Prozess um verhungerte Sarah:Vater muss ins Gefängnis

"Der Angeklagte unternahm nichts, um Sarah vor dem Hungertod zu retten": Das Landgericht Nürnberg-Fürth hat den Vater des Mädchens verurteilt - wegen Mordes.

Der Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt: Die dreijährige Sarah war im August vergangenen Jahres stark unterernährt und ausgetrocknet in einem Nürnberger Krankenhaus an Kreislaufversagen gestorben. Der Prozess vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth zeichnete das schockierende Schicksal des Kindes noch einmal nach. Nun ist das Urteil gefallen: Der Vater des Mädchens muss für 13 Jahre ins Gefängnis.

Verhungerte Sarah - Großeltern äußern sich

Plüschtiere und Kerzen erinnern im August vergangenen Jahres vor der Türe des Hauses der Familie an die verhungerte Sarah. Im Prozess gegen den Vater des Mädchens ist nun das Urteil gefallen.

(Foto: dpa)

Das Landgericht Nürnberg-Fürth sah es als erwiesen an, dass der 30-Jährige die Verantwortung für den Tod des Mädchens aus dem fränkischen Thalmässing trägt. "Der Angeklagte unternahm nichts, um Sarah vor dem Hungertod zu retten", sagte der Vorsitzende Richter Richard Caspar.

Wie Caspar erläuterte, war Sarah über Monate hinweg nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgt worden. Als sie kurz vor ihrem Tod in ein Krankenhaus kam, "war sie zu einem Skelett abgemagert".

Vor Gericht stand zunächst nur der Vater, die schwer kranke Mutter ist derzeit nicht verhandlungsfähig. "Bei ihr liegt die größere Schuld", erläuterte Caspar. Ihr Mann sei wegen Mordes durch Unterlassen verurteilt worden. Die normalerweise auf Mord stehende lebenslange Freiheitsstrafe sei deshalb abgemildert worden.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann aus dem mittelfränkischen Thalmässing Mord in Tateinheit mit Misshandlung Schutzbefohlener vorgeworfen und eine lebenslange Haftstrafe gefordert. Der Verteidiger des Angeklagten hatte sieben Jahre Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge beantragt.

Nach Erkenntnissen der Anklagebehörde war das Kind von seinen Eltern spätestens von April 2009 an nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgt worden. Außerdem soll Sarah in ihrem Gitterbettchen eingesperrt gewesen sein. Am 10. August 2009 starb Sarah in einer Klinik. Zu diesem Zeitpunkt wog sie nur 8,2 Kilogramm - normalerweise sind Kinder in dem Alter knapp doppelt so schwer.

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