Prozess:Vorwurf der Veruntreuung

Hilfsorganisation soll Scheinselbständige beschäftigt haben

Von Stefan Mayr, Augsburg

Die "Aktion Hoffnung" stellt sich im Internet dar als eine Hilfsorganisation unter dem Dach der Diözese Augsburg und des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio, ihre Arbeitsprinzipien stehen nach eigenen Angaben unter dem Motto "glaubwürdig helfen". Doch seit Mittwoch muss sich der Geschäftsführer der Augsburger GmbH, Gregor U., vor dem Amtsgericht Augsburg verantworten. Der Vorwurf lautet "Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt" in 92 Fällen, der Gesamtschaden beträgt laut Staatsanwaltschaft 167 000 Euro.

Dem 41-jährigen Manager wird vorgeworfen, er habe zwischen 2009 und 2014 vier Personen als Selbständige beschäftigt, obwohl sie wie Angestellte in den Betriebsablauf eingebunden gewesen seien. Dabei versäumte er es, Sozialversicherungsbeiträge abzuführen.

Die vier Mitarbeiter fuhren die Altkleider-Container der Aktion Hoffnung ab, entleerten diese und brachten den Inhalt zu einer Sammelstelle in Ettringen (Kreis Unterallgäu). Dabei hatten sie fest vorgeschriebene Touren, sie wurden von der Firma Aktion Hoffnung kontrolliert. Zwei der Fahrer benutzten sogar Lastwagen, die ihnen von dem Unternehmen zur Verfügung gestellt worden waren. Der Angeklagte räumte gleich zu Prozessbeginn die Vorwürfe ein. Er stellte im gleichen Atemzug allerdings auch klar, dass er nicht bewusst gegen das Gesetz verstoßen habe. "Für uns ist das sehr bedauerlich", sagte Gregor U., "wir haben mehr als 20 eigene Fahrer, Scheinselbständigkeit ist bei uns kein Prinzip." Er habe sich sogar extra von einer Anwaltskanzlei beraten lassen, doch diese habe ihn offensichtlich falsch informiert. Als Zeichen des guten Willens habe er sogleich veranlasst, dass der Schaden wiedergutgemacht wurde.

Die Altkleidercontainer der Aktion Hoffnung sind in ganz Bayern verteilt. Die besten Stücke verkauft das Unternehmen in fünf Secondhand-Modegeschäften in Augsburg, München, Nürnberg, Passau und Erlangen. Der Erlös soll Entwicklungshilfeprojekten in bedürftigen Regionen zugutekommen. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen seit mehr als 25 Jahren tätig, auf ihrer Internetseite schreibt es: "Wer Menschen in Afrika, Südamerika, Osteuropa und Asien helfen will, muss darauf achten, dass auf dem Weg dorthin nicht die Mitarbeiter, Spender, die Umwelt und damit die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleiben."

Zu den Vorwürfen gaben weder die Diözese Augsburg noch Missio eine Stellungnahme ab. Der Prozess wird am 22. Oktober fortgesetzt.

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