soll hochschwangere Frau getötet haben

Lesezeit: 2 min

  • Ein 32-Jähriger muss sich wegen Mordes und eines Schwangerschaftsabbruchs vor dem Landgericht Aschaffenburg verantworten.
  • Er soll eine 24-Jährige umgebracht haben, die ein Kind von ihm erwartete.
  • Sein 25-Jähriger Kumpel steht wegen Beihilfe ebenfalls vor Gericht.

Von Katja Auer, Aschaffenburg

Lea hätte das Mädchen heißen sollen, ein paar Tage später sollte es auf die Welt kommen. Aber Lea wurde nie geboren, sie ist tot, wie ihre Mutter. Vor fast einem Jahr wurde die Leiche der 24-jährigen Rebecca in einer Garage in einem Industriegebiet in Großostheim gefunden. Sie wurde erwürgt, womöglich von dem Mann, der nicht Leas Vater sein wollte.

Ein 32-Jähriger soll die junge Frau umgebracht haben, vielleicht deswegen, weil er nicht zahlen wollte für das Kind und weil er Angst hatte, dass seine Ehefrau und sein Sohn etwas von der heimlichen Affäre und dem unehelichen Kind erfahren könnten. Er soll die hochschwangere Rebecca in den Wald gelockt und erwürgt haben.

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Am Mittwoch beginnt am Landgericht Aschaffenburg der Prozess gegen den Mann und seinen 25-jährigen Kumpel, der eingeweiht war und ihm sein Auto geliehen haben soll, damit der 32-Jährige die Leiche wegschaffen konnte. Mit seinem Roller wäre das nicht gegangen. Der Jüngere hätte die Leiche später verbrennen sollen oder irgendwo versenken, so war es abgemacht.

Die Polizei kam den Tätern zuvor und nahm die beiden fest. Der Ältere ist des Mordes angeklagt, außerdem des Schwangerschaftsabbruchs, der Jüngere der Beihilfe. 25 Prozesstage sind angesetzt, 77 Zeugen sollen gehört werden.

Wie sich der Tag der Tat zugetragen haben soll

Rebecca ist an einem Mittwoch im Mai verschwunden, sie holte ihren damals dreijährigen Sohn nicht vom Kindergarten ab. Das fanden jene, die sie kannten, ungewöhnlich. Niemals hätte die junge Frau ihren Sohn alleine gelassen, hieß es, sie galt als zuverlässig. Am Nachmittag meldete sie ihr Verlobter als vermisst. Die Suche begann, aber zunächst gab es keine Spur.

Am Abend fiel einer Freundin ein, dass sie am Nachmittag mit Rebecca telefoniert habe, als es an deren Wohnungstür geklingelt habe. Es sei der frühere Liebhaber der jungen Frau gewesen, der Kindsvater. Sie werde sich später wieder melden, habe Rebecca gesagt. Das hat sie nicht getan.

Offenbar fuhr der 32-Jährige mit seiner ehemaligen Freundin in ein Waldgebiet, Kabelbinder, Klebeband und ein Bettlaken hatte er wohl dabei. Schon Tage zuvor soll er den Plan mit seinem Kumpel geschmiedet haben, der sollte ihm ein Alibi liefern. Offiziell waren die beiden zusammen im Fitnessstudio in Aschaffenburg. Da ließ sich der 32-Jährige aber nur ganz kurz sehen, dann fuhr er mit dem Auto seines jüngeren Freundes zu Rebecca und mit ihr in den Wald.

Eine Aussprache wird sie vielleicht vermutet haben, immerhin stand die Geburt des gemeinsamen Kindes kurz bevor. Die beiden waren kein Paar, aber das reichte dem Mann offenbar nicht. Er soll Rebecca mehrmals gedrängt haben, das Kind abtreiben zu lassen, aber das wollte sie nicht. Vielleicht musste sie deswegen sterben. Der 32-Jährige soll sie erdrosselt haben, mit bloßen Händen und mit einem Kabelbinder. Das kleine Mädchen in ihrem Bauch muss kurz nach ihr gestorben sein, das hat die Obduktion ergeben.

Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot nach Rebecca, Taucher waren unterwegs und Hunde. Am Freitagabend schließlich kam ein Mann zu den Beamten, der erzählte, sein Freund habe etwas mit dem Verschwinden der jungen Frau zu tun. Der Freund war jener 25-Jährige, der Gehilfe des mutmaßlichen Mörders. Die Polizei nahm ihn fest, wenig später auch den 32-Jährigen, denn der Jüngere hatte seinen Namen genannt. In der Nacht verrieten sie das Versteck der Leiche. Am Samstag fanden die Polizisten die tote Rebecca, drei Tage nach ihrem Verschwinden.

Wenn nun der Prozess beginnt, werden die Eltern der jungen Frau als Nebenkläger auftreten. Jeden Tag gehen sie ans Grab ihrer Tochter, erzählten sie dem Aschaffenburger Main-Echo. Daheim hätten sie eine Gedenk-Ecke im Wohnzimmer eingerichtet, und immer wenn ihr Enkelsohn zu Besuch komme, drücke er die Fotos seiner Mama an sich. Er glaube, dass seine Mama nun ein weißer Schmetterling sei.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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